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0881 - Das Kind der Mumie

0881 - Das Kind der Mumie

Titel: 0881 - Das Kind der Mumie
Autoren: Jason Dark
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leuchtenden Augen. Sehr dunkel und trotzdem hell, sogar leicht golden, vergleichbar mit den Augen eines Kindes.
    Beide Männer konnten sich von dem Anblick des Unheimlichen nicht lösen, und sie krampften sich deshalb zusammen. Zumindest Clayton kam sich vor, als wäre er dabei, allmählich zu schrumpfen.
    Es konnte auch an der Gestalt liegen, die mit der Dunkelheit verschmolzen war und deshalb dafür sorgte, daß der Körper so gut wie nicht zu sehen war.
    Er kam näher, beinahe schwebend.
    Die beiden Lichtkreise zitterten, sie blieben aber auf dem Gesicht liegen und holten auch die Stelle hervor, die zwischen den beiden Tüchern lag.
    Dort war dann die Haut zu sehen, doch keiner von ihnen hätte sie als normal und menschlich bezeichnet. Sie sah alt aus. Staubig, trotzdem leicht glänzend und ledrig.
    Ob sie dick oder dünn war, das war nicht zu sehen, es interessierte die beiden Archäologen auch nicht. Sie gingen davon aus, es mit der Mumie zu tun zu haben, die eigentlich in dem großen Sarkophag hätte liegen müssen.
    Durch Claytons Kopf huschten zahlreiche Gedanken, während er das Brennen in seinem dritten Auge ignorierte. Beide Männer hatten sich gut vorbereitet und sie wußten auch, wessen Grabkammer sie widerrechtlich geöffnet hatten. Es war die des Sonnengötzen Sorath gewesen. Sie hatten herausfinden wollen, ob er nun eine Legende war oder tatsächlich existierte, wie in den alten Schriften behauptet wurde.
    Er existierte, und er kam immer näher. Er war eine Erscheinung, die alles in den Schatten stellte, die auch ihr Gesicht nicht zeigen wollte, denn er traf keine Anstalten, sich von den Tüchern zu befreien.
    Die Grabkammer wurde für Clayton zumindest immer kleiner. Er wußte, daß er der wandelnden Mumie im Weg stand und er fürchtete sich davor. Deshalb trat er zur Seite, drehte sich dabei nach rechts, ging noch weiter zurück und blieb erst wieder stehen, als er mit den Beinen gegen den leeren Sarkophag stieß.
    Die Mumie kümmerte sich nicht um sie.
    Sie ging vorbei.
    Hände und Arme erschienen aus dem Dunkel. Es sah so aus, als wären sie gerade in dieser Sekunde entstanden. Die Finger schimmerten hell, die waren so wenig mumienhaft, als gehörten sie zu einem normalen Menschen und nicht zu einer wandelnden Horrorgestalt.
    Auch Laroche traute sich nicht mehr, an seinem Platz stehenzubleiben. Die Furcht vor dem Unerklärlichen trieb ihn ebenfalls zur Seite und weg vom Sarg.
    Die Gestalt brauchte Platz. Sie war gekommen, um sich das zu holen, was ihr gehörte.
    Wie ein Vater sein Kind… War er der Vater?
    Die Gestalt blieb stehen. Sie hatte jetzt die unmittelbare Nähe des Sarkophags erreicht, und das war auch so gewollt. Behutsam beugte sie sich vor, und wiederum sah es so aus, als würde sich nur ihr Kopf bewegen, abgesehen von den Armen und den Händen. Das Übrige verschwamm einfach.
    Die Hände streckten sich dem Kind entgegen. Es hatte sich leicht bewegt und hielt auch nicht mehr die Augen geschlossen. Es schaute seinen »Vater« an. Laroche, der einen Blick auf das kleine Gesicht des Babys erhaschen konnte, glaubte schon, ein Lächeln auf dem winzigen Mund zu sehen.
    Die Hände faßten nach der Decke. Sie glitten sanft darunter, und im nächsten Augenblick hob die Mumie das Kind aus dem Sarkophag…
    ***
    Ein Schrei ließ uns erzittern und einen Augenblick später erstarren. Keiner von uns wußte, wo der Schrei genau aufgeklungen war, möglicherweise in einer Welt, die uns nicht zugänglich war. Zusammen mit dem Schrei fiel das magische Hologramm, das uns in eine so anderen und fremde Welt geführt hatte, wieder zusammen.
    Die Realität kehrte zurück.
    Das Zimmer, die Einrichtung, die Teetassen auf dem Tisch, Shao, Suko und ich.
    Aber wo steckte Kinok?
    Keiner von uns sah ihn, obwohl wir unsere Blicke auf die Stelle gerichtet hatten, an der er zuletzt gestanden hatte. Da war einfach nichts zu sehen.
    Sollte er sich aufgelöst und in seine Zeit zurückgezogen haben? Keiner von uns wußte es, aber wir hatten sehr genau zugeschaut, und es war Suko, der sich regte, sogar aufstand, dabei den Kopf schüttelte und anschließend den Körper nach hinten bog. Erst als er diese gymnastische Übung beendet hatte, begann er zu sprechen. »Ich gehe davon aus, daß wir alle das gleiche gesehen und erlebt haben. Szenen aus der Wüste und aus seinem alten ägyptischen Grab. Kinok hat sie uns sehen lassen. Er hat es geschafft, als Mittler zwischen den Zeiten zu erscheinen. Wie das mögliche war, möchte
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