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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue
Autoren: Jason Dark
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rollte, er kippte nach links, sie blieb auf der Seite liegen.
    Richard wußte nicht, was er noch tun sollte. Er war außer sich, aber er mußte sich zur Ruhe zwingen. Noch stand nicht fest, ob Ann tatsächlich erwürgt worden war. Er selbst war nicht in der Lage gewesen, ihre geringen Lebensfunktionen zu überprüfen.
    Noch ein Versuch.
    Vielleicht ein letzter?
    Wieder fühlte er den Puls.
    Warten.
    Atem anhalten!
    Sekunden verstrichen.
    Sein Gesicht war zu einer Maske geworden, obgleich in seinem Innern die heiße Angst tobte. Der Blick des Mannes glich dem seiner Tochter. Er konzentrierte sich und betete innerlich, daß er noch rechtzeitig gekommen war.
    Schlug der Puls?
    Er wußte es nicht.
    Noch mehr Konzentration. Zumindest einen Versuch in diese Richtung starten. Er bekam auch den eigenen Atem unter Kontrolle, der ihn einfach zu stark wegen seiner Lautstärke gestört hätte.
    Der Jubelschrei drang nicht aus seinem Mund. Richard Cordy jubelte innerlich. Seine Augen wurden feucht. Er atmete jetzt wieder tief durch. Sein Gesicht war zu einem Lachen verzogen. Er zitterte am ganzen Körper vor Freude. Durch seinen Kopf jagten Gedanken, die er allerdings nichts festhalten konnte. Er dachte an vieles und gleichzeitig an nichts, aber er hatte den Kopf gesenkt und gleichzeitig gedreht. Sein Ohr lag dort, wo unter der Brust das Herz seiner Tochter schlug.
    Hörte er den Schlag?
    »Bitte«, flüsterte er. »Bitte.« Konzentration und Ruhe…
    Ja, es schlug, wenn auch schwach.
    Er hörte es kaum, aber er spürte die Bewegungen. Ann, seine Tochter, war nicht tot. Sie lebte!
    Richard zitterte. Über seinen Rücken flossen Schauer. Er spürte die Angst in sich aufsteigen. Sie wühlte sich hoch bis zu seinem Hirn, bis er feststellte, daß es diesmal keine Angst war, sondern Erleichterung, auch wenn sich beide Gefühle glichen.
    Sie lebte. Er konnte sie wieder in seine Arme schließen.
    Cordy hatte Mühe, dies zu fassen. Er zitterte, er hockte auch weiterhin neben dem Bett. Er hielt jetzt die Hände seiner Tochter und redete auf Ann ein, wobei er nicht wußte, was er ihr überhaupt alles sagte. Er hatte einfach das Bedürfnis, reden zu müssen, seine Tochter würde ihn zwar nicht verstehen, aber sie würde seine Stimme erkennen.
    Bestimmt sogar…
    Er sprach weiter. Er streichelte Ann. Seine Hände konnten so zart sein, als sie durch das blasse Gesicht fuhren. Die Haut fühlte sich seiner Meinung nach so schrecklich dünn an: Sie war fast wie Papier, das man in die Länge ziehen konnte.
    Schlimm…
    Aber sie lebte.
    »Bitte, wach auf, schau mich an! Sieh her, wer da an deinem Bett sitzt!«
    Er spürte die Wärme in ihrem Gesicht. Die für ihn schon tote Haut fing wieder an zu leben. Sie war nicht mehr so kalt, er hatte sie dem Tod entrissen, und er sah auch, wie allmählich Farbe in das Gesicht seiner Tochter zurückkehrte.
    Ein Hauch nur, kaum erkennbar, für ihn war es wie Weihnachten und Ostern zugleich, denn er wußte nun, daß er den zweiten Schritt dieser Reanimation gegangen war.
    Geschafft!
    Er hatte sie zurückgeholt, auch daran zu erkennen, daß sich endlich ihre Augen bewegten. Sie zuckten, die Lider bewegten sich, und der Glanz war bereits dabei, in die Augen zurückzukehren. Ann würde leben, er würde wieder mit ihr reden, lachen und auch weinen können. Hoffentlich nicht mehr weinen.
    »Ann!« Seine Stimme war ein Flüstern. »Hörst du mich, Ann? Erkennst du meine Stimme?«
    Sie reagierte kaum. Nur ihre Wimpern bewegten sich.
    »Ich bin es, dein Vater.«
    Endlich drehte sie den Kopf. Bisher hatte sie auf dem Rücken gelegen, nun schaffte sie es, den Kopf in die Richtung zu bewegen, aus der sie die Stimme vernommen hatte.
    Vater und Tochter schauten sich an.
    Ann zeigte eine Reaktion. Sie runzelte die Stirn. In ihre Augen trat ein staunender Blick. »Dad?« hauchte sie. »Daddy?« Es klang so, als könnte sie es selbst nicht glauben.
    Er wollte reden, aber die Kehle saß zu. Daß seine Tochter ihn erkannt und sogar angesprochen hatte, wollte ihm nicht in den Sinn. Es war für ihn eine Überraschung. Er streichelte ihre Hände. »Es ist wieder gut, Ann. Es ist alles wieder gut. Du bist okay…«
    Sie hatte die Worte gehört und schien darüber nachzudenken, was die gerunzelte Stirn auch zeigte.
    Dann zuckte der Mund. Sie stöhnte leise auf, als wäre sie sich erst jetzt bewußt geworden, daß es etwas gab, das sie zuvor nicht wahrgenommen hatte. Stockend brachte sie die nächsten Worte hervor. »Die Schmerzen,
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