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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller
Autoren: Jason Dark
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sich und gab ihren beiden Helferinnen bekannt, daß sie bleiben und die Kadaver nach draußen schaffen sollten.
    Ohne sich um uns weiterhin zu kümmern, schritt sie auf die Tür zu, um den Raum zu verlassen.
    Marco schaute mich an. In seinen Augen las ich ein regelrechtes Flehen. »Sollen wir mit?«
    »Und ob«, erwiderte ich. »Du willst doch deine Schwester sehen, oder nicht?«
    Er zögerte mit der Antwort. »Ja, ich will sie sehen«, gab er zu, »aber zugleich fürchte ich mich davor.«
    »Das kann ich mir denken«, murmelte ich…
    ***
    Lucille ging durch den Keller, als wäre er zu ihrer Heimat geworden. Sie schaute sich dabei um, entdeckte all das Fremde in dieser trüben Finsternis, und sie gestand sich ein, daß es nicht mehr fremd für sie war. Sie fühlte sich wohl, sie war diejenige Person, die alles im Griff hatte. Sie gehörte hierher, das Gewölbe war zu ihrer zweiten Heimat geworden, und ihre Stärke nahm zu.
    Jemand steckte in ihr. Die neue, die andere Kraft, die es geschafft hatte, das Menschliche zurückzudrücken. Sie war eine Person, die Macht über andere erlangen würde, die sich wie neugeboren fühlte. Und deshalb lag auch das Lächeln auf ihren Lippen, denn das Andere in ihr würde sie immer weiter hinein in das neue Leben führen und sie zu einer Person machen, um die sich vieles drehte.
    Sie würde ein Mittelpunkt werden. Man würde sie verehren, man würde zu ihr hochblicken, denn sie brachte eine Botschaft, die uralt war.
    Sie ging durch den Keller und fand sich in diesem Labyrinth zurecht, als hätte sie es schon immer als eine Heimat angesehen. Keine Wand stand ihr zu schräg. Keine Mauer konnte sie aufhalten. Sie glitt wie ein Schatten an ihr vorbei, und Lucille stellte fest, daß sie auch im Dunkeln sehen konnte.
    Zielsicher näherte sie sich der Treppe und damit dem Ausgang, was für sie ungemein wichtig war.
    Der Keller war für sie nicht mehr gut genug, sie mußte ihn verlassen, denn sie wollte die Botschaft hinaus in die Welt tragen.
    Sie war nur noch äußerlich Lucille, ihr Inneres hatte sich verändert.
    Man wartete auf sie, man wollte sie endlich kennenlernen. Man war auf sie eingestellt, aber nicht nur Freunde, sondern auch Feinde, und die lauerten in der Nähe. Lucille spürte sie, beide wollten ihr das nehmen, was in ihr steckte, und sie war nicht bereit, die neue Identität abzugeben. Sie würde sie behalten, jetzt, morgen, übermorgen und für alle Zeiten. Etwas anderes kam für sie nicht in Frage.
    Hineingehen in die Welt und die Botschaft aus der anderen verbreiten. Nicht mehr und auch nicht weniger.
    Und die Welt würde sich wundern, wenn sie von ihm hörte, der jetzt in ihr steckte.
    Vor der Treppe stoppte Lucille. Sie runzelte die Stirn. Leer lagen die Stufen vor ihr, aber von oben her empfing sie eine Botschaft, die ihr nicht paßte.
    Dort hielten sich Feinde auf.
    Nicht sichtbar, aber deutlich zu spüren. Sie warteten darauf, daß sie sich zeigte und einen Fehler beging.
    Die Veränderte lächelte. In ihre Augen trat wieder die gefährliche Röte. Etwas gab ihr einen Anstoß.
    Das Andere in ihr erklärte Lucille, daß sie jetzt gehen mußte. Das Gewölbe verlassen, sich ein Versteck suchen und abwarten.
    Lucille huschte die Stufen hoch, so leichtfüßig, als wäre die andere Kraft dabei, sie zu tragen. Die schaurige Umgebung interessierte sie nicht mehr, es gab jetzt andere Dinge, die sie in die Hand nehmen wollte, und als sie die Oberwelt erreichte, da sah sie den Schnee, der einen Vorhang in die Luft gelegt hatte und dabei war, das Land in ein riesiges Leichentuch zu verwandeln.
    Ihr sensibles Gehör nahm Stimmen wahr, die ihr überhaupt nicht gefielen.
    Sie kannte die Stimmen von früher, aber sie mochte sie nicht mehr.
    Haß strömte hoch!
    Noch waren sie weit genug entfernt. Vor ihr lag der kahle Gang, wo sich keine Menschen sehen ließen.
    Lucille nutzte die Chance aus. Sie huschte in eine der Zellen hinein und wartete dort.
    Viel Zeit verstrich nicht, als sie die Stimmen und auch die Tritte hörte. Lucille stand an der Tür. Die Augen schimmerten noch gefährlicher, sie war bereit, alles einzusetzen, wenn sich die Tür öffnete und ihre Feinde die Zelle betreten wollten.
    Sie gingen vorbei. Die Geräusche verklangen. Nichts, aber auch gar nichts war mehr zu hören. Um Lucilles Lippen huschte ein Lächeln. Sie wußte, wo die anderen waren. Sie würden im Keller nachschauen, denn Helene hatte sie verraten.
    Es war nicht weiter schlimm, aber Lucille nahm sich
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