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087 - Gefangen in der Unterwelt

087 - Gefangen in der Unterwelt

Titel: 087 - Gefangen in der Unterwelt
Autoren: Dämonenkiller
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Deutlich glaubte er zu spüren, daß die Kraft des Rentiers auf ihn überging. Er preßte die rechte Hand in das Blut und stand langsam auf.
    Ranga und Vindo waren neben Unga stehengeblieben. Zuerst trank Ranga, dann Vindo.
    Damit hatte die kurze Zeremonie ihren Abschluß gefunden. Unga ging einmal um das tote Rentier herum. Er fühlte sich so glücklich wie vor vielen Sommern, als er das erstemal an einer Jagd teilnehmen durfte - kurz nach dem Initiationsritus, bei dem er in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen worden war.
    Seither hatte er unzählige Wisente, Hirsche und Rentiere mit seinem Speer erlegt. Aber dieses tiefe Gefühl der Befriedigung hatte sich nicht geändert. Die Männer des Stammes hatten viele Aufgaben zu erfüllen, die wichtigste war aber die Jagd. Von der Jagd lebte der Stamm. Deshalb waren auch die Jäger die angesehensten Mitglieder der Gemeinschaft.
    Das tote Rentier war zu schwer, als daß sie es hätten tragen können.
    Unga brauchte keine Befehle zu erteilen. Vindo und Ranga schlugen einige kleine Bäume mit ihren scharfen Steinäxten um. Das Rentier wurde mit Fellschnüren an die kleinen Bäume gebunden. Jeder der drei Männer packte einen der Baumstämme und hob ihn an. Dann setzten sie sich langsam in Bewegung. Sie schleiften das tote Tier hinter sich her. Die Männer kamen rasch vorwärts, denn das Land war eben.
    Es wurde langsam dunkel. Die drei Männer schritten schneller aus. Der Schweiß rann ihnen in Strömen über das Gesicht, doch die Furcht vor der Dunkelheit ließ sie rascher laufen.
    Sie atmeten erleichtert auf, als sie ihr Abri sahen. Unga blieb stehen, formte die Hände zu einem Trichter und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. Im Abri wurde man auf sie aufmerksam. Einige Männer rannten los und umringten sie begeistert. Alle schrien wild durcheinander und umtanzten das Rentier. Frauen, Kinder und Jugendliche folgten ihnen.
    Doch Unga hatte nur Augen für Tunda, seine Gefährtin. Er war glücklich, daß Tunda ihn vor zwei Sommern zu ihrem Gefährten gewählt hatte.
    Sie war das hübscheste Mädchen des Stammes. Ihr pechschwarzes Haar war im Nacken mit einem Fellstreifen zusammengebunden. Ihr Gesicht war rund und glänzte ölig, und die dunkelbraunen Augen standen weit auseinander. Unter ihrem Fellumhang zeichneten sich schwere Brüste und volle Hüften ab. Um den Hals trug sie eine Kette aus Tierzähnen.
    Tunda lächelte Unga zu.
    „Ich wußte, daß du heute Glück haben würdest", sagte sie und reichte ihm die rechte Hand zum Gruß.
    Unga nickte und legte seinen rechten Arm um Tundas Schultern. Gemeinsam gingen sie zum Abri, ihrem Lager. Es lag unter einem gewaltigen Felsüberhang, hinter dem eine riesige Höhle tief in den Berg führte. Vor dem Höhleneingang standen einige einfache Zelte.
    Die ersten Feuer loderten auf. Der ganze Stamm war auf den Beinen.
    Für jede Arbeit, die anfiel, gab es im Stamm Spezialisten. Das Abhäuten der Tiere war Männerarbeit. Das Gerben der Felle und das Anfertigen von Kleidern war Frauensache. Die Frauen kümmerten sich auch um die Erziehung der Kinder und das Sammeln von Früchten, Beeren und Wurzeln. Die Werkzeuge und Waffen wurden von den Männern hergestellt.
    Canga, die Führerin des Stammes, kam auf Unga zu. Sie war eine kleine Frau. Ihr Körper war mager, und ihr langes Haar war grau und stumpf. Ihre dunklen Augen schimmerten feucht.
    „Der Jagdzauber hat gewirkt", sagte sie laut. Ihr zahnloser Mund verzerrte sich zu einem Grinsen. Einige der Stammesmitglieder wandten sich langsam ab. Sie glaubten nicht mehr an Cangas Zauber. Vergangene Nacht hatte beim Schein der Öllampen Oguna, der Künstler des Stammes, im Zeremonienraum der Höhle unter Cangas Beschwörungen ein Wisent an die Decke gemalt.
    Doch Unga hatte kein Wisent erlegt, sondern ein Rentier. Früher war das ganz anders gewesen. Da war es Canga kraft ihrer geheimnisvollen Fähigkeiten gelungen, viele Tiere vor die Speere der Jäger zu treiben - und es waren immer die Tiere gewesen, die sie beschworen hatte.
    „Unga hat ein Rentier erlegt", sagte Tunda heftig.
    „Was hat das schon zu bedeuten", meinte Canga verächtlich.
    „Dein Zauber war nutzlos, Canga. Tritt endlich zurück. Mach Platz für eine jüngere und mächtigere Führerin. Du wirst sonst noch zum Untergang unseres Stammes." Tunda streckte Canga verächtlich die linke Hand entgegen, eine unglaubliche Beleidigung. Canga wandte sich schweigend ab und verschwand in der Höhle.
    „Das hättest du nicht sagen
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