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087 - Gefangen in der Unterwelt

087 - Gefangen in der Unterwelt

Titel: 087 - Gefangen in der Unterwelt
Autoren: Dämonenkiller
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sollen, Tunda", sagte Unga mißbilligend.
    „Jedes Wort ist wahr, das ich gesagt habe", beharrte Tunda. „Wir werden sie zum Rücktritt zwingen. Noch heute nacht!"
    „Wir werden Canga zu einem Zweikampf mit Onda zwingen", schrie Abgu, einer der Werkzeugmacher. „Wer als Siegerin daraus hervorgeht, der soll den Stamm führen!"
    Unga wandte sich langsam ab. Er fühlte sich befangen, da Canga seine Mutter war. Bis zum Initiationsritus war er von Canga erzogen worden, doch als ihn der Stamm als vollwertiges, erwachsenes Mitglied akzeptiert hatte, war die Verbindung zu seiner Mutter abgebrochen. Als Erwachsener gab es für ihn keine Mutter mehr, und für seine Mutter war er nicht mehr ihr Sohn.
    Wer sein Vater war, hatte er nie gewußt. Seine Mutter hatte es ihm auch nie gesagt.
    Die Sitten im Stamm waren einfach. Wenn ein Mädchen die Geschlechtsreife erlangt hatte, durfte es sich einen oder mehrere Gefährten wählen, mit denen es so lange zusammenbleiben konnte, wie es wollte. Verstand sie sich mit einem Mann nicht mehr, dann konnte sie sich einfach von ihm trennen. Bei den Männern war es nicht anders. Auch sie konnten jederzeit die Verbindung mit einer Frau auflösen. Nur hatte ein Mann nicht die Möglichkeit, eine Frau zu fragen, ob sie seine Gefährtin werden wollte. Aber in sexuelle Nöte kam er deshalb nicht. Niemand fand etwas dabei, wenn ein Mann mit mehreren Mädchen schlief - oder umgekehrt. Tabus in dieser Hinsicht gab es keine. Oft jedoch blieben ein Mann und eine Frau viele Jahre zusammen - einige sogar so lange, bis einer der beiden starb.
    Das Rentier war abgehäutet worden, und einige Fleischstücke brieten über den Feuern.
    Unga wollte allein sein. Er ging zum Fluß hinunter, kniete nieder und trank. Er setzte sich nieder und blickte über den dunklen Fluß. Die hochlodernden Feuer warfen einen roten Schein über das Wasser.
    Canga ist tatsächlich für den Stamm untragbar geworden, dachte Unga. So konnte es einfach nicht weitergehen. Das nächste Mal, wenn der Mond voll war, würde es wahrscheinlich schneien. Bis zu diesem Zeitpunkt mußten sie genügend Vorräte haben, um die kalte Jahreszeit zu überleben.
    Er starrte nachdenklich die schmale Sichel des Mondes an. Ein eisiger Wind fegte nun über den Fluß. Unga stand auf und ging langsam ins Lager zurück.
    Zwei Frauen säuberten mit einem Steinschaber die Rentierhaut, aus der später Kleidungsstücke angefertigt wurden.
    Unga setzte sich an eines der Feuer und starrte in die Flammen. Eigentlich hätte er glücklich sein sollen, doch er war es nicht. Er hatte alles erreicht, wovon er schon als kleiner Junge geträumt hatte. Immer schon hatte er der beste Jäger des Stammes werden und das schönste Mädchen als Gefährtin bekommen wollen. Beides hatte er erlangt - doch es befriedigte ihn nicht.
    Irgend etwas stimmt mit mir nicht, dachte Unga. Doch er konnte sich nicht erklären, was es war. Oft hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, den Stamm einfach zu verlassen, doch nie hatte er ihn verwirklicht.
    Er hob den Kopf, als sich Tunda neben ihn setzte. Ein junges Mädchen reichte Unga ein Stück halb gebratenes Rentierfleisch. Unga schnitt das Fleisch mit seinem Feuersteinmesser in zwei Teile und reichte Tunda ein Stück. Er biß große Stücke vom Fleisch ab, kaute sie kurz und schlang sie hinunter. Er war noch immer hungrig. Ein Rentier war nicht viel für einen ganzen Stamm. Da niemand wußte, wann ihnen wieder das Jagdglück hold war, mußten sie das Fleisch einteilen.
    „Erinnerst du dich noch an die Zeit vor wenigen Monden?" fragte Tunda.
    Unga nickte widerwillig. Er erinnerte sich nur zu gut daran. Damals war er nie mit knurrendem Magen zu Tunda unter die Felle gekrochen. Damals war sein Bauch prall und fett gewesen. Jetzt war Unga mager wie ein halbwüchsiger Knabe. Mißvergnügt griff er nach den Beeren und Wurzeln, die ihm Tunda reichte. Fleisch war die Mahlzeit für einen Jäger. Es gab ihm Kraft. Diese sauer schmeckenden Beeren konnten ihn nicht sättigen.
    „Es wird wieder alles so werden, wie es einmal gewesen war", sagte Tunda verträumt.
    Unga dachte anders darüber. Doch er war ein Mann, der nicht viel sprach.
    Unga brummte nur. Er hatte kein Interesse an einer Unterhaltung. Mißmutig sah er zu, wie die Kinder und Jugendlichen von ihren Müttern in die Höhle gebracht wurden. Bald war es soweit - es würde zum Zweikampf zwischen Canga und Onda kommen.
    Onda war um zwei Sommer älter als er. Sie war das erste Mädchen gewesen,
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