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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle
Autoren: Jason Dark
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mit Bäumen und Buschwerk bewachsenes Gebiet, das zwischendurch von flachen Grasflächen bedeckt war.
    Der sternenblaue Himmel zeigte ein dunkles Grau. Der Weg war holprig geworden, und der Rover schwankte manchmal wie ein Schiff.
    Auch der bleiche Lichtteppich tanzte, und Gordy beugte sich plötzlich nach vorn, wobei er mit beiden Händen die Rückenlehne des Fahrers umklammerte. »Da hinten, da hinten ist es!« Er war aufgeregt. »Bitte, Suko, das Fernlicht!«
    »Wird gemacht, Sir!«
    Die hellen Strahlen zerschnitten die Finsternis, und an seinem Ende sahen wir dann den bleichen Streifen, der das Gemäuer erreichte. Das Haus stand ein wenig erhöht und lag frei. Kein Baum störte die Sicht auf die Wand, aber hinter den Fenstern brannte auch kein Licht.
    »Leer?« murmelte Gordy. Seine Stimme klang leicht enttäuscht. »Ob es leer ist?«
    »Was denkst du?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er.
    »Ist es denn sonst anders?«
    »Es war anders. Ich bin ja schon einige Tage weg. Nach einem Sonnenplatz sieht das Haus nicht aus«, fügte er noch hinzu und mußte über sich selbst lachen.
    »Bestimmt nicht.«
    Wir glitten näher an das Objekt heran. Weder an der Tür noch hinter den Fenstern zeigte sich eine Bewegung, geschweige denn ein Lichtschein. Dieses alte Haus wirkte wie eine Totenburg.
    »Es war mal eine Schule«, sagte der Junge. »Die Starks haben es dann umgebaut.«
    »Aha.«
    Suko fuhr bis dicht vor den Eingang, drehte das Lenkrad dann nach links, rangierte einmal und stellte den Rover so ab, daß er mit dem Heck gegen das Haus wies.
    »So, da wären wir.«
    Gordy schnallte sich los. Er atmete tief ein. Ich faßte unter sein Kinn und drehte den Kopf so, daß er mich anschauen konnte. In seinem Gesicht las ich die Furcht, und der Blick seiner Augen war sehr unruhig geworden.
    »Fürchtest du dich?«
    »Ich weiß es nicht, John. Es ist schon komisch, so etwas zu sehen.« Er strich über seinen Hals. »Wir können ja mal im Schlafsaal nachsehen, wer alles da ist.«
    »Wer könnte denn dort sein?«
    Der Junge rieb sich die Knie. »Weißt du, was ich mir denke, John?«
    »Nein.«
    »Daß niemand mehr da ist.«
    »Bitte?«
    »Kein Kind mehr. Das Heim ist verlassen. Es gibt dort keinen Sonnenplatz mehr. Es ist nur noch Schatten. Das Heim ist, ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll. Das Heim ist nicht mehr das, was es einmal war, verstehst du?«
    »Sie haben es aufgelöst.«
    »Ja, die Starks haben wohl gewußt, was passieren könnte. Und da reagierten sie mit Flucht.«
    Er sprach wie ein Erwachsener. Gordy war in diesem Sinne kein Kind mehr, nur noch dem Äußeren nach.
    »Wir sollten es uns trotzdem ansehen und nicht zu lange hier sitzenbleiben«, schlug Suko vor.
    »Okay.« Ich war einverstanden, öffnete die Tür und stieg aus. Gordy blieb noch für einen Moment sitzen. Erst als ich an seiner Seite stand, kletterte er ins Freie.
    Er zitterte. Seine Augen bewegten sich unruhig. Immer wieder glitten die Blicke an der Fassade entlang, als suchten sie dort nach etwas Bestimmten.
    Es gab nichts zu sehen. Dunkle Fenster, ein dunkles Gemäuer, ein verlassenes Haus eben.
    Suko bewegte sich bereits auf die Außentreppe zu. Sie war unten ziemlich breit und verengte sich erst nahe der Eingangstür, die aus zwei Hälften bestand.
    Ich legte Gordy meinen Arm um die Schultern. »Es ist zwar leicht gesagt, Junge, aber du solltest versuchen, keine Angst mehr zu haben.«
    Er nickte, doch seine Antwort bewies das Gegenteil. »Es ist alles so fremd für mich geworden. Ich habe das Gefühl, in ein Haus zu gehen, in dem nur Tote sind, tote Kinder…«
    Ich schwieg, und die Gänsehaut konnte ich beim besten Willen nicht unterdrücken.
    ***
    Suko stand auf der obersten Stufe dicht vor der Tür und schaute sich das Schloß an. Er hatte seine Lampe nicht aus der Tasche genommen. Als er unsere Tritte hörte, drehte er sich um und nickte uns zu. »Wir haben Glück, die Tür ist nicht verschlossen.« Sein Mund zeigte ein flüchtiges Lächeln. »Es ist so, als hätte man uns eingeladen, genau dieses Haus zu betreten.«
    »Eine Falle?« fragte ich.
    »Werden wir feststellen.« Suko hatte die Klinke bereits gedrückt. Dann schob er die Tür nach innen, und wir lauschten den Geräuschen, die dabei entstanden. Es war ein unheimlich klingendes Knirschen und Knarren, das unsere Ohren erreichte. In dem leeren Flur entstand sogar ein Echo.
    »Das Licht ist an der rechten Seite«, flüsterte Gordy.
    Ich hatte den Arm bereits angehoben. Mit der
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