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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller
Autoren: Jason Dark
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bewegen.
    Auch Lucille wollte weitermachen. Um mich kümmerte sie sich nicht. Ihren eigenen Bruder wollte sie als ersten ausschalten. Ich mußte daran denken, welche Kraft in ihr steckte, und bekam es wieder demonstriert. Als sie sich mit der linken Hand auf der Kühlerhaube abstützte, da hörte ich das leichte Dröhnen, das selbst der Schnee nicht ersticken konnte. Ich wußte, was geschehen war. Die Hand hatte eine Mulde in die Haube gedrückt.
    Endlich begriff auch Marco, was die Stunde geschlagen hatte, zumal ihn mein zweites Rufen erreichte. Er lief um das Heck des Clio herum. Es waren nur mehr ein paar Schritte, bis er mich erreichte.
    Gleichzeitig drehte sich auch seine Schwester.
    Diesmal war Marco schneller gewesen.
    »Nimm meine Pistole!« fuhr ich ihn an. »Los, nimm sie! Schieß, Marco. Schieß ihr die Kugeln in den Körper!«
    Er hörte meine Worte, er starrte. Wahrscheinlich wollte es ihm nicht in den Kopf, daß er auf seine eigene Schwester feuern sollte. Das war zu viel für ihn.
    »Sie ist nicht mehr deine Schwester!« brüllte ich.
    Es mußten wohl diese Worte gewesen sein, die den Damm bei ihm gebrochen hatten. Er rutschte noch ein Stück vor und fiel neben mir auf die Knie. Ich sah, wie er weinte und preßte immer wieder hervor, daß er endlich die Waffe an sich nehmen sollte.
    Er trug keine Handschuhe, aber noch waren die Finger nicht zu steif gefroren. Außerdem stand er so stark unter Strom, daß er daran nicht mehr dachte.
    »Mach es!«
    Er nickte.
    Dann griff er zu.
    Ich hörte hinter mir das Knirschen auf der Schneefläche und wußte, wer sich uns näherte.
    Marco hielt die Beretta mit beiden Händen. Er richtete sich auf. Ich lag vor ihm und er zielte geradewegs über meinen Körper hinweg. Er weinte dabei, er bewegte seine Lippen, und plötzlich feuerte er.
    Einmal, zweimal, dreimal…
    Er zuckte jedesmal zusammen, auch ruckte die Beretta in seinen Händen, und dann war er nicht mehr in der Lage, sie zu halten. Sie rutschte ihm aus den Fingern, landete auf meinem Bauch und wenig später im Schnee, als ich mich herumwälzte.
    Ich wollte sehen, was mit Lucille geschehen war.
    Marco hatte sie getroffen. Auch Lucille lag im Schnee. Sie war auf den Rücken gefallen und rührte sich nicht. Zwei Einschußlöcher sah ich in ihrer Brust. Die dritte Silberkugel hatte sie verfehlt.
    War sie tot?
    Ich wollte es genau wissen. Diesmal stützte ich mich mit der linken Hand ab. Ich hatte keine Zeit mehr, die Waffe im Schnee zu suchen, wo sie eingesackt war. Etwas in mir sagte mir, daß es auf jede Sekunde ankam. Mit der rechten Hand, in deren Finger wieder etwas Gefühl gekommen war, tastete ich nach der Kette, um das Kreuz als Schutz einzusetzen.
    Ich schaute dabei auf den Körper, der so starr und mit geschlossenen Augen vor mir lag.
    Mein Kreuz lag endlich frei.
    Da öffnete Lucille die Augen.
    In diesem Moment wußte ich, daß der Dämon in ihr stärker war als das geweihte Silber, und ich wußte auch, daß ich ihn nicht mehr entwischen lassen durfte.
    Deshalb warf ich mein Kreuz auf den Körper der liegenden Frau!
    ***
    Auch wenn ich mich nicht eben topfit fühlte, verfehlen konnte ich ihn nicht. Der Talisman traf das Geschöpf in dem wichtigen Augenblick, als es dabei war, sich aufzurichten und dieses silberne Etwas auf es zuflog.
    Es gab keine Reaktion im Gesicht. Kein Schreck, kein Wissen malte sich ab, dazu ging alles zu schnell.
    Aber das Kreuz erwischte Lucille.
    Und es blieb liegen!
    Lucille ruckte trotzdem hoch. Sie schaffte es aber nicht, sich zu setzen. Sie blieb seltsamerweise in dieser gekippten Haltung, und die Macht des Kreuzes zeigte seine Wirkung. Etwas war in sie hineingeströmt, um gegen den Dämon und das Böse in ihr anzukämpfen. Es fing dort an, wo sich das Zentrum befand.
    Plötzlich zerplatzten ihre Augen!
    Sie schossen hervor wie rote Kugeln, und ich duckte mich instinktiv, aber ich wurde nicht getroffen, denn diese Kugeln zersprühten blitzartig zu Funken oder Staub. So genau war es für mich nicht zu erkennen. Dafür sah ich etwas anderes.
    Leere Augenhöhlen in einem grau gewordenen Gesicht, das wie eine Trümmerlandschaft wirkte, in der die Fenster ausgebrannt waren. Ein Gesicht, das auch nicht so blieb, sondern dunkler und immer dunkler wurde. Eine schwarze, verbrannt wirkende Farbe, eine Haut, die keine mehr war, sondern eher wirkte wie dicke Pappe, die verkohlt war.
    Nicht nur das Gesicht hatte es erwischt. Auch der Körper verbrannte von innen her, ohne daß irgendein
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