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0901 - Aibons Hexenfalle

0901 - Aibons Hexenfalle

Titel: 0901 - Aibons Hexenfalle
Autoren: Jason Dark
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Riesenspinne.«
    »Aha, da haben wir es wieder. Ich kann mich erinnern, daß wir vorhin von Spinnen gesprochen haben. Und was von den drei Toten zurückblieb, sah auch so aus, als wäre es in einen Kokon oder in Spinnenfäden eingewickelt worden.«
    »Stimmt.«
    »Willst du ihn zerreißen?«
    »Noch nicht.«
    »Aber wir können ihn nicht lassen.«
    »Abwarten.«
    Brian wartete nicht ab und kam zu mir. Er hatte sich einen kleinen Schraubenzieher besorgt, hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger fest und zeigte ihn mir wippend. »Damit könntest du doch mal einen Dehnungstest machen.«
    »Danke.« Ich nahm den Schraubenzieher entgegen und tippte mit der blanken Spitze gegen den Faden. Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, ein Sirren zu hören, das konnte aber auch Täuschung gewesen sein. Ich probierte es noch einmal, und wieder bekam ich das Summen mit, diesmal sogar länger.
    Mir war auch aufgefallen, daß sich der Schraubenzieher nicht mehr so leicht abziehen ließ. Er klebte fest. Ich mußte schon sehr daran ziehen, um ihn freizubekommen. Und aus der Perle wurde ein Faden, der sich immer mehr in die Länge zog, als wollte er das Instrument als Beute behalten. Schließlich hatte ich ihn los und schaute mir zusammen mit Brian Britton die Spitze an, wo eine winzige Kugel wie eine kleine Glasperle fest hing.
    »Nun…?«
    »Ich habe keine Erkenntnis, John.«
    »Mal schauen.«
    »Wie?«
    »Manchmal muß man eben zu ungewöhnlichen Mitteln greifen«, sagte ich und holte, von Brian staunend beobachtet, mein Kreuz hervor. Er gab keinen Kommentar ab, ich aber wollte die Probe aufs Exempel machen und brachte das Kreuz mit einer blitzschnellen Bewegung an den Faden heran - und berührte ihn.
    Ein Sirren, ein ferner Schrei - oder auch nicht - ein peitschendes Geräusch, dann fegte der Faden von mir weg, tanzte durch die Luft und war plötzlich verschwunden, so, als hätte das Dunkel der Nacht ihn einfach gefressen.
    Es war nichts mehr zu sehen.
    Ich stand sehr nachdenklich da, im Gegensatz zu Britton, der nur noch staunen konnte und dann zischte: »Verdammt noch mal, das gibt es doch nicht!«
    ***
    Ted Borner hatte das Gefühl, Eisennägel verschluckt zu haben. Zugleich wurde ihm ganz anders. Er fühlte sich so schrecklich schwach, er hatte Mühe, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Er glaubte an einen schrecklichen Traum, er wollte wegrennen, aber etwas bannte ihn auf der Stelle, und er kam nicht voran.
    Es war unglaublich.
    Er sah seine Frau oder das, was das Ungeheuerliche noch von ihr zurückgelassen hatte. Das gesamte Zimmer war ein einziges Netz aus Spinnweben, die kreuz und quer liefen, so daß sie ein dichtes Knäuel bildeten, wobei der Wirrwarr im Zentrum des Zimmers am größten war.
    Und dieses Zentrum befand sich über dem Bett, in dem Muriel gelegen hatte und nicht mehr so lag, wie man es sich eigentlich hätte vorstellen müssen. Die langen, klebrigen Fäden hatten sich um ihren Körper geschlungen und sie eingewickelt wie in eine Decke. Sie bildeten einen dichten Kokon, als wäre der Körper eine Larve. Er war längst nicht mehr so groß, wie er hätte sein sollen. Die Fäden hatten es geschafft, ihn zu verkleinern, er war trocken geworden, geschrumpft, man hatte ihm den Saft oder was immer ausgesaugt. Muriel war da, aber Muriel war nicht mehr die Frau, die er kannte. Für ihn war sie zu einem trockenen Klumpen oder zu einer Mumie geworden.
    Ted Borner hielt den Atem an. Er wußte nicht, was er denken oder ob er überhaupt denken sollte, und er konnte sich auch nicht vorstellen, woher all diese Fäden gekommen waren, denn es gab kein Zentrum, das sie eventuell abgegeben hätte.
    Keine Spinne, wie man eigentlich hätte annehmen sollen. Das war etwas anderes und trotzdem spinnengleich.
    Die Fäden hielten das gesamte Zimmer besetzt. Die Decke, die Wände, den Boden, sie waren praktisch überall, mal dicht, mal weniger dicht, sie hatten es geschafft.
    Borner schluckte. Er schwitzte. Er hatte Angst, und er mußte immer wieder auf das Zentrum schauen, wo seine Frau lag. Praktisch in der Mitte des Doppelbetts hatte man sie erwischt, hielt sie umfangen und war dabei, sie leerzusaugen, denn die Fäden, dicht an dem kleiner gewordenen Körper, zuckten, und sie sahen aus, als würde eine Flüssigkeit aus dem Körper durch sie hindurchlaufen.
    Ted Borner hatte weiche Knie bekommen. Schatten tanzten vor seinen Augen. Sein Mund zuckte. Er wollte etwas sagen, er wollte auch schreien, aber er tat nichts. Er stand da,
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