Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0874 - Gedankentöter

0874 - Gedankentöter

Titel: 0874 - Gedankentöter
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
nun doch nichts!«
    Er turnte nach hinten und fischte eine Motorsäge aus einem Haufen durcheinanderliegenden Utensilien. Dann stieg er aus.
    »Wollen Sie den Baum tatsächlich umsägen?«, fragte Zamorra.
    »Was bleibt mir anderes übrig? Scheiß-Schwerarbeit…«
    »Warten Sie«, sagte Zamorra. »Ich habe eine bessere Idee.«
    Er kletterte ebenfalls nach hinten, wo sich ihr Gepäck befand. Er öffnete den »Einsatzkoffer« und nahm einen der beiden Dhyarra-Kristalle heraus.
    Er hielt ihn zwischen beiden Händen und konzentrierte sich auf eine Bildfolge, die der Sternenstein umsetzen sollte. Die Dhyarras benötigten eine genaue, bildhafte Vorstellung der Aktion, die sie ausführen sollten, ähnlich wie bei einem Comic.
    Und dann geschah das, was Lonsdales Unterkiefer in Richtung Südpol klappen ließ.
    Der große Baum wurde durchsichtig, bis er kaum noch wahrnehmbar war.
    »Schnell, Jerry!«, verlangte Nicole. »Fahren Sie einfach durch!«
    Lonsdale zögerte. Sein Verstand kam mit dem Geschehen nicht mit. Aber als Nicole ihn noch einmal drängend aufforderte, handelte er endlich. Er wuchtete sich auf den Fahrersitz und gab Gas. Besonders wohl war ihm allerdings nicht, als er direkt auf den Baum zu - und dann hindurch fuhr!
    Als sie auf der anderen Seite waren, löschte Zamorra den Dhyarra-Zauber und legte den Kristall in den Aluminiumkoffer zurück. Lonsdale sah im Rückspiegel den Baum wieder erscheinen und trat auf die Bremse.
    »Verdammt, wie haben Sie das gemacht?«, stieß er hervor.
    »Ich habe ein wenig gezaubert«, erwiderte der Meister des Übersinnlichen.
    »Und wer zaubert, wenn ich zurück zum Heliport fahre? Dann sind Sie doch im Camp! Und vielleicht hat der Baum bis dahin Junge gekriegt! Das wird 'ne Plackerei, alles umzusägen…«
    Zamorra lächelte. Junge gekriegt… Und das bei einer Pflanze! Ableger wäre wohl die treffendere Bezeichnung gewesen.
    »Warten wir's erst mal ab«, sagte er. Lonsdale fuhr wieder an. Unmittelbar vor der nächsten Kurve warf er noch einmal einen Blick in den Rückspiegel. »Nein«, ächzte er.
    Der Baum war verschwunden.
    ***
    ER war erstaunt. Jener, der neu war und Magie benutzen konnte, hatte dafür gesorgt, dass der Baum auf dem Weg nicht gefällt wurde. Er hatte eine Alternative gefunden und den Baum geschont.
    Dieser Fremde schätzte die Natur offenbar höher ein, als es die anderen taten.
    ER beschloss, ihn weiter zu beobachten, um ihn noch besser beurteilen zu können.
    Und ER ließ den Baum, den ER mit Magie hatte wachsen lassen, um den Fremden aufzuhalten, wieder zurückwachsen zu dem, was er einst gewesen war: zu einem Wurzelstrang eines benachbarten Baumes gut zehn Meter neben dem Weg.
    ER war gespannt darauf, wie der Fremde sich weiter verhielt.
    ***
    Kurz darauf erreichte der Cherokee das Camp. Zamorra und Nicole stiegen aus. Tendyke und die Zwillinge schienen ihn bereits erwartet zu haben und stürmten geradezu den beiden Freunden entgegen, um sie zu begrüßen. Die Peters-Zwillinge waren nur mit Stiefeln bekleidet.
    »Wegen der Schlangen?«, fragte Nicole.
    »Sicher«, nickte Monica ihr zu.
    »Ich bevorzuge da eher die Methode von W. C. Fields«, grinste Tendyke, selbst mit Stiefeln versehen und überhaupt wie immer komplett in Leder gekleidet. »Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabeihaben…«
    »Kennen wir, den Spruch«, winkte Nicole ab. »Übrigens - wenn man von der Schlange spricht, dann kommt sie!« Sie deutete auf ein Kriechtier, das sich in aller Gemütsruhe heranschlängelte. Robert Tendyke hatte es im gleichen Moment ebenfalls entdeckt. Blitzschnell bückte er sich und bekam die Schlange direkt hinter dem Kopf zu fassen. Er hob sie hoch und zog mit der anderen Hand das Messer aus der Lederscheide; ein Instrument, das eines Crocodile Dundee würdig gewesen wäre. Er holte mit der Klinge aus.
    »Heute Abend gibt's Schlangenbraten«, verkündete er. »Ich habe da ein hervorragendes Rezept von Chang…«
    Der Chinese war Koch in Tendyke's Home und auf Schlange jeder Art spezialisiert. Ob das nach jedermanns Geschmack war, blieb fraglich.
    Zamorra packte zu, erwischte die Schlange am Schwanz und pflückte sie aus Tendykes Hand. »Ist doch nix dran an dem kleinen Viech!«, sagte er und schleuderte selbiges nach Hammerwerfermanier weit fort ins Unterholz.
    »Es gibt wohl schlechtes Wetter«, behauptete Uschi Peters. »Die Schlangen fliegen heute so tief.«
    »He, was soll denn das?«, protestierte Tendyke.
    Zamorra rieb sich die Hände.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher