Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0876 - Die Welt des LARD

Titel: 0876 - Die Welt des LARD
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Tarmair von dem alten Prentach erhalten hatte.
    Es war etwas im Gange - das spurte er deutlich. Cainstor war im Begriff, Unruhe zu schüren. Und Unruhe duldete das LARD nicht.
    Cainstors Haus lag inmitten von Buschen, die Cainstor selbst gepflanzt hatte. Sie trugen kleine wohlriechende, gelbe Bluten, die mit ihrem Duft summende Insekten anlockten. Tarmair ging auf die Eingangstür zu und pochte, wie es sich gehorte. Als er keine Antwort bekam, schritt er rings um das Haus und sah, daß die Blenden am Schlafzimmerfenster offen waren. Er rief Cainstors Namen, aber er hatte nicht viel Hoffnung, den Gesuchten hier zu finden. Wer um diese Zeit die Blenden offen hatte, der war nicht zu Hause.
    Tarmair dachte nach. Wo konnte Cainstor sich aufhalten? Er war schon alter, um die Mitte sechzig. Man konnte nicht behaupten, daß Cainstor Frauen abhold war. Aber wer ihn kannte und eine Vermutung darüber hatte abgeben müssen, wo Cainstor sich in diesem Augenblick befand, der hatte wahrscheinlich geäußert, daß der Alte in seinem Bett liege, und zwar alleine. Cainstor hatte vor mehr als fünf Jahren das letzte Kind gezeugt und die Freundschaft mit der Mutter des Kindes kurz nach dessen Geburt beendet. Seitdem hatte er keine feste Verbindung mehr - wenigstens keine, von der die Öffentlichkeit etwas wußte.
    Mit anderen Worten: Tarmair wußte nicht, wo er nach Cainstor suchen sollte.
    Da raschelte es im Gebüsch, und eine unförmige Gestajt, gekleidet in einen unansehnlichen Sack und auf zwei kurzen, fetten Beinstummeln einherwatschelnd, kam zum Vorschein.
    „Ich nehme an, du suchst Cainstor", quarrte der Asogene.
    Tarmair hatte es sich längst abgewöhnt, über die ungewöhnlichen Zeiten und Orte, an denen Raylto auftauchte, erstaunt zu sein.
    „Du verstehst es, intelligente Schlüsse zu ziehen", spottete er.
    „Ich kann dir helfen", erklärte Raylto. „Cainstor hat sich mit ein paar Freunden auf den Weg zum Rededom gemacht. Dort will er ihnen Geschichten aus der fernen Vergangenheit erzählen, wie ich gehört habe."
    Tarmair stutzte. Cainstor, dem das LARD übel wollte, auf dem Weg zum Rededom? Der Dom faßte an die hundert Leute. Cainstor wußte entweder nichts davon, daß er in Ungnade gefallen war, oder seine Kühnheit grenzte an Übermut.
    Tarmair war ärgerlich.
    „Ich gehe dorthin", sagte er barsch zu Raylto.
    „Ich dachte mir, daß du das tun würdest", antwortete der Asogene. „Wenn du mich brauchst - ich bin in der Nähe."
    Der Dom stand nahezu in der Mitte der Siedlung. Er war ein rundes Gebäude mit einem kuppeiförmigen Dach. Die Straße machte rings um den Dom herum eine kreisförmige Ausbuchtung, so daß der Dom wie von einem weiten Platz umgeben zu sein schien. Am Rand des Platzes befanden sich mehrere Vergnügungsstätten und einige kleinere Trinkhallen.
    Auf dem Platz war es still. Die Sonne strahlte warm. Als Tarmair sich einer der großen Eingangstüren näherte, hörte er von drinnen eine kräftige Stimme. Er lauschte eine Weile und überzeugte sich: das war Cainstor, der da sprach.
    Er öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt weit und schlüpfte hindurch. Im Innern befanden sich etwa fünfzig Leute, meistens ältere, die auf den ringförmig angeordneten Bänken saßen und aufmerksam dem Mann zuhörten, der im Mittelpunkt des großen Kuppelraums auf einem Podium stand und mit lauter Stimme redete. Ja, das war Cainstor: nicht ganz fünf Fuß groß, fettleibig und mit jenem fahlen Schimmer im silbernen Haar, der das fortgeschrittene Alter anzeigte. Wer Cainstor so reden hörte, der mochte kaum glaur ben, daß der Alte gewöhnlich an Atemnot litt und keinen längeren Satz aussprechen konnte, ohne zischen den Worten ein paarmal Luft zu holen.
    Niemand schien Tarmairs Eintritt bemerkt zu haben, auch der Redner nicht. Tarmair hörte Cainstor sagen: „In der Vergangenheit liegt der Schlüssel zu allen Rätseln, die uns umgeben! Ich sage euch - die Alten haben mehr gewußt, als wir heute wissen. Und ich will auch gleich den Beweis antreten, daß es wahr ist, was ich sage.
    Wie oft geht euch ein altes Lied durch den Sinn. Wie oft summt ihr Worte, deren Bedeutung ihr nicht kennt. Wer von euch hat nicht schon diesen Vers gehört: Heimtückisch, still schleicht die Nacht, doch Sternenlicht bricht der Finsternis Macht...
    Ich frage euch: Was ist die Nacht? Was ist Sternenlicht? Welches ist die Macht, die das Lied Finsternis nennt? Es gibt viele Erzählungen und Lieder, in denen die Nacht eine Rolle spielt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher