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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle
Autoren: Jason Dark
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Profi genug, um den Mund zu halten. Seine Lippen blieben verschlossen. Er wußte genau, daß es besser war, sich zurückzuhalten, denn die beiden Gesichter waren nicht unseretwegen erschienen, sie wollten den Jungen.
    Es blieb nicht dabei, denn von unten her, aus dem Bereich der Tür, erschienen geisterhaft vier Hände.
    Zwei gehörten dem Mann, die anderen beiden der Frau!
    Die Hände verdeckten für einen Moment die Gesichter, als würden sich die Personen schämen.
    Dann spreizte sie die Finger, und einen Moment später berührten die Hände die Scheibe. Zumindest sah es so aus. Sie blieben daran, und ich konnte sehr gut erkennen, daß etwas aus der bleichen teigigen Haut der Hände nach unten rann.
    Blut…
    Dickes, schleimiges Blut.
    »Sie haben sich damit selbst verletzt!« keuchte Gordy neben mir. »Sie haben es mir gezeigt. Es war die Schere. Sie wollten mir zeigen, wie groß und mächtig sie sind. Sie wollten auch mich töten, glaube ich. Es ist alles furchtbar und schrecklich. Ich sollte erfahren, daß ich nicht fliehen kann, ich muß wieder zu ihnen zurück. Sie wollen mich holen, John, mich ganz allein.«
    »Sie werden gar nichts«, erklärte ich mit ruhiger Stimme. »Jetzt sind wir bei dir.«
    »Aber ihr könnt nichts…«
    »Doch, wir können«, flüsterte ich. Für einen Moment schaute ich die bleichen Totengesichter nicht mehr an und konzentrierte mich auf den Jungen.
    Sein Auge zuckte und pulsierte. Die inneren Umrisse zeigten eine gewisse Nässe, das Strahlen war nicht so stark. Mir kam es vor, als hätte das Auge einiges von seiner ursprünglichen Kraft verloren, was nicht zu sein brauchte.
    »Du bleibst hier im Wagen«, flüsterte ich Gordy zu.
    »Und du? Was willst du machen?«
    »Ich steige aus.«
    »Du willst zu ihnen?«
    »So ist es!«
    Er wollte protestieren, da aber traf ihn bereits die kühle Luft, als ich die Tür geöffnet hatte. Es war etwas windiger geworden. Die Luft schmeckte nach Frische, was man von der in London nicht gerade behaupten konnte. Suko blieb sitzen, er hatte sich aber losgeschnallt und würde blitzschnell eingreifen können.
    Um die Gesichter zu erreichen, mußte ich um den Wagen herumgehen. Ich nahm mir die Heckseite vor, weil diese Strecke kürzer war, und stand plötzlich vor ihnen.
    Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich nie richtig nur an die beiden Gesichter geglaubt. Nun sah ich überdeutlich, daß es nur Gesichter waren und keine Körper.
    Sie schwebten vor mir, als hingen sie an hauchdünnen Fäden. Sie zitterten nicht, sie hingen in all ihrer Blässe in der Luft, wie zwei künstliche Geschöpfe.
    Zwei wie die Hölle?
    Nicht direkt, eher zwei wie Totenmasken, die durch eine fremde Kraft zu einem dämonischen Leben erwacht waren. Jennifer und Jonathan Stark, beide glichen sich, und es lag eigentlich auf der Hand, daß ich hier Geschwister vor mir sah.
    Böse Geschwister.
    Personen, die sich in einem Kinderheim eingenistet hatten und es für ihre Zwecke mißbrauchten.
    Ich hielt den Atem an, während ich mich vorsichtig bewegte und nach meinem Kreuz griff. Es hing noch unter meiner Kleidung verborgen. Es meldete sich auch nicht, und seine Starre machte mich nachdenklich. Die Gesichter zeigten keine Regung, als ich nach der Kette am Hals griff und das Kreuz durch das sanfte Ziehen sachte an meiner Brust in die Höhe gleiten ließ.
    Es rutschte aus dem Ausschnitt hervor und landete sanft in meiner Handfläche.
    Wunderbar - ich fühlte mich gut, sicher und geschützt vor dem verfluchten Bösen.
    Das Böse waren sie. Das Böse waren die beiden Gesichter der Geschwister. Totenmasken, unter Umständen gefüllt mit einer dämonischen Macht, die mir seltsamerweise nicht entgegenstrahlte.
    Auch das Kreuz zeigte keine Reaktion, obwohl ich es offen trug. Es behielt seine Temperatur bei.
    Ich verstand die Welt nicht mehr.
    Oder war ich noch zu weit entfernt?
    Ich ging näher an die beiden Gesichter heran. Das Kreuz in einer Höhe haltend, daß sie es auch erkennen konnten. Die starren Blicke mußte es registrieren, es würde etwas passieren und…
    Totenblicke!
    Das war es.
    Sie registrierten nichts. Sie waren tot, kein Leben mehr steckte in ihnen, denn es glitt einfach an ihnen vorbei.
    Totenblicke!
    Ich ging noch einen Schritt nach vorn - und die beiden Gesichter lösten sich auf, bevor ich sie berühren konnte. Ich hörte nicht mal ein leises Zischeln oder Fauchen, sie verschwanden wie von der berühmten Bildfläche, und mir blieb nichts anderes übrig, als ins Leere zu
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