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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller
Autoren: Jason Dark
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hätte ebenfalls froh sein und jubeln können, doch ich tat es nicht. Statt dessen schritt ich nachdenklich und grübelnd hinter den beiden her, immer auf der Suche nach einem Fallstrick.
    Es gab auch welche!
    Helene war tot, aber sie war nicht die einzige Person gewesen, die wir kennengelernt hatten.
    Da hatte es noch zwei andere Frauen gegeben, doch sie waren verschwunden. Ebenso die Leichen der beiden Hunde. Mir fiel ein, daß sie nach draußen gebracht werden sollten. Das war sicherlich auch geschehen, aber die Frauen hätten zurückkehren müssen.
    Ich war drauf und dran, wieder zurückzugehen, ließ es dann bleiben, denn als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich, wie weit der Bau bereits entfernt war.
    Es lohnte sich nicht mehr, ich würde es später tun und mich auch mit meinen französischen Kollegen in Verbindung setzen.
    Einmal hatten wir den Zaun schon überklettert. Diesmal mußten wir ihn von der anderen Seite überwinden, denn das Tor war zu weit entfernt.
    Der Clio stand jenseits des Zauns, auf dessen Dach der Schnee eine weiße Haube hinterlassen hatte.
    Das Auto sah aus wie eingepackt. Um starten zu können, mußten wir es erst vom Schnee befreien.
    Den Zaun ließen wir locker hinter uns. Wir landeten weich im Schnee und Marco legte seinen Arm um die Schultern der Schwester. »Nur noch ein paar Minuten, Lucille, dann haben wir es geschafft. Wir müssen die Scheiben…«
    »Ja, bitte, macht schon.«
    »Kommst du, John?«
    »Okay.«
    Mit den Händen fingen wir an. Ich an der rechten, Marco an der linken Seite. Einmal fragte er mich, während er die dicke Schneeschicht von der Scheibe entfernte: »Etwas ist mit dir, John.«
    »Warum?«
    »Du bist so still.«
    »Weil ich nachdenke.«
    »Über was?«
    Ich wollte ihm keine konkrete Antwort geben und erwiderte: »Über alles und nichts.«
    »Aha.«
    Wir putzten weiter, und ich merkte, wie etwas kribbelnd über meinen Rücken lief. In derselben Sekunde veränderte sich auch das Gesicht Marco Anderres. Ich sah den Unglauben und hörte sein gemurmeltes: »Nein, nein, das ist…«
    Ich wußte Lucille in meinem Rücken.
    Ein Fehler.
    Ich drehte mich!
    Ganz kam ich nicht herum, denn plötzlich war Lucille Anderre da. Und bewies, daß sie mit den Kräften eines Riesen ausgestattet war. Wie eine leichte Puppe zerrte sie mich in die Höhe und hob mich über ihren Kopf. Ich hörte ihr kaltes, brutales Lachen und wurde kurz danach mit unheimlicher Wucht zu Boden geschleudert…
    ***
    Zum Glück war der Schnee weich, doch ohne Folgen blieb der Aufprall nicht. Unter dem Schnee vergraben mußte ein Stein oder etwas Ähnliches liegen. Ein stechender Schmerz brannte durch meinen Körper, und der aufstäubende Schnee wirkte wie ein dünner Vorhang, der mir für einen Augenblick die Sicht nahm.
    Trotzdem konnte ich genug erkennen, denn ich sah Lucille in meiner Nähe. Sie kümmerte sich nicht um mich, jetzt hatte sie ihren Bruder ins Visier genommen.
    Sie starrte ihn an.
    Und es war genau das, was Marco in ihrem Gesicht entdeckte und ihn zu einer schreckhaften Reaktion veranlaßt hatte. Das gefährliche Rot ihrer Augen. Ein Beweis dafür, daß der Dämon aus der anderen Welt wieder in sie zurückgekehrt war.
    Ich kriegte kaum Luft. Beim Einatmen schmerzte mein Rücken wie verrückt. Mit einer müden Bewegung brachte ich den rechten Arm aus dem Schnee und versuchte, die Hand in die Nähe der Beretta zu schieben, was ungemein mühsam war.
    Dennoch nahm Lucille die Bewegung wahr. Sie ging einen Schritt auf mich zu, ihr Schatten fiel auf mich, und dann trat sie mir auf den rechten Unterarm, der durch den Druck im Schnee versank.
    »Lucille!« Marco kreischte den Namen seiner Schwester. »Bist du denn wahnsinnig, Lucille!«
    Sie lachte nur. Es war nicht ihr Lachen. Es war ein tiefes Röhren und Grölen, das aus dem offenen Mund drang und ihrem Bruder klarmachte, daß sie nicht mehr auf seiner Seite stand.
    Noch trennte der Wagen die beiden Geschwister, aber Lucille überwand auch dieses Hindernis.
    Sie warf sich vor, weil sie Marco packen wollte, hatte aber das Pech, auf dem glatt gewordenen Boden auszurutschen. Bäuchlings fiel sie auf die Kühlerhaube. Marco konnte die Zeitspanne nutzen und zurückweichen. Er wußte nicht, was er tun sollte, er war völlig durcheinander, aber er hörte mein krächzendes Rufen.
    Ich war dabei, mich aufzurichten. Verdammt, das rechte Handgelenk brannte. Es war nichts gebrochen, zum Glück, nur hatte ich große Mühe, es zu
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