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0863 - Die Sirene von Atlantis

0863 - Die Sirene von Atlantis

Titel: 0863 - Die Sirene von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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es auch noch. Es hatte den Gewalten getrotzt, und den Schein der Sonne sah sie als ein gutes Omen an. Sie verließ ihr Bett und zerrte das Tuch aus dem Bullauge.
    Jetzt hatte das Licht mehr Platz, und sie bekam eine bessere Sicht.
    Mit der Hand schirmte sie ihre Augen ab, um einen Blick auf das Meer werfen zu können.
    Es lag im Schein der Morgensonne vor ihr wie ein großer, glänzender Wogenteppich. Der Wind wehte als Brise, und sie hörte über sich die typischen Geräusche, wenn er gegen das Segeltuch fuhr und es zum »Singen« brachte.
    Es war ein Zeichen, daß sie Fahrt machten.
    Zum erstenmal seit Stunden lächelte sie wieder, auch wenn die feuchte Kleidung an ihrem Körper klebte. Sie zog die Sachen aus und andere an. Kara kleidete sich wie ein Mann. Als Oberteil trug sie eine Weste aus Hirschleder, die sie vor der Brust zusammenschnürte. Der Lendenschurz reichte bei ihr tiefer hinab; das lange Haar hatte sie mit einem Tuch zusammengebunden. An den Füßen trug sie weiche, stiefelartige Schuhe, auch von einem Handwerker der ersten Klasse angefertigt.
    So ging sie an Deck.
    Kara befürchtete, daß einer der Männer bei dem nächtlichen Sturm über Bord gegangen und ertrunken war. Diese Befürchtung bewahrheitete sich leider, denn sie zählte neben Oktavio nur noch drei Mann Besatzung. Einen hatte das Meer geschluckt.
    Oktavio berichtete es ihr, als sie danach fragte. Er und die Männer waren damit beschäftigt, an Deck aufzuräumen, denn der Sturm hatte einiges losgerissen. Der kleinere Mast war eingeknickt. Sie konnten nur noch mit einem Segel fahren, und als sich Kara nach dem Ruder erkundigte, da zeigte Oktavios Gesicht plötzlich Sorgenfalten.
    »Ist es zerstört?« fragte sie.
    »Nein, das nicht.«
    »Aber.«
    »Wir müssen es reparieren. Es ist in dem Zustand kaum noch zu gebrauchen. Wenn kein neuer Sturm aufkommt, können wir es bis zur nächsten Insel schaffen.«
    Kara schaute zum Himmel.
    Dort war nichts mehr von der wilden Kraft der Nacht zu sehen.
    Der Wind hatte die Wolken vertrieben und den Himmel zu einer blauen Fläche werden lassen.
    Ein strahlendes Tuch, dessen Mittelpunkt eine goldgelbe Sonnenscheibe bildete.
    Kara drehte sich um. »Die nächste Insel, Oktavio, wie heißt sie?«
    Der Kapitän schwieg.
    »Ich habe dich etwas gefragt.« Sie redete so laut, um auch von den anderen drei Männern verstanden zu werden.
    »Nun ja…«
    »Was ist los?«
    Oktavio knetete seine Finger. »Was soll ich dazu sagen? Ich kann es nicht.«
    »Warum nicht?«
    Er hob die Schultern. »Man spricht nicht gern über die Insel. Sie ist nicht gut.«
    »Was heißt das?«
    »Sie… sie ist die Insel der Schlachten und der Toten. Eine Leicheninsel.«
    Kara starrte Oktavio an und bekam mit, daß selbst dieser harte Mann eine Gänsehaut bekommen hatte. »Ich kenne sie nicht«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Das ist auch gut so.«
    »Kennst du sie?«
    Oktavio hob beide Hände. »Nein, nein, behüte. Ich bin immer weit daran vorbeigesegelt.«
    »Und wir können das nicht.«
    »Wir könnten es versuchen.« Der Kapitän schaute über das Schanzkleid hinweg in östliche Richtung. »Sie liegt am Horizont wie die Heimat der Toten. Der Westwind treibt uns auf die Insel zu. Da will ich ehrlich sein. Ich kann es nicht ändern, denn unser Ruder muß erst in Ordnung gebracht werden.« Er atmete tief ein. »Deshalb befürchte ich, daß es keine andere Möglichkeit mehr gibt.«
    Kara wollte es genau wissen. »Befürchtest du das nur, oder stimmt es auch tatsächlich?«
    »Es stimmt.«
    Auch sie atmete tief ein. »Gut, dann werden wir eben die Insel anfahren.«
    Oktavio nickte nur. Dann schaute er zum Himmel hoch, als sollten die Götter sein Flehen erhören.
    Kara aber ging wieder unter Deck. Sie wollte gerüstet sein und holte ihre Waffe.
    Es war ein Schwert mit kurzer Klinge. In der Kampfschule hatte sie üben können und gelernt, mit dieser Waffe umzugehen. In ihrem normalen Leben hatte sie es noch nicht gebraucht. Sie rechnete allerdings damit, daß es sich ändern würde…
    ***
    Der Kapitän hatte davon gesprochen, daß sie die Insel der Schlachten oder der Toten sehr bald erreichen würden, aber auch sein Zeitgefühl war durcheinandergeraten.
    Noch war das Ufer nicht zu sehen. Kara, die sich an der Reling aufhielt und über das Meer schaute, sah nur die weite, wogende Fläche, auf der sich die Strahlen der Sonne brachen, als wollten sie aus dem Wasser einen Spiegel machen.
    Die Aufregung war vergessen, ein strahlender Tag
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