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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle
Autoren: Jason Dark
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erinnern?«
    Der Junge hob den rechten Arm, knickte den Finger ab und deutete auf seine Stirn. »Dort.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kann es dir nicht genau sagen«, gab er leise zurück, »aber da ist etwas gewesen. Er, nein, sie wollten herausfinden, was ich da gehabt habe. Sie wollten was von mir.«
    »Und?«
    »Bitte, ich kann es dir nicht sagen. Sie haben es auch nicht geschafft, denke ich.«
    »Wie taten sie es?«
    »Sie schauten mich an. Sie schauten mich starr an. Es war dunkel, nur ich saß im Licht und…«
    »Weiter!«
    Gordys Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. »John, ich kann mich nicht erinnern!« Er zischte die Worte. Ich hatte auch gesehen, wie er sich quälte, und er holte danach tief Luft.
    »Hypnose?«
    Der Junge senkte den Kopf. Ich war mir nicht mal sicher, ob er meine Frage verstanden hatte.
    Einige Male schluckte er, räusperte sich, seine Kehle war frei.
    »Kamen sie durch? Haben die beiden es geschafft, diese Sperre zu durchbrechen?«
    »Nein, das ist… Himmel, John, du darfst mich nicht fragen!« Er trommelte mit beiden Fäusten neben sich auf den Sitz. »Du darfst es einfach nicht, John.«
    »Schon gut, schon gut. Es war nicht so gemeint.« Ich strich über sein Haar und hörte, wie er aufstöhnte. Dann legte er seinen Kopf zurück und drückte ihn gegen das Polster. Gordys Mund stand offen. Sein Atem floß hektisch über die Lippen, und er hielt die Augen verdreht. Das Gesicht war naß, er schwitzte.
    Ich fand es im Wagen auch zu warm und öffnete ein Fenster. Der kühle Luftstrom fauchte herein, mein Blick war nicht mehr durch hohe Häuser eingeengt, ich konnte erkennen, daß wir uns mittlerweile auf dem Motorway befanden, was Suko in den folgenden Sekunden auch bestätigte.
    »Wir haben London verlassen, John, und fahren jetzt über die A 1. Bis Luton ist es dann nur mehr ein Katzensprung, wobei ich hoffe, daß uns Gordy weiterhelfen kann. Du weißt, was ich meine?«
    »Sicher wußte ich das.« Luton ist ein ziemlich großer Ort. Da konnten wir den Rest der Nacht fahren, ohne die Schule zu finden. Gordy mußte uns einfach helfen.
    Im Augenblick war es nicht günstig, den Jungen anzusprechen. Er hatte ziemlich hart reagiert und sich dabei sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Vielleicht war es auch zuviel für ihn gewesen. Eine Menge von Fragen, auf die er kaum Antworten hatte geben können, aus welchen Gründen auch immer.
    Dennoch war er der Schlüssel zu einem Geheimnis, hinter dem auch die Starks her waren.
    Ich mußte, wenn ich Gordy anschaute, immer an einen anderen geheimnisvollen Jungen denken. An Elohim, dessen Vater Raniel ein Engel und ein Gerechter war, wie er sich selbst genannt hatte.
    Elohim war zwar nicht elternlos aufgewachsen, aber sein richtiger Vater - Raniel eben - hatte sich erst später gemeldet und ihn dann nach einigen Irrungen und Wirrungen mitgenommen.
    Lief es bei Gordy ähnlich ab?
    Mit diesem Gedanken wollte ich mich noch nicht vertraut machen. Ich glaubte nicht daran, sein Geheimnis war ein anderes. Er gehörte zu den Kindern der Psychonauten, zudem war es für mich neu, daß die Psychonauten überhaupt Kinder hatten.
    »Sind wir bald da?« fragte Gordy plötzlich.
    »Es sieht so aus.«
    Er blickte wieder aus dem Fenster wie jemand, der versuchte, einiges zu erkennen. Das war nicht einfach, denn die Landschaft huschte nur so vorbei. Sie war wie ein Schatten, der nie und nimmer aufhörte. Wir glitten hinein und hindurch, und nur hin und wieder wurde die Schattenwelt durch die Scheinwerfer anderer Fahrzeuge aufgerissen.
    »Kannst du trotzdem etwas erkennen?« wollte ich von ihm wissen und tippte ihn dabei an.
    »Nein.«
    Seine Antwort war zwar klar gewesen. Sie hatte mir trotzdem nicht gefallen, was wohl am Klang der Stimme gelegen haben mußte. »Etwas ist anders mit dir, Gordy.«
    »Warum?«
    »Ich spüre es.«
    Er hob die Schulten, blicke wieder gegen die Scheibe und murmelte: »Nein, erkennen kann ich nichts.«
    »Aber…?«
    »Es kommt etwas auf uns zu. Das spüre ich sehr deutlich, John.« Nach diesen Worte drehte er den Kopf und schaute mich direkt an.
    Ich sah seine Augen funkeln. Sie zeichneten sich im Dämmer des Wagens deutlich ab, aber nicht die Augen waren für mich interessant, ich betrachtete seine Stirn und hatte den Eindruck, als würde sich die Haut dort von allein bewegen. »Spürst du es hinter der Stirn?«
    Gordy deutete ein Nicken an.
    »Der Druck?«
    »Ja!« stieß er plötzlich flüsternd hervor. »Ja, ich merke den Druck sehr
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