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090 - Moerderische Knochenhaende

090 - Moerderische Knochenhaende

Titel: 090 - Moerderische Knochenhaende
Autoren: Frank Sky
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Als er sie in ihrem Auto am Friedhof gesehen hatte, war ihm gar nicht aufgefallen, wie vollkommen ihre Figur war. Jetzt fand er, daß sie die noch etwas unreif wirkenden Zwillinge weit übertraf. Sie errötete leicht unter seinen Blicken, kehrte an den Tisch zurück und setzte sich ebenfalls. Sie griff nach ihrem Glas.
    „Warum?“
    „Ich weiß nicht. Sie war so verstört, als ich sie in der Kapelle fand. Mehr als sie es eigentlich hätte sein dürfen. Silvana dagegen schien überhaupt nichts davon gemerkt zu haben, daß der Blitz eingeschlagen hatte.“
    „Das merken viele nicht“, entgegnete er zweideutig und blickte ihr in die Augen.
    „Wirklich nicht?“
    Sie lächelten.
    „Wußten Sie, daß die Marchesa sich ernsthafte Hoffnungen macht, daß ich eine ihrer Töchter heiraten werde?“
    „Nein. Ich hatte keine Ahnung“, antwortete sie überrascht. „Werden Sie es tun?“
    „Was meinen Sie?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Aber ich weiß es.“
    Sein Lächeln vertiefte sich. Er legte seine Hand auf die ihre.
    „Der Abend ist etwas ungemütlich verlaufen, Carlotta. Deshalb möchte ich Ihnen vorschlagen, mit mir in ein kleines Restaurant in Florenz zu fahren, in dem eine fröhliche Stimmung garantiert ist. Was halten Sie davon?“
    „Sehr viel.“
    „Dann wollen wir keine Zeit verlieren.“
     

     
    Es war schon weit nach Mitternacht, als der Sportwagen vor dem Portal zum Schloßpark hielt.
    „Bitte, Piero“, sagte sie. „Es ist besser, wenn du nicht bis vor das Schloß fährst. Ich werde hier aussteigen und zu Fuß gehen.“
    „Allein durch den Park? Hast du keine Angst?“
    „Muß ich allein gehen?“
    „Natürlich nicht.“
    Er zog sie in seine Arme. Sie schmiegte sich an ihn, und sie wehrte seine zärtlichen Hände nicht ab. Sie lösten sich erst voneinander, als ihnen ein Auto entgegenkam und sie in das Licht der vorbeigleitenden Scheinwerfer gerieten. Sie stiegen aus und schlenderten durch den Park. In der Nähe des Portals blieben sie unter einer Platane stehen und umarmten sich noch einmal.
    „Man braucht noch nichts zu bemerken, Piero“, sagte sie leise. „Wenn du kommst, werde ich Sie zu dir sagen.“
    „Die Marchesa wird sich damit abfinden müssen.“
    Er verabschiedete sich von ihr und sie lief zum Schloß hinüber. Er blickte ihr nach, bis sie hinter der großen Tür verschwand.
    Carlotta Vespari zog die Schuhe aus und stieg auf Strümpfen die Treppe hoch. Im Schloß war es still, nur das Ticken einiger Uhren war zu hören. Da sie nicht wollte, daß irgend jemand geweckt wurde, bewegte sie sich ganz leise. Sie erreichte ihr Zimmer und stellte ihre Schuhe auf den Boden.
    Da vernahm sie eine leise Stimme. Sie wehte wie ein Hauch durch das Schloß. Carlotta Vespari kehrte zu der noch offenen Tür zurück und horchte, dabei sah sie sich um. Im Zimmer der Marchesa brannte noch Licht. Die Erzieherin erreichte auf Zehenspitzen die Tür, die zu den Räumen der Marchesa führte. Als sie näher kam, entdeckte sie eine Nische, in die ein Fenster eingelassen war. Vor dem Fenster stand eine Marmorsäule, die vom Licht aus dem Raum der Marchesa erhellt wurde.
    Carlotta huschte zum Fenster und fand es nur angelehnt. Sie zog es auf und glitt auf den Balkon hinaus, der davor lag. Lautlos schob sie sich bis zum nächsten Fenster vor und blickte hinein. Auch dieses Fenster war nicht fest verriegelt, so konnte die Erzieherin die Stimme der Marchesa recht deutlich hören, obwohl sie nicht verstand, was die alte Dame sagte.
    Luisa di Cosimo saß an einem Tisch, auf dem sie allerlei seltsame Dinge vor sich ausgebreitet hatte. Eine Kerze beleuchtete ausgestopfte Kleintiere, getrocknete Blumen und Kräuter, Schnitzereien und Blätter mit rätselhaften Zeichnungen. Im zuckenden Licht der Kerze erschien das Gesicht der Marchesa alt und hexenhaft. Die pechschwarzen Augen glänzten unheimlich.
    Luisa di Cosimo blickte auf ein altes Medaillon. Carlotta glaubte, darauf die Gesichter von zwei Mädchen zu erkennen. Obwohl die alte Dame wenigstens eineinhalb Meter von ihr entfernt war, zweifelte Carlotta von Anfang an nicht daran, daß Silvana und Julia auf dem Medaillon abgebildet waren.
    Die Marchesa sprach leise und beschwörend vor sich hin, ihre Stimme hob und senkte sich geheimnisvoll.
    Sie holte Wachs aus einer Schublade unter dem Tisch hervor und begann, es zu kneten. Carlotta beobachtete das Geschehen bestürzt und fasziniert. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, was die Marchesa trieb. Erst als sie
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