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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle
Autoren: Jason Dark
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Hals hoch. Er drängte sich auf den Ausgang zu und erreichte als letzter den Bahnsteig. Soeben huschte er durch die Tür, dann stand er in der Station und konnte aufatmen.
    Der Blick auf seine Hände zeigte ihm, wie nervös er trotz allem noch war. Die Finger zitterten, und noch immer klebte der Schweiß auf seinem Gesicht. Nur langsam durchquerte er die Station, schlich die Treppe hoch an die Oberwelt und erlebte eine bessere Luft als jenseits der Treppe. Nicht weit entfernt wälzten sich die grauen Fluten der Themse durch das Flußbett. Er befand sich bereits in der Nähe des Hafens. Weiter westlich und nördlich sah er die Skelette der Kräne in den Himmel ragen, er hörte auch die typischen Geräusche der Umgebung, das Tuten der Signalhörner, das Kreischen schwerer Winden und manch hartes Hämmern.
    Das alles war für ihn nur Kulisse, der er sich nicht verbunden fühlte. Das Wissen um die schreckliche Einsamkeit eines verzweifelten Menschen hatte ihn übermannt. Gordy hätte sich am liebsten in eine Ecke gesetzt und losgeheult, wie es sich auch für einen Zwölfjährigen gehört hätte, aber das tat er nicht, denn er spürte auch ein gewisses Pflichtbewußtsein in seinem Innern.
    Ich muß noch einmal dorthin, wo Eden gestorben ist! sagte er sich. Ich muß den Platz sehen und die beiden Männer, Edens Mörder!
    Bei diesem Gedanken wallte wieder Hitze in ihm hoch. Diesmal schaffte er es, seine Haßgefühle zu unterdrücken. Und er lächelte, als ihm dies gelang.
    Der Wind drückte aus westlicher Richtung gegen sein Gesicht. Er brachte unter anderem den Geruch von Fish & Chips mit, und plötzlich freute sich Gordy auch über das Hungergefühl, das in ihm hochstieg.
    Der Imbiß lag eingeklemmt zwischen zwei Geschäften, in denen Ware aus zweiter Hand verkauft wurde. In der Bude leuchtete kaltes Licht, und zwei ältere Frauen standen hinter der Theke. Vorsichtig betrat Gordy den Laden. Der Geruch war irgendwie widerlich, er setzte sich auch sofort in der Kleidung fest, doch Gordy sah ihn als etwas anderes an.
    Er gehörte dazu, er gehörte zum Leben, und der Junge freute sich plötzlich, daß er noch lebte und es die drei Killer nicht geschafft hatten, ihn zu töten.
    Einen von ihnen hatte er wiedergesehen. Der aber lebte nicht mehr. Dafür hatte sein treuer Hund gesorgt. Während Gordy aß, kreisten seine Gedanken um die anderen Killer.
    Er würde sie ebenfalls noch einmal wiedersehen, daran glaubte er fest…
    ***
    Wir warteten auf zwei Berufsmörder, deren Namen und deren Aussehen wir nicht mal kannten.
    Sie würden kommen, das hatte einer von ihnen telefonisch angekündigt. Aber sie wußten nicht, daß sie von Suko und mir erwartet wurden. Zusammen mit einer Frau namens Kate Ross, die in dieser obskuren Pension, einer ehemaligen Kaserne, die Funktion der Hausmeisterin übernommen hatte.
    Kate Ross war ein »pfundiges« Geschöpf, und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Ihr mächtiger Körper flößte Respekt ein, sie hatte hier das Kommando, ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen, aber wer in ihr sogar hübsches Gesicht schaute, der konnte auch erkennen, daß hinter der rauhen Schale ein weicher Kern steckte.
    Sie hatte uns nach dem Telefongespräch mit einem der Killer allein gelassen und war in den Schlafraum gegangen, um sich etwas anders anzuziehen. Wir blieben in dem Zimmer, das für Kate Ross Büro und Wohnzimmer zugleich war. Zu früheren Zeiten hatte hier ein Wachoffizier gesessen, der die Soldaten kontrollierte, jetzt hatte Kate Ross diese Funktion übernommen. Das Fenster in der Wand war hochschiebbar, und durch diese Lücke kontrollierte sie, wenn sie dabei an ihrem Schreibtisch saß, die Tür und einen Großteil des Flurs. Bis hin zur nach oben führenden Treppe.
    Mochte diese Bude früher einmal sauber gewesen sein. Jetzt war sie es nicht mehr. Eine schmutzige Kaserne, in der Menschen wohnten, die ihr Geld durch Gelegenheitsarbeiten verdienten oder auch vom Staat Unterstützung erhielten.
    Wir wollten zwei Killern eine Falle stellen und hofften natürlich, daß es uns gelang. Dabei war es fraglich, ob sie mit dem eigentlichen Fall überhaupt zu tun hatten, denn der drehte sich um Gordy, einen Zwölfjährigen, der mit einem besonderen Stigma versehen war.
    Er hatte das dritte Auge!
    Gordy war ein Psychonauten-Kind!
    So einfach und trotzdem so kompliziert. Keiner von uns beiden hatte mit ihm gesprochen. Wir hatten ihn nur einmal kurz gesehen. Das war hier in der Nähe gewesen, zu einem Zeitpunkt,
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