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0863 - Die Sirene von Atlantis

0863 - Die Sirene von Atlantis

Titel: 0863 - Die Sirene von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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hob es wieder in die Höhe, als wollte das Maul eines Raubtieres etwas Unverdauliches ausspeien.
    Wasser rollte in gewaltigen Wogen über die Reling hinweg. Alle waren durchnäßt, das Schanzkleid konnte die Massen nicht stoppen, auch Kara wurde vom Wind erfaßt und beinahe von den Beinen gerissen. Sie klammerte sich im letzten Moment an einem Mast fest und drehte einer herangischtenden Woge den Rücken zu.
    Nur schwerfällig und widerwillig lief das Wasser ab. Zwischen diesen heulenden Windgeräuschen gingen die Stimmen der Männer unter. Wie nasse Gespenster bewegten sie sich über das Deck, oft genug kriechend, um vor den Wassermassen Schutz zu suchen.
    An ein Steuern des Schiffes war nicht mehr zu denken. Der Steuermann hatte das Ruderhaus längst verlassen. Er sorgte mit den anderen dafür, daß nicht zuviel Proviant über Bord gespült wurde, und auch Kara wollte nicht untätig sein und den Männer alles überlassen.
    Sie wartete, bis sich die Woge wieder zurückgezogen hatte, riß den Mund auf, holte Luft und atmete auch die noch umherwirbelnden Wassertropfen ein.
    Als sie sich drehte, sich auch weiterhin festhielt, da blickte sie direkt in das Gesicht des Kapitäns, eines bärtigen Mannes, der auf den Namen Oktavio hörte.
    Er hatte sich aus Sicherheitsgründen angeseilt und sah aus, als wäre er selbst aus den Tiefen des Meeres gestiegen. Er trug nur einen Lendenschurz, ansonsten war sein Oberkörper nackt, und nur auf dem Kopf sah er wegen seiner nassen, schwarzen Haare wild aus. Auch der Bart klebte an der Haut fest. Die Augen aber funkelten, als er Kara etwas zuschrie. »Wir haben die Segel nicht mehr halten können. Das Schiff ist zu einem Spielball geworden.« Bei jedem Wort änderte sich die Haltung des Bootes. Mal schwebte es hoch, dann wieder wurde es nach unten gedrückt. Es war ein ständiges Auf und Ab.
    »Weiß du, wohin wir treiben?«
    »Nein.«
    »Es gibt aber Inseln…«
    »Vielleicht stranden wir auch.«
    Ein gewaltiges Donnern riß ihm die nächsten Worte schon im Ansatz von den Lippen. Von der Backbordseite näherte sich ein riesiges Ungeheuer, so jedenfalls sah die Welle aus, und ihr konnten sie nicht mehr entkommen. Kara fürchtete sich vor dieser Urgewalt, und der Kapitän dachte daran, wie sehr ihm Delios die Sicherheit seiner Tochter ans Herz gelegt hatte. Es würde schlimm für ihn werden, wenn Kara etwas passierte. Die Situation lief genau darauf zu, denn die Frau war nicht durch ein Seil gesichert. Die Woge würde sie packen und über Bord schaufeln.
    Das alles schoß Oktavio innerhalb von Sekunden durch den Kopf.
    Er sah Kara vor sich stehen, das Gesicht naß und bleich, auf die herandonnernde Woge starrend, und er tat das einzig Richtige in dieser vertrackten Situation.
    Er packte mit beiden Händen zu und riß Kara zu Boden.
    Genau im richtigen Augenblick, denn die Mörderwelle hatte das Schiff erreicht und wütete über die Bordwand hinweg. Dann kam die große Flut.
    Oktavio und auch Kara konnten nichts dagegen tun. Sie wurden von den Beinen gerissen, als hätte man ihnen die Füße einfach weggeschlagen. Plötzlich befanden sie sich in einem Wirbel, und der Kapitän umklammerte Kara so hart, daß es ihr schon weh tat. Aber er mußte es tun, um sie vor der mörderischen Gewalt der Natur zu retten.
    Sie wurden wie Treibholz über das Deck geschleudert. Die Richtung wechselte laufend, und durch die Kraft des Wassers drehten sie sich auch um sich selbst.
    Kara hielt den Mund geschlossen. Sie durfte die Lippen nicht öffnen, das Wasser hätte sie erstickt, und Sekunden verlängerten sich für sie zu kleinen Ewigkeiten.
    Auch prallten beide des öfteren irgendwo gegen, wurden immer wieder zur Seite in eine andere Richtung gedriftet, aber Oktavio ließ seinen Schützling nicht los.
    Dann straffte sich das Seil. Oktavio spürte es wie einen Schnitt um die Hüften. Für einen Moment wurde ihm die Luft abgeschnürt, aber das Seil hielt.
    Und das Wasser verschwand.
    Die Killerwoge hielt nicht ewig. Auch sie gehorchte den Gesetzen der Natur und zog sich zurück. Bis zum nächsten Angriff des Meeres hatten die Frau und die Männer Zeit, sich zu erholen.
    Noch immer lag Kara dicht an den Kapitän gepreßt. Sie schnappten nach Luft, sie atmeten sie dabei ein, sie stöhnten, und der Griff des Mannes hatte sich gelöst.
    Man konnte sich wieder frei bewegen, aber auch aufstehen. Nur war sie im Moment zu schwach und fühlte sich wie ein Fisch, der an Land geschleudert worden war.
    Sie konnte
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