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090 - Moerderische Knochenhaende

090 - Moerderische Knochenhaende

Titel: 090 - Moerderische Knochenhaende
Autoren: Frank Sky
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erkannten, daß ihre neue Erzieherin über eine exzellente Ausbildung verfügte.
    Silvana seufzte laut, als Carlotta Vespari endlich erklärte, daß es für heute genug sei.
    „Ich bin erledigt“, gestand sie.
    „Du wirst es überstehen“, entgegnete Carlotta Vespari lächelnd. „Ich muß euch beide loben. Ich bin sehr zufrieden.“
    „Ich möchte noch in den Park gehen, Julia“, sagte Silvana. „Kommst du mit?“
    „Sofort.“
    Carlotta Vespari folgte den beiden Mädchen nach einiger Zeit, hielt sich aber immer so weit von ihnen entfernt, daß sie sich nicht beobachtet und überwacht fühlten.
    Die Zwillinge gingen zur Kapelle. Zögernd blieben sie davor stehen.
    „Was kann schon passieren?“ fragte Silvana. „Carlotta ist in der Nähe. Sie weiß, wo wir sind. Sie würde bestimmt verhindern, daß irgendein verrückter Mörder über uns herfällt.“
    „Natürlich“, erwiderte Julia ernst. Ihre bernsteinfarbenen Augen verdunkelten sich. „Wir haben immer hier unser Abendgebet verrichtet. Warum jetzt eigentlich nicht mehr?“
    „Du hast ja Angst.“
    „Ein wenig.“
    „Hast du so wenig Vertrauen? Es wäre doch eine Probe, wie wir tatsächlich beschützt werden.“
    „Du versündigst dich.“
    „Verzeih.“
    Die beiden Mädchen betraten die Kapelle, die das gewohnte Bild bot. Nichts erinnerte mehr an das grausige Geschehen um das Mädchen aus dem Dorf. Dennoch waren Julia und Silvana unruhig und unkonzentriert. Vor allem die sensiblere Julia ließ sich immer wieder durch Kleinigkeiten ablenken, als sie vor dem Altar auf die Knie sanken und ihre Gebete begannen. Die Rosenkränze glitten durch ihre Finger.
    Draußen wurde es still.
    Silvana hatte die Holztür nicht geschlossen. Sie fühlte sich immer und überall bei geöffneten Türen wohler. Jetzt schwang die Tür langsam zu und fiel ins Schloß, doch die beiden Mädchen merkten es nicht.
    Julia wurde erst nervös, als ihr das Flackern der Kerzen auffiel. Scheu blickte sie zur Seite. Sie sah seltsame Schatten über die Wände tanzen. Sie erschienen ihr im ersten Moment wie verzerrte, männliche Gestalten. Sie begann, sich zu fürchten.
    Unsicher wandte sie sich an Silvana, aber diese kniete tief im Gebet versunken neben ihr.
    Julia versuchte wieder, sich auf das Gebet zu konzentrieren, als ein fürchterlicher Donnerschlag die Kapelle erschütterte. Ein Sturzregen trommelte auf das Dach, und alle Kerzen erloschen – bis auf die eine direkt vor Julia.
    Unwillkürlich schrie das Mädchen auf. Sie streckte ihre Hand nach ihrer Schwester aus, aber die Hand griff ins Leere.
    „Silvana!“ rief sie.
    Silvana war nicht mehr an ihrer Seite, sie war verschwunden.
    Wieder und wieder blitzte es, und Julia erschien es, als würde bei jedem Donnerschlag die Kapelle einstürzen.
    „Silvana!“ schrie sie. „Silvana!“
    Keine Antwort.
    Zitternd vor Angst richtete sie sich auf und drehte sich um. Sie war allein in der Kapelle, die von der einen Kerze nur unzureichend erhellt wurde. Die Blitze waren viel zu kurz, so daß Julia keine Einzelheiten erkennen konnte.
    War da nicht ein Mann? Stand er nicht vor der verschlossenen Tür? Julias Augen weiteten sich. Sie glaubte, eine männliche Gestalt zu sehen, die ein langes Messer in den Händen hielt. Doch dann zuckte abermals ein Blitz herab und schlug in der Nähe ein. Er war hell genug, daß Julia ihren Irrtum erkannte.
    Sie rannte zur Tür, um in den Regen hinauszufliehen, wo sie sich sicherer glaubte, aber das Schloß war verriegelt. Sie rüttelte am Türgriff, ohne jeden Erfolg. Jemand mußte von außen zugeschlossen haben.
    Julia fuhr in panischer Angst herum und hastete auf den verborgenen Seitenausgang neben dem Altar zu. In der Dunkelheit stolperte sie gegen eine große, schwarze Truhe. Sie fiel über sie und stieß sich sogleich wieder von ihr ab, als habe sie ein Stromkabel berührt.
    Knarrend sprang der Deckel des Sarkophags auf.
    „Silvana!“
    Julia sank zitternd auf den Boden.
    Im Widerschein der Blitze sah sie die Leiche ihrer Schwester, die im Sarg lag. Die Tote trug einen Kranz von weißen Rosen auf dem Kopf.
    Julia überwand ihre Angst. Sie streckte ihre Hand vor und tastete nach dem Arm Silvanas, die auf unbegreifliche Weise gestorben und in den Sarkophag gekommen war.
    „Silvana“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Der Arm fühlte sich eiskalt an, als sei die Schwester schon seit Monaten tot. Als Julia ihre Hand zurückziehen wollte, packten die Hände Silvanas sie plötzlich und
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