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0882 - Reise in die Hölle

0882 - Reise in die Hölle

Titel: 0882 - Reise in die Hölle
Autoren: W.K. Giesa
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hässlich.
    Die Rauchwolke verzog sich langsam. Vassago blickte die Mädchen zornig an. Nur Carrie blieb stehen und betrachtete ihn mehr interessiert als verschreckt. Die anderen Mädchen waren schnell aufgestanden und drückten sich an die Wände des Zimmers. Nie hätten sie für möglich gehalten, dass wirklich ein Höllenwesen aufgrund ihrer Beschwörung erscheinen würde. Eins der Mädchen versuchte verzweifelt, die Tür zu öffnen, doch die Klinke bewegte sich keinen Millimeter. Sie waren durch Vassagos Eintreffen so geschockt, dass sie in diesen Sekunden nicht imstande waren, zu schreien und auf sich aufmerksam zu machen.
    In dieser Einöde hätte sie sowieso niemand gehört.
    »Wer hat mich gerufen?«, bellte Vassago mit Donnerstimme hervor. Es hörte sich an, als würde er mit glühenden Kohlen gurgeln. »Und warum belästigt ihr mich? Wisst ihr nicht, mit wem ihr es zu tun habt?«
    Carries Freundinnen blickten den Dämon aus großen Augen an. Da sie zum einen nicht wirklich daran geglaubt hatten, dass die Beschwörung funktionieren könnte, und zum anderen davon ausgingen, dass sie es höchstens mit dem Spiegelbild des Vassago zu tun bekämen, hatten sie sich auch keine Fragen oder Forderungen überlegt, die sie dem Dämon stellen konnten. Zumindest keine Forderungen, die Vassago ernst nehmen würde. »Mach mich zum schönsten Mädchen der Welt« oder »Schreibe meine Abschlussprüfung auf der High School«, waren mit Sicherheit Forderungen, über die das Höllenwesen zurecht böse sein würde.
    Vassago sah sich jedes einzelne Mädchen genau an. Seine rot und schwarz glühenden Augen schienen bis auf den Grund ihrer Seelen zu schauen.
    »Wir… wollten den… Spiegel des Vassago befragen«, antwortete Carrie stockend, als sie bemerkte, dass ihre Freundinnen nichts sagten.
    Der Dämon wollte sich schier ausschütten vor Lachen.
    »Den Spiegel des Vassago wolltet ihr befragen?«, prustete er hinaus. »Aber jetzt habt ihr das Original gerufen. Und das ist weitaus gefährlicher, als es der Spiegel jemals werden kann. Da habt ihr süßen Kleinen wohl einen Fehler gemacht!«
    Er hütete sich davor, den Mädchen zu sagen, was sie falsch gemacht hatten. Vassago war ein Dämon der Hölle, der seit Äonen auf Erlösung hoffte und deshalb bemüht war, nicht nur böse zu sein, sondern auch Gutes zu tun, um sein positives Punktekonto zu erhöhen. Dadurch wurde er mehr oder weniger zum Helfer vieler Weißmagier.
    Doch es war ein Höllenweiter Unterschied, ob man Vassago als Dämon selbst anrief, oder seinen Spiegel.
    Der Spiegel des Vassago war eine Wasserfläche beliebiger Größe - das konnte sowohl ein Ozean als auch eine Kaffeetasse oder eine Pfütze sein die durch die Beschwörung Vassagos in eine Art Spiegel verwandelt wurde, in welchem die Dinge sichtbar wurden, die der Beschwörende sehen wollte, oder die Vassago ihm zeigen konnte.
    Rief man hingegen Vassago persönlich, so mussten sich beide Seiten an die höllischen Spielregeln halten… Selbst dann, wenn der Dämon die Rufer nicht bestrafen wollte, war er gezwungen, sein negatives Punktekonto wieder zu belasten.
    Vassagos Blick blieb an Carrie hängen. Seine Lippen verzogen sich zu jenem spöttischen und verächtlichen Grinsen, das Carrie anfänglich angezogen hatte. Aber schon nach kurzer Zeit lernte sie es zu fürchten und zu hassen.
    »Man sagt, dass du Wünsche erfüllen kannst«, brachte sie ruckartig hervor. Die eigene Stimme hörte sich kratzig und irgendwie fremd an.
    Der Dämon ging um Carrie herum und musterte sie dabei eingehend.
    So mussten die Sklavenhändler früherer Jahrhunderte ihre menschliche Ware beäugt haben, dachte Carrie. Fehlte nur noch, dass er nach ihren Zähnen schaute, ihr die Kleider herunterriss und sie prüfend abtastete. Seltsamerweise erregte Carrie genau diese Vorstellung.
    Die anderen Mädchen schienen für Vassago nicht mehr zu existieren. Er beachtete sie einfach nicht.
    »So, sagt man das?«, fragte er mit steigender Belustigung. »Man sagt aber noch weitaus mehr…«
    »Ich verstehe nicht…« Carrie wurde unsicher. Sie wusste nicht, was er mit seinen Worten meinte.
    Vassago hob die rechte Hand und griff Carrie vorsichtig unter das Kinn. Die Geste wirkte beinahe zärtlich. Flammen umspielten ihr hübsches Gesicht, doch seltsamerweise verbrannte sie sich dabei nicht.
    Aber die Flammen brannten tief in ihr weiter. Heißer und quälender, als sie es sich in diesem Augenblick überhaupt vorstellen konnte.
    Ihre Freundinnen
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