Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift
Autoren: Vladimir Volkoff
Vom Netzwerk:
Saal aus konnte man es bereits nicht mehr sehen. Der glückselige Ausdruck, der auf Nadja Ratans Gesicht gelegen hatte, verschwand. Sie war jetzt nicht mehr die Prinzessin aus dem Märchen, sondern eine junge Frau, die von den unbarmherzigen Herrschern ihres Landes als Verbrecherin angesehen wurde. Zilok war nicht mehr der Prinz, sondern ein eitler Tänzer voller Ehrgeiz.
    Das Pferd stieß an den Steg.
    Zilok stieg als erster aus. Lennet empfing ihn mit einem gezielten Schlag gegen die Schläfe. Phil hielt ihn fest, damit er nicht auf die Bühne hinunterfiel.
    Die grünen Augen von Nadja Ratan öffneten sich weit, als sie Lennet erblickte. »Sie!« murmelte sie.
    »Ja, ich", antwortete er schlicht.
    Sie hatte sich also nicht getäuscht, als sie vor zwei Tagen diesem Jungen mit dem unschuldigen Gesicht ihr Vertrauen geschenkt hatte.
    Sie sprang auf den Steg.
    »Sie werden es gleich wieder hinabholen!« rief sie. »Für die Verbeugung vor dem Publikum.«
    In der Tat: Ein nichtsahnender Maschinist hatte bereits auf einen Knopf gedrückt. Und während der Vorhang niederging, setzte sich auch schon das Pferd in Bewegung, um das Paar auf die Bühne zurückzubringen.
    Aber Phil, der Muskeln besaß wie seine Vorfahren, die Holzhauer gewesen waren, ergriff eine Leiste an der Mauer und hielt es fest. Nadja Ratan machte einen Sprung zur Tür, die in den großen Raum führte. Lennet folgte ihr, und mit einem gekonnten Aufschwung schloß Phil sich ihnen an.
    Jetzt glitt das Pferd, auf dem sich nur noch der bewußtlose Zilok befand, rasch nach unten.
    Ein erstaunter und wütender Aufschrei der vier Asse! Sie verstanden nicht, was vorgefallen war. Dann warf Phil die letzte Rauchbombe, die er zuvor in der Hand abgezogen hatte, auf die Bühne.
    Sofort schrie Grigri, wie verabredet: »Eine Bombe! Eine Bombe! Die Terroristen! Rette sich, wer kann!«
    Die sechs rothaarigen Mädchen in Tanzkleidung verschwanden wieder zwischen den Kulissen.
    Kanar rang kreischend die Hände. »Haltet sie auf! Haltet sie auf!«
    Die vier Asse rasten auf die Treppe zu, die Lennet und Claudius am Mittag benützt hatten, und begannen hinaufzuklettern. Die Polizisten sperrten alle Türen zu und ergriffen eine Tänzerin nach der anderen. Sechs verkleidete Mädchen! Sie schleppten sie der Reihe nach vor Kanar. Aber der schüttelte jedesmal den Kopf und seufzte: »Nein, das ist sie nicht.«
    Unterdessen liefen Nadja, Lennet und Phil durch den großen Raum hinaus auf die Galerie.
    »Wohin lauft ihr so schnell?« fragte ein diensthabender Polizist mißtrauisch.
    Es war nur die Eile, die ihn beunruhigt hatte, denn sonst hatten die beiden Männer in den Abendanzügen und die Frau im weißen Kleid mit dem schwarzen Cape und der Kapuze über dem Haar absolut nichts Verdächtiges an sich.
    Aber er hatte keine Zeit, sich genauer mit ihnen zu beschäftigen, denn inzwischen hatte die Bombe ihre Wirkung getan. Das Publikum drängte entsetzt aus dem Saal, stürzte panisch auf die Ausgänge zu, warf die Polizisten um, wenn sie sich ihnen entgegenstellten und trugen wie eine unaufhaltsame Flut die drei Flüchtlinge mit sich fort nach draußen.
    Draußen in der Kälte beruhigten sich die Gemüter wieder etwas. Die Absperrungen waren bereits weggeräumt, und die jungen Leute gelangten zu ihrem Renault, ohne belästigt worden zu sein. Claudius, der am Steuer saß, drückte aufs Gas, und das Fahrzeug fuhr los. Zur Wohnung Phils.
    Die Tür des Appartements schloß sich hinter ihnen. Phil drehte den Fernseher ab. Die wütenden Schreie von Angela Klys drangen aus dem Nebenzimmer. Unter den überraschten Blicken von Nadja und Claudius zogen sich Lennet und Phil Kapuzen über, die das Gesicht verdeckten, und gingen zu ihr.
    Angela hatte das Bewußtsein schon seit einiger Zeit wiedererlangt. Sie hatte versucht, die Schalldämmung an den Fenstern herunterzureißen. Doch es war ihr lediglich gelungen, sich dabei die Fingernägel abzubrechen. Sie stand mitten im Raum und stieß ununterbrochen schrille zornige Schreie aus.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte Phil durch seine Kapuze hindurch.
    »Ich verlange sofort freigelassen zu werden!«
    »In diesem Fall...«, begann Lennet.
    »Wenn Sie unbedingt wollen", fuhr Phil fort.
    »Werden Sie natürlich freikommen", vollendete Lennet.
    »Wir Terroristen sind immer höflich zu Damen.«
    »Ich rate Ihnen lediglich, sich ruhig zu verhalten", fügte Phil hinzu. »Sonst wäre ich gezwungen, Sie abermals zu betäuben.«
    Angela Klys traute ihren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher