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0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

Titel: 0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
Autoren: Jason Dark
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durcheinander, er verwechselte sicherlich gewisse Dinge, von denen ich mich nicht weiter stören ließ, da ich die Fesseln des Mannes untersuchte.
    Die Ringe waren mit dem Steintisch verschraubt und mit den beiden Ketten verbunden. Daß sie verschraubt waren, sah ich als einen Vorteil an, denn so konnte ich sie lösen, wobei ich keinen Schraubenzieher benötigte, denn es tat auch ein Taschenmesser.
    Ich setzte es zuerst an der linken Fessel an. Beim dritten Versuch klappte es, der Rest war kein Problem, ich hatte die Fessel bald los und kümmerte mich um die andere.
    Als der Mann vollends befreit war, lag er flach auf dem Steintisch und weinte. Es war die Erleichterung, die sich freie Bahn verschaffen mußte.
    Er hielt die Hände gegen sein Gesicht gepreßt, als würde er sich schämen.
    Im Gesicht selbst war er glücklicherweise nicht verletzt. Dafür war der Körper stark in Mitleidenschaft gezogen worden, und die tieferen Wunden an der Schulter mußten auch verbunden werden.
    Womit?
    Ich hatte eine Idee und fing mit einem freiwillig-unfreiwilligen Striptease an, wobei ich mir die Oberkleidung sofort wieder überstreifte, das Unterhemd jedoch mit dem Messer in verschieden große Teile zersäbelte, um damit notdürftig die Wunden des Mannes zu verbinden.
    Der Mann nahm jetzt die Hände von seinem Gesicht weg und schaute zu, wie ich mich über ihn beugte.
    »Ich bin zwar kein Arzt, aber für den Hausgebrauch reicht es.«
    »Sie… Sie wollen mich verbinden?«
    »Ja, was sonst?«
    »Was tun Sie denn noch alles für mich?«
    Ich grinste ihn an. »Mal sehen. Mal eine Frage nebenbei. Wie heißen Sie eigentlich.«
    »Heinz Hollmänn. Aus Hamburg.«
    Ich wollte ihn von meiner Arbeit ablenken, denn auch beim Verbinden der Wunden können Schmerzen auftreten. »Hamburg kenne ich«, sagte ich, »da bin ich schon mal gewesen. Und Sie stammen aus der Stadt, in der es einen Dom gibt.«
    »Ein Jahrmarkt, der so heißt.«
    »Das habe ich jetzt begriffen.« Ich schaute ihm in die wäßrig wirkenden Augen. Sein bräunliches Haar war so naß, daß es aussah wie frisch gewaschen. »Achtung jetzt, ich hieve Sie leicht an. Es könnte weh tun.«
    Er lachte als Antwort. »Machen Sie nur. Wenn ich daran denke, was ich hinter mir habe, kann ich darüber wirklich nur lachen.« Dann verzog er das Gesicht, als der Schmerzstich durch seinen Körper zuckte. Ich lenkte ihn ab und erkundigte mich, wie er überhaupt in diese vertrackte Lage hineingeraten war.
    »Das sage ich Ihnen gleich«, stieß er hervor. »Zunächst einmal möchte ich wissen, wie mein Lebensretter heißt. Sie sprechen zwar gut deutsch, sind aber kein Deutscher.«
    »Da haben Sie recht. Ich bin Engländer und heiße John Sinclair.«
    »Aha.«
    »Zufrieden jetzt?« Ich knotete den »Verband« fest und sah, wie Hollmann den Kopf schüttelte.
    »Was haben Sie denn in Hamburg zu tun gehabt?«
    Schon wieder Hamburg. Ich verdrehte die Augen und trat zurück, damit er mich anschauen konnte. »Mein lieber Herr Hollmann. Ich war nicht in Hamburg. Ich bin vor einigen Jahren einmal dort gewesen, aber ich bin nicht aus Hamburg gekommen und habe auch Ihren berühmten Dom nicht besucht. Da muß ich Sie leider enttäuschen.«
    »Wo kamen Sie dann her?«
    »Aus Los Cantos!«
    »Bitte - woher?«
    »Aus Los Cantos«, wiederholte ich. »Ein kleiner Ort bei Madrid, mitten in den Bergen gelegen. So, jetzt wissen Sie es.«
    Hollmann starrte mir noch ins Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf, und einen Augenblick später fing er an zu lachen, was mich überraschte, denn für dieses Gelächter sah ich keinen Grund. Vielleicht mußte er sich auch nur befreien, das war auch möglich. Hinter ihm lag der Schrecken.
    Er hatte Todesangst empfunden. Da tat es gut, wenn mal als Gegenreaktion durchgelacht wurde.
    Sein Gelächter verstummte. Er wischte mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. »Sie aus Spanien, John, ich aus Hamburg. Und wir treffen uns an einem gemeinsamen Ort.« Er hob den Arm und deutete auf die Treppe. »Wenn ich die jetzt hochgehe, wohin gelange ich dann?«
    »Sie werden dieses Gewölbe verlassen.«
    »Einfach so?«
    »Ja.«
    Hollmann wollte es noch nicht glauben und fragte nach. »Man läßt mich also nach draußen gehen. Ist das richtig?«
    »Es stimmt. Ich bin über die Treppe gekommen, habe Sie gesehen, Heinz, und dann befreit.«
    Der Deutsche schaute mich mit einem Blick und einem Gesichtsausdruck an, der eigentlich keiner war. Leer, vielleicht auch ungläubig, einiges stimmte da
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