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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter
Autoren: Jason Dark
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sie auch damit, gegen eine harte Masse zu fassen, denn der Begriff Stein wollte einfach nicht aus ihrer Gedankenwelt verschwinden.
    Jane berührte einen normalen Körper. Kein steinernen. Zwar waren die Muskeln angespannt, aber die Haut konnte eingedrückt werden, was Jane auch tat.
    Der Mann rührte sich nicht. Er ließ alles mit sich geschehen. Es war auch kaum zu erkennen, daß er atmete. Jane kam nicht umhin, ihm Achtung zu zollen.
    »Nun?« hörte sie Valendy sprechen. »Was sagen Sie?«
    »Großartig.«
    »Danke.«
    »Wie lange halten ihre Living Dolls so etwas denn durch?«
    »Schon eine Weile. Hin und wieder müssen sie allerdings die Position wechseln.« Er lachte leise, verstummte, als er Tritte und zugleich eine dünne Frauenstimme hörte. »Ich kann nicht schlafen, Daddy. Ich bin…«
    »Geh in den Wagen, Vera!«
    »Nein, ich…«
    Plötzlich war die lebende Puppe für Jane Collins uninteressant geworden. Auf der Stelle drehte sie sich um, blieb aber nicht stehen, sondern ging auf Vater und Tochter zu, die dicht beisammen standen.
    Valendy war wütend geworden. Er schaute auf die kleine Gestalt und zischelte ihr zu, wieder zurückzugehen.
    »Aber wenn ich nicht schlafen kann.«
    »Das kannst du hier draußen auch nicht. In einigen Stunden mußt du wieder fit sein.«
    Jane war stehengeblieben und fragte: »Oh, Sie haben eine Tochter, Mr. Valendy?«
    Beide drehten sich gleichzeitig zu Jane hin um. »Ja, ich habe eine Tochter.«
    »Wie nett.«
    »Wer ist sie denn, Dad?«
    »Eine Besucherin, sie ist Gast bei Josh Parker.«
    »Aha.«
    »Ich bin Vera.« Sie streckte Jane die Hand entgegen, und die Detektivin schlug ein. Schmale Finger drückten die ihre, und schmal war die gesamte Gestalt der jungen Frau. Das blonde Haar wirkte bleich. Es hing glatt zu beiden Seiten des Kopfes herab und endete am Hals in einer unmodernen Außenrolle. Das Gesicht war ebenfalls schmal. Es wirkte beinahe wie eine schwach kolorierte Zeichnung. Dünne, kaum erkennbare Lippen, eine kleine, gerade Nase, darüber die hohe glatte Stirn und Augenbrauen, die gewachsen waren, als wären sie mit dem Lineal nachgezogen worden. Die Farbe der Augen konnte Jane nicht erkennen, sie ging aber davon aus, daß sie ebenfalls blaß waren.
    Vera Valendy trug eine Hose, ein Sweatshirt und hatte sich eine Strickjacke um die Schultern gehängt.
    »Mein Name ist Jane Collins.«
    »Sie sind neu hier?«
    »Ja, wie Ihr Vater schon sagte, ich bin zu Besuch.«
    »Toll.«
    »Geh jetzt wieder in den Wagen«, drängte Valendy. »Du wirst dich sonst noch erkälten.«
    »Ja, Dad, mache ich.« Sie wandte sich an Jane. »Wir werden uns bestimmt noch sehen, habe ich das Gefühl.«
    Die Detektivin lächelte. »Kann man sich hier auf dem Platz überhaupt aus dem Weg gehen?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Dann bis bald.«
    Vera drehte sich um und verschwand. Sie ging sehr langsam und steif, als wären ihre Glieder unterkühlt. Jane spürte einen Schauer, der über ihren Rücken herab nach unten kroch. Sie enthielt sich aber eines Kommentars.
    Den gab Valendy statt ihrer ab. »Da haben Sie auch meine Tochter kennengelernt.«
    »Ein nettes Mädchen.«
    Er hob die Schultern. »Leider etwas kränklich. Wie ihre Mutter, die starb vor acht Jahren an Schwindsucht.«
    »Und Sie haben nicht wieder geheiratet?«
    »Nein, ich wollte es nicht. Ich bin auch so zufrieden. Meine Mitarbeiter sind die Familie, außerdem muß ich mich um Vera kümmern.«
    »Die nicht bei der Truppe ist.«
    »So sieht es aus.«
    »Was tut sie?«
    »Vera hilft mir. Macht Büroarbeiten, sitzt auch an der Kasse und ist Mädchen für alles. Sie kümmert sich auch um die Verpflegung meiner Leute, sie zahlt die Löhne aus, und ich kann sagen, daß sie für mich schon sehr wertvoll ist. Ohne sie wäre ich so gut wie aufgeschmissen. Deshalb wollte ich auch, daß sie wieder zurück in den Wagen geht. Die kühle Luft hier draußen tut ihr nicht gut.«
    »Das ist verständlich.«
    Valendy schaute auf seine Uhr. »Für mich und meine Puppen wird es auch Zeit.« Er klatschte in die Hände, und sofort löste sich die Starre der Living Dolls.
    Keiner von ihnen redete, als sie verschwanden. Sie tauchten weg wie Geister, und Jane Collins kamen sie immer rätselhafter vor. Aber sie sagte nichts.
    »Ich wünsche Ihnen trotz allem noch eine gute Nacht, Miß Collins.«
    »Danke, Ihnen auch.« Er hatte sich schon abgewendet, als Jane ihn ansprach. »Eine Frage noch zum Schluß. Warum sind ihre Living Dolls zu dieser Stunde
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