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087 - Bei Vollmond kommt der Tod

087 - Bei Vollmond kommt der Tod

Titel: 087 - Bei Vollmond kommt der Tod
Autoren: A.F.Morland
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Vancouver in Empfang. Sein Name war Alain Delacorte, schmächtig, romanische Nase, typisch französisches Gehabe. Aber er sprach fließend Englisch.
    Delacorte war der Pilot des Hubschraubers, in den wir umsteigen sollten.
    Es handelte sich um einen Bell Jetranger. Die Strahlen der tief stehenden Sonne zauberten spiegelnde Reflexe auf die stählerne Libelle.
    »Nehmen Sie ›Rubbel mit Amoniak‹ zum Reinigen Ihrer Maschine?« erkundigte sich Mr. Silver grinsend.
    Alain Delacorte lachte herzlich. »Sie sehen wohl zuviel fern.«
    »Vor allem die intelligente TV-Werbung hat es mir angetan«, feixte der Ex-Dämon. »Ihretwegen könnte ich es stundenlang vor der Glotze aushalten. Sie ist so herrlich infantil.«
    »Eben gerade richtig auf dein geistiges Niveau abgestimmt«, sagte ich und rammte dem Hünen meinen Ellenbogen in die Seite. Ich hatte so gesprochen, daß Delacorte es nicht hörte, sonst hätte der Pilot aus meiner ätzenden Bemerkung womöglich falsche Schlüsse gezogen.
    »Du wirst gleich zu Fuß fliegen«, knurrte mich Mr. Silver an.
    Wir schwangen unsere Reisetaschen in die offene Helikopterkanzel und kletterten hinterher.
    »Wie lange werden wir fliegen?« fragte ich den Piloten.
    Er wiegte den Kopf. »Etwa eine Stunde.«
    »Dann wird die Sonne untergehen, wenn wir in Wellfort Creek eintreffen«, sagte ich.
    »Und der Vollmond wird aufgehen«, brummte Mr. Silver in seinen imaginären Bart. »Ich habe etwas gegen diese große gelbe Scheibe. Sie richtet zuviel Unheil an.«
    Delacorte startete die Turbinen. Der große Rotor begann sich zu drehen, schneller, immer schneller, und schließlich hoben wir ab.
    Ich dachte an den Vollmond über den Rocky Mountains und an Terence Pasquanell, der dann wieder auf Werwolfjagd sein würde.
    Nur in solchen Nächten zeigten diese Bestien ihr wahres Gesicht. Die restliche Zeit lebten sie unerkannt unter den Menschen. Das blutrünstige Tier brach erst in der nächsten Vollmondnacht wieder aus ihnen hervor.
    Pasquanell war ein Mann, der mich interessierte. Ich hoffte, daß er wußte, wie man Pater Severin helfen konnte.
    Wir ließen Vancouver hinter uns. Der Helikopter schraubte sich hoch hinauf und überflog die Berge in Richtung Rockies.
    Ich war gespannt, was uns dort erwartete.
    ***
    Leon Harper blieb stehen. Er hob den Kopf und zog die Luft prüfend durch die Nase ein. Es sah aus, als würde er Witterung aufnehmen. Harper war ein schwerer Mann, groß und kräftig. Er hatte eine Zeitlang als Holzfäller in den riesigen Wäldern gearbeitet, doch die Schufterei hatte ihm nicht zugesagt.
    Er war ein fauler Mensch und hielt von ehrlicher Arbeit nicht viel. Er fand schnell heraus, daß es einfacher und weniger mühsam ist, sich am Eigentum anderer zu vergreifen.
    Angefangen hatte er damit schon im Holzfällercamp. Als sie ihn dabei erwischten und beinahe erschlagen hätten, suchte er das Weite und trieb sich in den kleinen Nestern herum, die am Fuße der Rockies lagen.
    Dort klaute er, was nicht angenagelt war, und er machte auf diese Weise mehr Geld als mit dem idiotischen Bäumefällen, bei dem man Rückenschmerzen und Schwielen an den Händen bekam.
    Er konnte von seinen Diebereien ganz gut leben und sich so ziemlich alles leisten, was sein Herz begehrte. Allerdings muß darauf hingewiesen werden, daß Harpers Ansprüche nicht allzu hoch waren.
    Er machte seine Streifzüge vorwiegend nachts.
    Und in einer Nacht passierte es dann…
    Er hatte die Hintertür eines Warenhauses aufgebrochen und sich reichlich bedient. Da sich in der Kasse kein Geld befunden hatte, hatte er alles von Wert mitgenommen, was er tragen konnte.
    Er schleppte seine Beute in den nahen Wald, wo er eine kleine Höhle kannte. Dort wollte er sie zunächst einmal verstecken und darin Stück für Stück an den Mann bringen.
    Keuchend und schwitzend erreichte er sein Ziel. Vollbeladen blieb er vor der Höhle stehen und war froh, es geschafft zu haben. Niemand war ihm gefolgt. Niemand würde ihn hier suchen.
    Er beschloß, die Nacht in der Höhle zu verbringen und gleich am nächsten Morgen das erste Geschäft mit einem windigen Hehler anzubahnen. Ächzend schleppte er die Plastiktüten und Rucksäcke, die er vollgestopft hatte, in die Höhle.
    Tief drinnen warf er alles ab und gönnte sich einen erleichterten Atemzug.
    Da gewahrte er plötzlich, daß er nicht allein war.
    Es befand sich noch jemand in der Höhle, die er für ein sicheres Versteck gehalten hatte. Sein Atem stockte. Er wußte nicht, was er tun
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