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0877 - Raubvampire!

0877 - Raubvampire!

Titel: 0877 - Raubvampire!
Autoren: Volker Krämer
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hatte.
    Aber er wollte nicht qualvoll sterben. Hassaf forschte in seinen Erinnerungen. Es war schon eine ganze Zeit her, da hatte er einem Hehler hier in der Kasba ein ganz besonderes Teil aus einem Beutezug angeboten. Den Namen des Mannes hatte Hassaf längst wieder vergessen. Man hatte ihm später berichtet, dass man ihn vom Hals bis zur Kehle aufgeschlitzt gefunden hatte.
    Doch darum ging es hier nicht. Die drei weiblichen Vampire wollten wissen, was genau er dem Mann verkauft hatte. Hassaf konzentrierte sich so gut er nur konnte. Langsam kehrte die Erinnerung zurück - getrieben von der Angst vor unsagbaren Schmerzen.
    Ja, er wusste es nun wieder. Eine geschnitzte Schachfigur - den schwarzen König. Nur diese einzelne Figur. Und Hassaf hatte sich damals sehr gewundert, dass der Hehler ihm ohne zu feilschen sofort den geforderten Preis bezahlte. Genau so war es gewesen.
    Die Vampirin blickte den zerlumpten Mann an. Dann machte sie eine Handbewegung, und der Schmerz traf Hassaf wie flüssig glühendes Blei. Das Stilett bohrte sich in seine Kniescheibe. Der Alte hätte niemals geglaubt, das es so einen Schmerz überhaupt geben konnte… und wieder riss ihn brackiges Wasser aus der nahenden Ohnmacht.
    »Warum?« Hassaf spuckte das modrige Wasser aus, das ihm in den Mund gelaufen war. »Warum tut ihr das? Ich habe doch alles…«
    »Dann denke noch einmal gut nach. Das ist deine letzte Chance, diese Welt nicht als blutiges Fleischbündel zu verlassen. Was hast du ihm noch verkauft?«
    Für Sekunden siegte der entsetzliche Schmerz über Hassafs Bewusstsein, dann jedoch wurden die Erinnerungen des Alten plötzlich glasklar.
    »Verkauft? Verkauft habe ich nichts weiter. Was ich sonst noch zu bieten hatte, das wollte er nicht. Zwei Diamanten, ein paar Goldringe, eine Rolex Day Date… kein billiges Imitat, sondern eine echte… und noch ein paar Dinge, wie geschliffene Glasfiguren, Glassplitter…«
    Die Vampirin wurde hellhörig. »War eine blaue Glasscherbe darunter, die eine seltsame Form hatte?«
    Hassaf fühlte, wie der Schmerz sich nun auf Dauer in seinen Verstand zu stehlen begann. »Ja, verdammt, ja - so ein komisches Dreieck, das im Sonnenlicht eigenartig geleuchtet hat. Das habe ich Pater Hank geschenkt, weil es sonst niemand haben wollte.«
    Die Frau griff hart zu. Ihre Hand umkrallte Hassafs Kinn, drückte es mit Macht nach oben. Die Kraft, die in diesen Händen lag, war enorm.
    »Einem Christen? Hier in Algier?«
    Hassaf nickte, was in seiner momentanen Lage ein schwieriges Unterfangen war. »Ich bin nicht religiös… aber schaden kann es ja nicht. Pater Hank hat sich über jede Spende gefreut, als er seine kleine Kirche gebaut hat. Er wollte das Glasding in eines der Fenster einsetzen.«
    Die Frau stieß einen zischenden Laut aus. Ein Pfaffe! Sie fürchtete sich nicht vor Gotteshäusern, aber sie hasste alles, was damit zu tun hatte. Achtlos ließ sie den Alten fallen, der wimmernd in sich zusammensank. Dann nickte sie ihren Begleiterinnen zu.
    »Er gehört euch.« Sie wandte sich ab, kümmerte sich nicht mehr um das, was hier nun geschah. In den Gassen der Kasba waren Schreie nichts Ungewöhnliches. Der Todesschrei des alten Mannes erregte daher auch keinerlei Aufmerksamkeit.
    Die Spitze Afrikas … Teil eines Kirchenfensters.
    Ihr Herr würde alles andere als begeistert sein, wenn sie ihm davon berichtete.
    Kurz darauf gesellten sich die anderen zu ihr. Blut klebte an deren vollen Lippen. Sie ignorierte das.
    »Kommt, wir müssen unseren Bericht abliefern. Dann wird man sehen…«
    Sie ließen die Kasba rasch hinter sich. Niemand stellte sich ihnen in den Weg.
    Wer will schon den Tod am Gehen hindern?
    ***
    Manja Bannier wandte nach nur wenigen Schritten den Kopf - immer und immer wieder.
    Sie fühlte, wie die Panik langsam aber sicher in ihr aufstieg. Wo war sie hier nur gelandet? Wozu hatte sie sich überreden lassen?
    Der große und überaus kräftige Mann neben ihr bewegte sich ganz so, als wäre ihm diese Umgebung durchaus vertraut - dabei hatte er Manja erzählt, dass auch er bislang nur einmal in diesem Viertel der großen Stadt gewesen war. Zumindest wirkte es auf Manja beruhigend, dass er offenbar genau wusste, welchen Weg er zu gehen hatte.
    Sie selbst hatte bereits nach wenigen Schritten in diesem - Kasba genannten - Irrgarten jede Orientierung verloren.
    Die Blicke, die ihr von den Menschen zugeworfen wurden, machten ihr wahnsinnige Angst. Manjas Mutter stammte aus Chile, und sie war auch im
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