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0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

Titel: 0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
Autoren: Jason Dark
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ging vor und tat nichts, was auffällig gewesen wäre.
    Einige Würmer waren noch immer da. Sie taten nichts, sie krochen nur über den welligen Boden und auch dort an der Wand hoch, wo sich die Lichtleiste befand.
    Und in deren unmittelbarer Nähe mußte sich das Tor befinden, denn da hatte er in die andere Welt oder andere Zeit hineinschauen können und auch John Sinclair gesehen.
    »Was willst du?«
    »Sehen!«
    Christina lachte. »Es gibt nichts zu sehen. Wir befinden uns hier in einem Fahrstuhl…«
    »In dem sechs Menschen während der letzten Jahre verschwunden sind. Sehe ich das richtig?«
    »Ja, sie gehörten ihm. Er mußte sie haben. Er hat sie geholt. Er hat sich ihr Leben genommen, er hat sich an ihnen gestärkt.«
    »Und was ist dann mit ihnen passiert, nachdem er sie gefoltert und getötet hat?«
    »Dann überließ er sie den Würmern. Sie sind die Nahrung gewesen. Bis die Würmer dich zerfressen.« Christiane kicherte. »So und nicht anders hat er es gehalten.«
    »Sehr schön.«
    »Es gab ihm Kraft.«
    Harry hatte sich rechts der fetten Frau aufgebaut. »Ich hoffe, daß du genügend Kraft hast, um das Tor öffnen zu können. Ich will hineinschauen in die andere Welt. Ich will sehen, was dort geschieht.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, so daß die Fleischmassen in ihrem ganzen Körper schaukelten. »Nein, das ist nicht möglich. Es ist nicht das Tor, verflucht!«
    »Warum nicht?«
    »Das richtige Tor bleibt geschlossen.«
    »Und wo finde ich es?«
    Christiane drehte ihm den Kopf zu. Er konnte in ihren Augen schauen und sah dort eine Härte, die ihn erschreckte. Dann deutete sie mit dem wulstigen rechten Zeigefinger nach unten und flüsterte: »Das ist der Weg.«
    »Wie?«
    »Das Tor.«
    Harry runzelte die Stirn. Er wußte nicht, ob er auf den Arm genommen werden sollte, denn ein Tor war auf dem welligen Boden beileibe nicht zu sehen.
    »Ich sehe nichts.«
    »Es ist auch nichts zu sehen. Das Tor öffnet sich nur sehr selten.«
    »Einmal im Jahr?«
    »Natürlich.«
    »Aber es gibt auch Ausnahmen«, sagte Stahl. »Ich könnte mir vorstellen, daß es sich in diesem Jahr noch einmal öffnet, da es seinen eigentlichen Zweck nicht erfüllt hat.«
    »Was bringt dich dazu, so etwas zu behaupten?«
    »Ganz einfach. Heinz Hollmann wurde verschlungen, aber er wurde zu keiner Beute deines Freundes Amero. Er muß sich ein neues Opfer aussuchen, denke ich mal.«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    Die dicke Frau schwieg. Sicherlich nicht vor Überraschung, denn so überrascht war sie gar nicht gewesen. Harry konnte sich vorstellen, daß sie ähnliche Gedanken gehabt hatte wie er, und auch ein Grinsen unterdrückte sie nicht.
    »Es fehlt noch ein Opfer…«
    »Wer könnte das sein?« flüsterte sie.
    »Rate mal.«
    Sie sicherte, versteifte sich plötzlich und stöhnte. Dann schrie sie den Namen ihres Herrn und Meisters. Plötzlich flackerte das Licht. Die Zahlen auf der Leiste leuchteten auf. Eine unheimlich klingende Stimme dröhnte aus den Lautsprechern, die kleine Welt hier zeigte sich radikal verändert. Von irgendwoher drangen Strömungen auf Harry und Christiane zu. Das Licht zuckte immer häufiger. Es malte Schatten auf die Gesichter, machte sie zu Fratzen, von denen die Schatten rasch wieder verschwanden.
    Plötzlich zitterte der Boden.
    Zugleich entstanden dort, wo Harry schon einmal einen Blick in die ferne Welt geworfen hatte, wieder Bilder. Sie zeigten eine düstere und kahle Berglandschaft.
    Er sah eine Kirche, ein Auto, dann einen Schatten, der sich in sein Blickfeld schob.
    Es war die dicke Frau. Wie ein graublaues Gespenst kam sie ihm vor.
    Das Gesicht wirkte wie gefärbter Teig. Die Haut war dünner geworden.
    Bläulich wie die einer Zwiebel spannte sie sich über die Knochen, und dahinter sah Harry das Gewimmel der Würmer.
    »Wir fahren zu ihm!« schrie sie Harry ins Gesicht. »Wir sind bereits auf dem Weg!«
    Ihr Lachen peitschte in dem Augenblick auf, als beide den Halt unter ihren Füßen verloren.
    Sie sackten weg.
    Endlos.
    Harry schrie, und die dicke Frau lachte. Sie lachte, bis sie nicht mehr konnte, und ihr Lachen hallte weit hinein in eine Leere, die nicht zu fassen war…
    ***
    Wir hatten einen kleinen Fußweg gefunden, der vom Kirchenhügel hinab in den Ort führte. Er war schmal, dazu steinig, und auch mit Geröll bedeckt.
    Auf einer Mauer wuchsen kahle Büsche. Ein Geruch nach verbrannten Kohlen lag in der Luft. Als ich in die Höhe schaute, sah ich das fast flache Dach eines Hauses, aus
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