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0882 - Der Sonnen-Dämon

0882 - Der Sonnen-Dämon

Titel: 0882 - Der Sonnen-Dämon
Autoren: Jason Dark
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Allsehende Auge leuchtete darauf wie ein helles Fanal.
    Der Junge war aufgestanden.
    Er drehte sich um.
    Auch sein Vater hatte den Kopf nach unten gedrückt. Er starrte in das Gesicht seines Sohnes und auch in dessen Augen, in denen ein Ausdruck lag, den er nicht allein sah. Auch die anderen entdeckten das Leuchten oder goldene Strahlen darin. Es hatte die gesamten Augen erfaßt, ließ keine Lücke frei, und es war darin nicht die Spur einer Dunkelheit oder bösen Macht zu erkennen.
    »Kinok…?«
    »Vater?«
    »Hier in unserer Welt wirst du beweisen müssen, auf welcher Seite du stehst. Du wirst mir zeigen, daß du in der Lage bist, auch einen zweiten Feind zu töten. Du weißt, daß ich den Sonnenkult neu aufbauen werde. Wir haben schon Menschen dazu bekommen, die schwarze Sonne anzubeten. Deine beiden Freunde, die dich beschützen sollten, haben treu und fest zu dir gehalten, aber sie sind von unseren Feinden umgebracht worden. Es soll nicht der Anfang vom Ende sein. Ich will den Kult weiter aufbauen, es gibt andere, die an uns glauben und sehr enttäuscht würden, wenn sie vom Tod ihrer Freunde erführen und womöglich auch von unserer Niederlage. Das darf nicht sein. Wir wollen die Macht, wir wollen einen Teil davon an den schwarzen Sonnenkult weitergeben, damit wir herrschen können, aber wir müssen es zuvor schaffen, diejenigen, die über das Wissen verfügen und nicht zu uns gehören, zu vernichten. So war es abgesprochen. Erinnerst du dich daran, Kinok?«
    Der Junge mit den goldenen Augen nickte. Dann sagte er laut und deutlich: »Ja, daran erinnere ich mich!«
    Die männliche Sphinx lachte leise. Es hörte sich an wie ein Schnurren in hohen Frequenzen. »Das ist gut, sehr gut sogar. Deshalb wirst du deine Pflicht tun und deinem Vater gehorchen. So ist es immer schon gewesen, der Sohn gehorcht dem Vater…«
    »Was soll ich tun?«
    »Den Mann zuerst vernichten!«
    Kinok starrte Guy Laroche an. Er wußte Bescheid, Laroche ebenfalls. In dieser zeitlichen Ebene entbrannte ein Kampf zwischen ihnen. Kinok schwankte zwischen Gehorsam seinem Vater gegenüber und Gefühl. Es kam jetzt darauf an, welche Kraft stärker war. Die des Sonnen-Götzen Sorath, von einem Hohenpriester übertragen, oder das, was dieser Junge am eigenen Leib erfahren hatte, denn er hatte erlebt, daß es auch eine andere Welt gab, in der das Morden nicht an erster Stelle stand. Er mußte sich entscheiden.
    War die Macht des Vaters stärker?
    Es wies darauf hin, denn in die Augen des Jungen schob sich eine Veränderung. Das strahlende Licht der echten, der eigentlichen Sonne, verschwand allmählich. Es dunkelte nicht nur nach, sondern bekam auch einen anderen Ausdruck. Einen bösen und gefährlichen, so wie er dem Vater passen mußte.
    Die männliche Sphinx bewegte sich. Allmählich glitt ihr Oberkörper nach unten, weil sie nicht länger auf den Hinterpranken stehenbleiben wollte.
    Kinok schaute zu.
    Er lächelte…
    Es war ein Lächeln, das weder Shao, Laroche noch mir gefiel. Man konnte es als böse und hinterlistig bezeichnen. Zugleich auch als gemein und wissend.
    In ihm lauerte die Kälte des Todes…
    Und die Augen hatten ihren goldenen Glanz verloren. Noch sahen sie nicht völlig schwarz aus, sie hatten mehr die Farbe von grauer Asche angenommen, aber das Zeichen seiner eigentlichen Herkunft war bei ihnen nicht zu übersehen. Immer stärker veränderte sich Kinok im Sinne seines Vaters.
    Das wollten Shao und Laroche nicht akzeptieren. Der Psychonaut war trotz des dritten Auges nicht in der Lage, etwas zu tun. Er wirkte wie ein Mensch, der innerlich immer mehr in sich zusammenkroch und dicht vor der Aufgabe stand, was Shao nicht akzeptieren wollte. Sie umklammerte ihn, um ihm Hilfe und Stütze zugleich zu sein. Er sollte auf keinen Fall vollends in den Bann des Hohenpriesters hineingeraten, denn dann war er verloren.
    »Kämpfen!« rief sie. »Du mußt kämpfen, Guy…«
    Er blieb stumm. Je mehr sich- der Junge veränderte, um so größer wurde seine Qual. Sie zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, sie drückte Furchen hinein, in denen sich Schatten versammelten. Seine Augen hatten so gut wie keinen Blick mehr. Sie waren leer geworden und ähnelten immer mehr denen eines Toten.
    Im Gegensatz dazu lebte Kinok auf.
    Leider in einem Sinne, wie wir es überhaupt nicht mochten. Er war derjenige, der plötzlich das Böse transportierte. Unsere Hoffnung war vergebens gewesen. Sein Ausflug in die andere Richtung hatte nur sehr kurz gedauert, denn
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