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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue
Autoren: Jason Dark
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sie den Kopf und schaute mich an. »Das war das drittemal, John, das drittemal.« Sie schüttelte den Kopf. Mit rauher Flüsterstimme sprach sie weiter und räusperte sich zwischendurch. »Ich kann es nicht begreifen. Mich hat meine eigene Tochter angegriffen. Mein eigen Fleisch und Blut wollte mich töten. Das will mir einfach nicht in den Sinn.« Sie schüttelte den Kopf und begann zu weinen.
    Ich stand mit dem Glas Wasser in der Hand wie ein begossener Pudel neben ihr und kam selbst nicht zurecht. Es gab immer wieder Lösungen, hier aber tappte ich wie durch dichten Nebel.
    Mrs. McBain hatte sich schnell wieder gefangen. Sie war auch dankbar für das Wasser, das ich ihr reichte. Das leere Glas drehte sie wenig später zwischen den Händen und stellte die Frage, die auch mich beschäftigte.
    »Wo und wie soll das enden?«
    »Stimmt.«
    »Sie wissen es auch nicht, John?«
    »Nein.«
    »Aber ich.«
    »Bitte?«
    Donata erhob sich und ging bis zum Fenster. Sie redete gegen die Scheibe, auf der ihr Atem beschlug. »Ich weiß es, John. Ich weiß, daß es erst aufhören wird, wenn ich tot bin.« Sie nickte. »Ja, erst dann wird Schluß sein.« Noch einmal schnappte sie nach Luft. Sie schaute dabei durch das Fenster. »Was sind das für Zeiten geworden, John? Ich kann sie nicht begreifen. Da kommen die längst Toten als Skelette aus ihren Gräbern hervor, um die Lebenden anzugreifen. Es ist Wahnsinn!« Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und schaute mich an. »John, was kann man dagegen unternehmen?«
    Ich sah ihr Gesicht durch die Lücken zwischen den Fingern. »Ja, wir müssen uns etwas einfallen lassen«, lautete meine nicht gerade intelligente Antwort.
    Ihre Hände sanken nach unten. »Sie haben gut reden. Was sollen wir uns einfallen lassen?«
    »Ich werde etwas tun müssen.« Sinnend schaute ich auf mein Kreuz. Es war mein Helfer, mein Beschützer, und ich hatte auch die Skelettklaue damit verjagen können. Es gab mir zwar keine Antwort, die reimte ich mir selbst zusammen. »Wir müssen davon ausgehen, daß Sie von Ihrer Tochter angegriffen worden sind. Sie waren in ihrem Zimmer, Melanie kehrte zurück, aber ich glaube nicht, daß es nur Ihre Tochter ist, die Ihnen ans Leben will. Sie hatte, wie Sie mir berichteten, eine sehr enge Bindung an ihren Vater. Beide sind gemeinsam gestorben oder in den Tod gegangen, wie immer man das sehen mag. Beide können nun gemeinsam zurückgekehrt sein. Wir müßten also mit einem zweiten Gegner rechnen.«
    Donata McBain hatte mich verstanden, ich sah es ihr an. Aber sie gab keinen Kommentar ab. Sie stand vor mir und schluckte. Die Haut am Hals bewegte sich, die Augen hatten einen entzündeten Ausdruck bekommen. Sie strich auch über ihre Stirn, um dort den Schweiß abzuwischen. »Tochter und Vater«, hauchte sie.
    »Es kann sein.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter, Donata. Es muß einen Weg geben, um beide zu locken. Das heißt, Sie müßten die Initiative ergreifen. Mehr ich, aber Sie müßten mich dabei unterstützen.«
    Donata knetete ihren Hals. Sie dachte nach. Erst dann fragte sie: »Und wie haben Sie sich das vorgestellt, John?«
    »Genaues weiß ich noch nicht. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muß der Berg eben zum Propheten gehen.«
    »Und was bedeutet das in unserem Fall?«
    »Ein Besuch auf dem Friedhof. Bei den Gräbern Ihres Mannes und Ihrer Tochter, Donata.«
    Sie schwieg und wurde blaß. Dann stieß sie die Luft aus und räusperte sich. »Sie wissen, was Sie da von mir verlangen, John?«
    »Viel, ich weiß.«
    »Warum soll ich mitgehen?«
    »Weil ich Sie unter Kontrolle haben möchte. Ich könnte auch allein gehen, das aber will ich nicht, und ich möchte auch ehrlich zu Ihnen sein und Ihnen den Grund nennen. Ich will Sie gewissermaßen als Lockvogel einsetzen. Es drehte sich um Sie, Donata, Sie verstehen…«
    »Ja, ich verstehe«, murmelte sie mit flacher Stimme und nickte langsam dazu.
    »Dann sind wir uns ja einig.«
    »Wann sollen wir denn gehen?«
    »So bald wie möglich.«
    Donata schaute ins Leere. »Ich muß mir noch meinen Mantel holen«, sagte sie.
    Das Telefon läutete.
    Beide schraken wir zusammen. »Soll ich abheben, John?« fragte Donata McBain.
    »Sicher, tun sie das.«
    Und sie hob ab.
    ***
    Wir waren nicht zum Friedhof gegangen, noch nicht. Wir hatten uns in den Rover gesetzt und waren dorthin gefahren, wo die Familie Cordy lebte, denn Anns Vater Richard hatte bei Donata McBain angerufen.
    Er war ein kräftiger Mann mit dunkelgrauen
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