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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht
Autoren: Elizabeth George
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hinausgebracht, und dort mußten wir sein, um die Wahrheit zu erfahren. Und Emily verhielt sich dieser Wahrheit entsprechend. Barbara hatte sie bloß bis zu diesem Moment nicht begriffen. Barlow die Schreckliche. Tüchtig, effizient und absolut gnadenlos. Sie hatte es gerade aufgrund dieser Eigenschaften so schnell zum Chief Inspector gebracht. Doch in Wahrheit war das, was Barbara an der anderen Frau bewundert hatte, wie Schlangengift: für die Kreatur, die es produzierte, völlig harmlos, für jeden tödlich, der ihr irgendwie in die Quere geriet.
    »Du tust es tatsächlich«, sagte Barbara. »Du willst mich anzeigen.«
    »Ganz recht.«
    Sie wollte mit Emily streiten, aber sie merkte, daß ihr der Kampfgeist fehlte. Und Emilys harte Miene sagte ihr, daß es sowieso keinen Sinn hätte.
    »Du bist wirklich völlig daneben«, sagte Barbara schließlich. »Tu, was du nicht lassen kannst, Em.«
    »Das werde ich, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Chefin?« Ein Constable stand an der Tür zu Emilys Büro. Er hielt einen Telefonzettel in der Hand, und er wirkte sehr bekümmert.
    »Was ist denn?« fragte Emily. »Verdammt noch mal, Doug, wenn diese Nervensäge Ferguson -«
    »Nicht Ferguson«, sagte Doug. »Wir hatten einen Anruf aus Colchester. Er kam anscheinend so gegen acht. Der Zettel landete bei den anderen in der Zentrale. Ich hab' ihn erst vor zehn Minuten bekommen.«
    »Und?« »Ich habe eben zurückgerufen. Der Ordnung halber. Sie wissen ja, ich war neulich in Colchester, um Maliks Alibi zu überprüfen.«
    »Na los, raus mit der Sprache, Doug.«
    Er zuckte zusammen bei ihrem Ton. »Na ja, ich hab' mich heute noch mal da umgehört, als wir versucht haben, ihn ausfindig zu machen.«
    Barbara fühlte sich plötzlich sehr unwohl. Der Constable sah aus, als erwartete er einen Befehl wie »Tötet den Boten!«, wenn er seine schlechte Nachricht an die Frau gebracht hatte.
    »In Rakin Khans Viertel waren nicht alle Leute zu Hause, als ich die beiden Male die Runde gemacht habe. Ich habe deshalb meine Karte hinterlassen. Und daraufhin kam dieser Anruf.«
    »Doug, ersparen Sie mir die Einzelheiten. Kommen Sie endlich zur Sache, oder verschwinden Sie.«
    Doug räusperte sich. »Er war dort, Chefin. Malik war dort.«
    »Was reden Sie da? Er kann gar nicht dort gewesen sein. Ich hab' ihn doch selbst draußen auf dem Meer gesehen.«
    »Ich meine nicht heute. Am Freitag abend. Malik war wirklich in Colchester. Genau wie Rakin Khan von Anfang an gesagt hat.«
    »Was?« Emily warf ihren Stift weg. »So ein Quatsch! Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Der Anruf hier« - er wies auf den rosaroten Zettel -»kam von einem Mann namens Fred Medosch. Er ist Handelsvertreter. Er hat ein Einzimmerapartment im Haus gegenüber von Khans Wohnung. Als ich das erste Mal da war, war er nicht zu Hause. Und heute, als ich Malik gesucht habe, war er auch nicht da.« Der Constable machte eine Pause und trat von einem Fuß auf den anderen. »Aber Freitag abend war er zu Hause, Chefin. Und er hat Malik gesehen. In Fleisch und Blut. Um Viertel nach zehn. In Khans Haus. Zusammen mit Khan und einem dritten Mann. Blond, runde Brille, schlechte Haltung.«
    »Reuchlein«, sagte Barbara. »Das gibt's doch nicht.« Sie sah, daß Emily leichenblaß geworden war.
    »Unmöglich«, murmelte sie.
    Doug sah sie unglücklich an. »Von seinem Apartment aus kann er direkt ins vordere Fenster von Khans Wohnung sehen. Es ist das Eßzimmerfenster, Chefin. Und es war heiß an dem Abend, drum war das Fenster offen. Malik war dort. Medosch hat ihn genau beschrieben, bis hin zum Pferdeschwanz. Er wollte schlafen und konnte nicht, weil die Männer so laut waren. Er hat rübergeschaut, um zu sehen, was los wäre. Und da hat er Malik gesehen. Ich habe die Kollegen in Colchester angerufen. Sie fahren mit einem Foto von Malik zu ihm, um ganz sicherzugehen. Aber ich hab' mir gedacht, Sie würden es gleich wissen wollen. Bevor die Pressestelle bekanntgibt, daß - Sie wissen schon.«
    Emily sprang auf. »Das ist ausgeschlossen«, sagte sie. »Er kann nicht dort gewesen sein. Wie soll er das gemacht haben?«
    Barbara wußte, was sie dachte. Der gleiche Gedanke war ihr selbst sofort gekommen. Wie konnte Muhannad Malik an zwei Orten zugleich sein? Aber die Antwort lag auf der Hand: Er war nicht an zwei Orten zugleich gewesen.
    »Nein!« sagte Emily eigensinnig. Doug zog sich diskret zurück. Emily ging zum Fenster. Sie schüttelte den Kopf. Sie sagte: »Gottverdammich.«
    Und
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