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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter
Autoren: Jason Dark
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sie diese überstreifte.
    Josh Parker schaute ihr verwundert nach. Mit einem Kommentar hielt er sich zurück. Er begriff nichts mehr, er hatte seine Pflicht getan und sich um Freddy gekümmert. Es gab seinen Sohn nicht mehr, es gab nur noch ihn, und er wußte nicht mal, ob er sich darüber freuen sollte, daß jemand erschienen war, der Freddys Tod aufklären wollte.
    An der Tür drehte sich Jane Collins noch einmal um. »Sie bleiben auf jeden Fall im Wagen, Mr. Parker.«
    Er nickte. »Ist gut. Aber sagen Sie mir noch eines. Was hoffen Sie denn da draußen zu finden? Die Bemerkung mit der Medusa war natürlich Unsinn. Ich denke…«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mr. Parker. So unsinnig war die Bemerkung nicht. Sie haben da schon richtig vermutet. Vielleicht treffe ich noch andere Personen an.«
    »Um diese Zeit?«
    »Wer weiß.« Jane gönnte ihm ein kurzes Nicken. Ihr tat der Mann, der bewegungslos im Lichtschein der Lampe hockte, einfach leid. Sie fragte sich, wieviel er noch verkraften konnte. Der Tod seines Sohnes hatte ihn erschüttert, und das Erscheinen der Medusa, falls es sie gab, würde ihn möglicherweise an den Rand des Wahnsinns treiben.
    Noch einmal tastete Jane nach dem Spiegel.
    Er war da.
    Sie konnte gehen.
    ***
    Draußen empfing sie die Stille der Nacht. Es war so finster, als hätten große Hände ein gewaltiges Tuch über den Rummel gespannt. Die Wohnwagen und Wohnmobile standen abseits und waren so geparkt, daß zwischen ihnen Gassen verliefen.
    Parkers Wagen stand am Rand. Er hatte nur einen Nachbarn. Zur linken Seite hin war das Gelände frei. Dort verteilten sich auch die Buden, Stände und Karussells, die in der Nacht alle verlassen waren.
    Jane sah keine Bewegung auf dem Platz. Allerdings stand sie etwas weit entfernt. Bevor sie sich richtig auf den Weg machte, umging sie mit möglichst leisen Schritten Josh Parkers Wohnmobil und tauchte unter, als sie das erleuchtete Fenster passierte. Hinter den anderen Scheiben des Wohnwagens war es düsterer, denn es brannte nur ein Licht.
    Niemand lief ihr über den Weg. Sie wollte nicht zwischen den Gassen nachschauen, sondern sich dem eigentlichen Rummel zuwenden und sicherheitshalber von Deckung zu Deckung huschen.
    Es war leichter, als sie gedacht hatte. Jane entdeckte nichts Verdächtiges, und sie wurde auch nicht gestört. Jane gehörte zu den Menschen, die unbedingt ein Ziel haben mußten, auch in dieser Stunde ging sie davon nicht ab.
    Ihr Ziel war die größte Anlage auf dem Platz. Und war die Kirmes noch so klein, ein Auto-Scooter mußte sein. Geduckt huschte die Detektivin auf die große, viereckige Fläche zu. Sie mußte beim Laufen achtgeben, nicht über Versorgungskabel zu stolpern. Außerdem durfte sie die Umgebung nicht aus den Augen lassen.
    Da tat sich nichts.
    Die Stille blieb, niemand störte sie. Jane hörte keine Schritte, keine Stimmen und stellte sich hinter das kleine Kassenhäuschen des Auto-Scooter.
    Sie wartete. Vor ihr lag die dunkle Fläche, über die die kleinen Wagen gefahren wurden. Sie sah aus wie ein dunkler See mit leicht unebener Oberfläche. Die kleinen Autos selbst standen in Janes Nähe oder an der gegen überliegenden Seite.
    Es war kein fremdes Geräusch zu hören. Die Stille blieb. Allmählich spielte Jane mit dem Gedanken, sich geirrt zu haben. Sie hatte womöglich auch zu überreizt reagiert. Vielleicht war dieses andere Geräusch völlig harmlos gewesen.
    Sie lächelte über sich selbst. Dabei stellte sie sich die Frage, ob sie überhaupt noch normal handeln konnte. Immer wieder stand oder saß sie wie auf dem Sprung, rechnete ständig mit dem schlimmsten und fühlte sich oft belauert.
    Sie wollte gehen, als sie die Stimmen hörte.
    Die waren keine Einbildung.
    Jane Collins blieb unbeweglich stehen. Die Stimmen wehten zu ihr heran als Botschaft aus der Dunkelheit. Jane lauschte und unterschied mindestens zwei. Da hatten ein Mann und eine Frau gesprochen, soviel konnte sie immerhin unterscheiden, doch näher kamen die Stimmen nicht. Dann das helle Lachen einer Frau. Es klang fremd in der Dunkelheit, als gehörte es überhaupt nicht hierher. Jane blieb nicht mehr an ihrem Platz. Sie lief einige Schritte zur Seite. Genau in die Richtung, wo eines der größeren Fahrgeschäfte seinen Standort gefunden hatte. Es war eine Geisterbahn. Waren wie jetzt die zahlreichen Lampen ausgeschaltet, hatte sie in der Dunkelheit ihren Schrecken verloren. Die Nacht machte alles gleich, und die monströsen Figuren
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