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087 - Gefangen in der Unterwelt

087 - Gefangen in der Unterwelt

Titel: 087 - Gefangen in der Unterwelt
Autoren: Dämonenkiller
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Gewicht, doch davon ließ sich Unga nicht aufhalten. Er lehnte sich an den Stamm und blickte über die Hochebene. Es war ein windstiller kühler Herbsttag.
    „Siehst du irgendein Tier, Unga?" rief Ranga.
    Unga antwortete nicht. Die Augen kniff er zu schmalen Schlitzen zusammen. Er hatte eine Bewegung bei den weit entfernten Sträuchern bemerkt. Nach kurzer Zeit konnte er Einzelheiten erkennen. Geräuschlos stieß er den Atem aus.
    „Ein Rudel Rentiere!" rief er begeistert. „Sie kommen auf uns zu."
    Die Rentiere kamen gemächlich näher. Sie waren noch etwa zweitausend Schritte entfernt. Unga wartete, bis sie auf tausend Schritte herangekommen waren. Dann glitt er langsam zu Boden und packte die Speerschleuder.
    Dabei handelte es sich um einen einfachen unterarmlangen Stab mit einem Haken, in den das stumpfe Ende des Speeres einrastete. Die Schleuder war eine Verlängerung des menschlichen Armes. Ungas Schleuder war besonders kunstvoll ausgeführt. Sie wies kleine geschnitzte Figuren und Ornamente auf und war bunt bemalt. Auf dem hölzernen Speerschaft saß eine handgroße Steinspitze.
    „Wir schleichen langsam näher", flüsterte Unga. Wie eine Schlange kroch er über den Boden. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt. Am liebsten wäre er laut schreiend auf das Rudel Rentiere zugelaufen. Doch das wäre sinnlos gewesen, da die Tiere augenblicklich die Flucht ergriffen hätten.
    Seine Gefährten folgten ihm. Immer wieder hob Unga den Kopf. Noch war es windstill, was ihre Chancen erhöhte, unbemerkt an das Rudel heranzukommen.
    Zwischen einigen dichten Büschen blieb Unga liegen. Er war schon oft mit Ranga und Vindo auf der Jagd gewesen. Die beiden wußten genau, wie sie sich zu verhalten hatten.
    Unga legte das rechte Ohr dicht auf den Boden. Deutlich war das Geräusch der sich nähernden Herde zu hören. Vorsichtig schob er einige Zweige zur Seite und beugte sich vor. Sein Herz schlug schneller. Das Rudel bestand aus zwei Handvoll Tieren. Sie hatten sich bis auf dreihundert Schritte genähert. Das war noch viel zu weit, um die Speere einzusetzen.
    Ranga und Vindo bewegten sich nicht. Sie wagten kaum zu atmen.
    Eines der Tiere hob witternd den Kopf und kam rasch näher, die anderen Tiere folgten ihm.
    Unga glitt ein Stück zurück und setzte sich in einer Bodenvertiefung halb auf. Dabei achtete er darauf, daß sein Kopf nicht über das Gebüsch ragte. Seine Gefährten folgten seinem Beispiel.
    Die Speerschleuder band er sich mit einer Schlaufe um das Handgelenk. Dann legte er die Schleuder mit dem Haken über die Schulter und steckte den Speer hinein.
    Langsam richtete sich Unga auf. Nun waren die Tiere bis auf hundert Schritte herangekommen. Doch Unga wollte noch warten. Er hoffte, daß sie noch näher kamen.
    Einen Speer konnte man mit der Hand etwa hundert Schritte schleudern. Mit der Speerschleuder konnte man aber mindestens doppelt so weit werfen. Und je weiter das Wild herankam, desto größer war die Aussicht, es mit einem gut gezielten Wurf zu töten.
    Wieder hob Unga den Kopf. Ein Rentier hatte sich von der Herde gelöst und trottete nur vierzig Schritte an Ungas Versteck vorbei.
    Für Unga gab es kein Zögern mehr. Blitzschnell bewegte er den rechten Arm. Die Lanze löste sich von der Schleuder und raste auf das Tier zu. Unga hatte gut getroffen. Der Speer bohrte sich tief in den Leib des Rentiers, das von der Wucht des Aufpralls in die Knie ging. Dann richtete es sich mühsam auf und lief davon. Blut tropfte aus der Wunde.
    Unga lächelte zufrieden. Er wußte, daß er das Rentier tödlich getroffen hatte. Es würde noch einige Zeit in Panik herumlaufen, dann aber tot zusammenbrechen.
    Das Rudel Rentiere lief auseinander. Ranga und Vindo schleuderten ihre Speere, doch sie waren nicht so erfolgreich wie Unga. Rangas Lanze verfehlte ihr Ziel. Vindos Speer verwundete ein Tier, doch der Wurf war zu schwach gewesen, und der Speer fiel zu Boden.
    Unga machte sich sofort an die Verfolgung des tödlich getroffenen Rentiers. Er hatte keine Schwierigkeiten, den Spuren zu folgen. Schließlich fand er das verendete Tier zwischen einer Baumgruppe. Vor dem toten Rentier blieb er andächtig stehen. Er schloß einen Augenblick die Augen, hob den rechten Arm und ballte die Hand zur Faust. Dann kniete er nieder. Mit der rechten Hand packte er den Speer und riß ihn aus dem Körper. Noch immer rann Blut aus der faustgroßen Wunde.
    Unga beugte sich vor und preßte das Gesicht in die Wunde. Er trank gierig das warme Blut.
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