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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift
Autoren: Vladimir Volkoff
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Aufzug. Er war zum Glück leer. Im dreizehnten Stockwerk blieb er plötzlich stehen. Eine alte Dame stand draußen.
    »Wollen Sie hinauf?« fragte Phil.
    »Nein, hinab", antwortete die Frau.
    Sie trat zurück.
    Diesmal hielt der Aufzug erst im sechsundzwanzigsten Stock, wo Phils Wohnung lag. Der Teppich wurde ins Appartement gebracht, Fräulein Klys wurde ausgewickelt, auf das Bett gelegt und eingeschlossen. Im Wohnzimmer lief der Fernseher auf vollen Touren.
    Während Phil sich umzog, untersuchte Lennet schnell die Handtasche der Tänzerin. Er nahm zwei blinkende Gegenstände heraus und prüfte sie sorgfältig. Er nickte befriedigt. Und nachdem er sich einige Zeit mit den beiden Gegenständen beschäftigt hatte, legte er die Handtasche neben die Tänzerin, die langsam zu erwachen begann. Dann schlüpfte er in seinen schicksalhaften Smoking, würgte sich die Krawatte um den Hals und ging dann mit dem Tonband, das Claudius ihm überlassen hatte, zum Telefon.
    Inzwischen hatte Kanar die Truppe wieder beruhigt. Der Fahrer hatte die beiden Rauchbomben gefunden. Feuerwehr und Krankenwagen, die umsonst gekommen waren, fuhren wieder ab. Die Polizeiwagen, die mit heulenden Sirenen gekommen waren, begleiteten den Bus zum Theater. Kanar, den niemand anzusprechen wagte, las den sonderbaren Zettel, der ihm bei dem Tumult in die Tasche geschmuggelt worden war.
    Er zog ein schiefes Gesicht. Sollte er sich wirklich durch ein paar gewöhnliche Terroristen, die so dummes Zeug schrieben, einschüchtern lassen? Das kam nicht in Frage. Er würde heute abend sein Ballett auftreten lassen. Auf jeden Fall würde der erste Teil gezeigt. Aus dem Ballett »Die Schöne und das Untier"
    konnten sie nur Auszüge bringen. Das war traurig für das Publikum. Aber alles in allem war es ja die Schuld der Kanadier, daß Angela entführt worden war. Geschah ihnen also recht.
    Die Entführung Angelas verstand Kanar kaum. Die Terroristen? Oder die Polizei unter der Maske der Terroristen?
    Oder hatte Angela selbst beschlossen, den gleichen Weg zu gehen wie Nadja? Das war völlig ausgeschlossen. Eines aber war sicher: Kanar würde von seinen Vorgesetzten nicht so schnell verziehen werden, daß er nicht wachsam genug gewesen war. Es würde viel Anstrengung kosten, um sie wieder gnädig zu stimmen. Und man mußte trotzdem bei den Kanadiern einen guten Eindruck hinterlassen.
    Kanar stieg mit seinen Leuten am Kunsthaus aus und empfing den Besuch mehrerer hoher Persönlichkeiten der Stadt, die ihm ihre Teilnahme aussprachen und die versuchten, das Ganze zu entschuldigen. Er behandelte sie von oben herab. Er würde seinem Botschafter Meldung machen.
    In diesem Augenblick tauchte Pik-As auf. »Sie werden am Telefon verlangt. Die Botschaft.«
    Kanar eilte ins Büro des Direktors. Der Direktor lächelte breit und deutete auf den Apparat. »Ihre Botschaft in Ottawa, Monsieur Kanar.« Leichenblaß griff Kanar zum Hörer. Konnte der Botschafter schon wissen...? Ausgeschlossen. Und doch... In diktatorischen Staaten bespitzelt jeder jeden, und so war es durchaus möglich, daß einer aus der Truppe den Chef angeschwärzt hatte.
    »Hallo?« sagte Kanar.
    Eine keuchende und zischende Stimme, die er nicht kannte vielleicht war es der Militärattache - klang an sein Ohr und sagte in seiner Sprache:
    »Sie sind eine Null. Sie haben sich vom VTK übertölpeln lassen. Ich verlange, daß Sie das ganze Ballettprogramm von Anfang bis zu Ende aufführen, und wenn Sie die Schöne selbst tanzen. Das ist für Sie die einzige Möglichkeit, Ihre Haut zu retten. Andernfalls...«
    Klick. Der Militärattache hatte aufgehängt. Kanar sah sich um. Er legte Wert auf seine runzlige Haut. Um sie zu retten, würde er alles versuchen!
    Er zögerte einen Augenblick. Er schloß die Augen und öffnete sie wieder. Dann wählte er eine Nummer. »Zimmer 18", verlangte er. Eine bekannte Stimme sagte: »18.«
    »Bringt sie sofort her", befahl Kanar scharf.
    Eine aufgeregte Menge füllte das Kunsthaus. Es waren die gleichen Smokings, die gleichen Abendkleider wie zwei Tage zuvor, aber heute herrschte eine ganz andere, nervöse Stimmung. Daß gestern Nadja Ratan durch Angela Klys ersetzt worden war, weil sie angeblich krank war, erschien schon verdächtig. Heute hatte nun das Radio die Meldung verbreitet, daß Angela Klys entführt worden sei, mitten in Montreal, durch eine perfekt organisierte Gruppe von zwölf Terroristen. Und was würde nun geschehen? Würde man überhaupt das ganze Programm
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