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0877 - Raubvampire!

0877 - Raubvampire!

Titel: 0877 - Raubvampire!
Autoren: Volker Krämer
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sagte sie nicht, denn irgendwie strahlte dieser Mensch etwas für sie aus, das man vielleicht mit Vertrauen und nahezu grenzenloser Ehrlichkeit bezeichnen konnte.
    Van Zant grinste die junge Frau an.
    »Morgen - in aller Frühe. Aber ich denke, wir werden nicht fahren… sondern fliegen.«
    ***
    Das vollkommen zahnlose Maul eines heruntergekommenen Typen grinste Manja anzüglich an.
    Nein, wohl eher auszüglich , denn das war mit Sicherheit das, was der eklige Kerl am liebsten mit ihr gemacht hätte. Natürlich war ihr klar, wie sie auf die Männer hier wirken musste. Und sie verfluchte Van Zant, der mit stoisch nach vorne gerichtetem Blick neben ihr daher stapfte.
    Hätte er ihr nicht zumindest sagen können, was sie als Frau hier erwartete? Sicher war sie selbst auch nicht unschuldig, denn sie hätte sich ihren Teil denken können. Mit ihrem luftigen Hängerkleid, das verdächtig hoch über den Knien endete, der offen getragenen Lockenpracht, hatte sie gehofft, dem kleinen Mädchen sofort vermitteln zu können, dass sie vor ihr keine Furcht haben musste. Sie hatte so weiblich wie nur möglich auftreten wollen, was ihr wohl auch gelungen war… die Wirkung war unzweifelhaft vorhanden, doch sie fand die falschen Abnehmer.
    Manja hätte jetzt etwas für ihre alten Jeans, einen Pulli und ein ordentliches Haarband gegeben.
    Van Zant grinste sie von der Seite her an. »Wenn die alle könnten wie sie wollten.« Er sah die Wut, gemischt mit der Angst, in Manjas Gesicht. Sofort war er bemüht, die Sache abzuschwächen.
    »Keine Sorge, die halten mich gewiss für Ihren Zuhälter. Niemand wird Ihnen etwas tun.«
    Manja schluckte eine wütende Entgegnung herunter. Er hatte ja recht. Gleichzeitig wurde ihr endgültig klar, welches Schicksal ihr drohte, wenn sie Van Zant in diesem Gewimmel verlor. Unzählige Bordelle gab es in der Kasba… und in einem davon würde sie landen. Sie fühlte, wie sich bei diesem Gedanken ihr Magen umdrehte.
    Ein Schrei entfuhr ihr, als plötzlich eine Hand nach ihrem Oberarm griff. Als sie bemerkte, dass es van Zants Hand war, die sie zum Anhalten animierte, schlug sie wütend und gleichzeitig erleichtert nach dem Physiker. Der schien das allerdings überhaupt nicht zu bemerken.
    »Hier, hier sind wir richtig. Ich erinnere mich genau. Der Schuppen sieht zwar von außen entsetzlich heruntergekommen aus, doch das täuscht. Als ich mit Julo hier war, entsprach das Interieur durchaus unseren allgemeinen Vorstellungen. Und das Essen war ordentlich.«
    Ohne auf eine Erwiderung von Manja zu warten, betrat Artimus den Laden.
    Erstaunt sah er sich um. Das alles hatte sich reichlich verändert. War es früher als eine Mischung aus Garküche und westlich orientiertem Restaurant durchgegangen, so schienen er und die Pädagogin an seiner Seite nun in eine schmutzige Opiumhöhle geraten zu sein.
    Die Gerüche, die van Zant in die Nase stiegen, waren eindeutig. Wer auch immer nach dem unsanften Tod des alten Besitzers den Laden übernommen hatte, der legte jedenfalls keinen Wert darauf, dem allem einen Anstrich von Seriosität zu verleihen. Wahrscheinlich war das in der Kasba auch nicht nötig, denn die Behörden Algiers machten möglichst einen großen Bogen um die Altstadt.
    Oder sie erschienen regelmäßig, hielten die Hände auf… und verschwanden dann unverrichteter Dinge wieder. Es war hier nicht anders als überall auf dieser Welt.
    »Verdammter Christ - ungläubiger Hund! Jetzt habe ich aber genug von dir - los, Männer, schmeißt ihn raus!«
    Der Laden war nicht sonderlich gut besucht, und die wenigen Gäste, die sich hier ihren Genüssen hingaben, schienen die aufbrausende Stimme geflissentlich zu überhören. Irgendwer bekam dort Ärger… wen störte das schon?
    Aus der Richtung der etwas verdeckt liegenden Theke flog nur einen Augenblick später ein Mensch in Richtung Ausgangstür. Besser gesagt: er schlitterte über den glatten Kachelboden. Es war ein kleiner Mann, der Artimus allerhöchstens bis zur Brust reichen mochte. Und er war dick - reichlich dick, und daher hatte sein recht seltsamer Auftritt auch etwas von einer Bowlingkugel, die von ihrem eigentlich vorbestimmten Weg abgekommen war.
    Gut fünf Meter vor der Tür streckte die menschliche Kugel Arme und Beine von sich, was sie zwangsläufig zum Stillstand brachte. Artimus grinste, als die menschliche Marzipankugel an ihm vorbeischlitterte - angewandte Physik: der Kerl rutschte sicher nicht zum ersten Mal über ein Parkett.
    Das Schmunzeln
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