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0882 - Der Sonnen-Dämon

0882 - Der Sonnen-Dämon

Titel: 0882 - Der Sonnen-Dämon
Autoren: Jason Dark
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Mörder!« stellte Shao fest.
    Ich widersprach und hob dabei den rechten Arm. »Moment noch, beweisen können wir ihm das nicht. Gehen wir einmal davon aus, wir würden ihn vor Gericht stellen. Jeder Verteidiger würde uns auslachen und unsere Beweisführung zerpflücken. Was sollten wir dann sagen? Kinok hat durch Blicke getötet? Ausgelacht würden wir werden.«
    »Wie siehst du ihn dann?« erkundigte sich Suko.
    »Als einen indirekten Täter.«
    »Auch einverstanden.«
    »Und ich sehe ihn auch als meinen Lebensretter an«, sagte Shao, »und möglicherweise auch als einen Menschen, der seine Tat bereut. Das entnehme ich seinen letzten Worten. Er wollte einen anderen retten.« Ihre Augen weiteten sich. »Wer könnte damit gemeint sein? Habt ihr eine Ahnung?«
    »Es läge im Prinzip auf der Hand«, murmelte ich.
    Shao lächelte, auch Suko nickte. Die beiden dachten wie ich, nur ich sprach es aus. »Guy Laroche, der französische Archäologe. Er hat überlebt, er weiß vielleicht noch nichts vom Tod seines Freundes Clayton, und er könnte von diesem Jungen durchaus gerettet werden, vorausgesetzt, Kinok findet ihn.«
    »Was auch unser Problem ist«, stimmte Shao zu.
    »Wobei seine Chancen sicherlich besser stehen«, sagte Suko. »Denkt nur an die Möglichkeiten, die er hat. Die sind größer als unsere.« Er schaute auf die Uhr. »Wie, zum Teufel, willst du um diese Zeit herauskriegen, wo ein Ägyptologe oder Archäologe namens Guy Laroche irgendwo in Frankreich lebt?«
    »Im Britischen Museum gibt es genügend Experten für Orientalistik und Agyptologie. Wenn Laroche eine Kapazität ist, dann müßten seine Kollegen wissen, wo er zu finden ist.«
    »Dort arbeitet so spät am Abend bestimmt keiner mehr«, warf Suko ein.
    »Das stimmt.«
    »Wir müssen bis morgen warten.«
    »Falls es dann nicht zu spät ist«, warf Shao ein.
    Ich schaute sie an. »Und du? Was ist mit dir? Kannst du nicht versuchen, auf mentaler Ebene Kontakt zu ihm aufzubauen? Nicht zu Laroche, zu Kinok. Daß er dir dann mitteilt, wo wir Laroche finden und den Jungen in seinen Bemühungen unterstützen können.«
    Shao lächelte fremd. »Was verlangst du von mir?«
    »Viel, ich weiß. Aber du bist die letzte in der Ahnenreihe der Sonnengöttin Amaterasu. Das hat Kinok gespürt, auch wenn er nicht nahe an die Lösung herangekommen ist. Aber denk an deine Fähigkeiten.«
    Sie unterbrach mich. »Das ist vorbei. Sie sind mir abhanden gekommen, zumindest verschüttet. Es war ein Versuch der Sonnengöttin gewesen, auf einer anderen Ebene ihre Nachfolge zu übernehmen. Leider hat es nicht geklappt. Ich bin wieder ein normaler Mensch wie Suko und du.«
    »Hast du es probiert?«
    »Nein!«
    »Dann würde ich…«
    Sie schaute mich wütend an. Ich hatte den Eindruck, als würden Funken in ihren Augen tanzen.
    »John, du kannst mich nicht zwingen. Du kannst nicht etwas aus mir hervorholen, das nicht in mir ist. Verstehst du das denn nicht?«
    Durch den plötzlichen Ärger in ihrer Stimme schwieg ich überrascht. So hatte ich Shao noch nicht erlebt. Zumindest hatte sie sich mir gegenüber nicht so verhalten. Auf der anderen Seite bewies mir ihre Reaktion, daß sie sich mit diesem Thema sicherlich beschäftigt hatte. Sie war sich ihrer Sache selbst nicht sicher, sie litt darunter, daß ihre andere Existenz so weit entfernt war. Ich hatte durch meine etwas barschen Worte bei ihr eine Wunde aufgerissen.
    Suko war die Sache ebenfalls unangenehm. Er schaute betreten zu Boden, während Shaos Augenlider flatterten.
    »Entschuldige…«, sagte ich. »Tut mir ehrlich leid. Ich habe nicht gewußt, daß du… na ja…«
    »Schon gut, John. Wir haben beide etwas heftig reagiert. Aber meine jüngste Vergangenheit ist für mich ein Problem.« Sie strich über ihr Gesicht, bevor sie tief einatmete. »Ich glaube auch, daß ich übermüdet bin. Die letzten Stunden sind nicht spurlos an mir vorübergegangen.« Sie stand auf und reckte sich. »Deshalb wird es für mich besser sein, wenn ich ins Bett gehe. Okay?«
    »Es ist deine Entscheidung«, sagte Suko. Auch er hatte sich erhoben, und Shao nahm ihn in den Arm. »Ihr könnt auch ohne mich darüber diskutieren, denke ich.«
    Auch ich war aufgestanden. Sie kam zu mir und lächelte. »Alles wieder in Ordnung, John?«
    »Von meiner Warte aus schon.«
    »Gut, dann sehe ich euch morgen.«
    »Gute Nacht.«
    Wir schauten zu, wie Shao den Wohnraum verließ. Wenig später hörten wir die Tür zum Schlafzimmer zufallen, und wir waren wieder
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