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0863 - Die Sirene von Atlantis

0863 - Die Sirene von Atlantis

Titel: 0863 - Die Sirene von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr, aber das Meer kannte keine Gnade. Oktavio hatte sich aufgerafft. Er kniete, stützte sich mit beiden Händen ab, während das Schiff ein Spielball der Wellen blieb und auf dem Wasser tanzte wie ein Korken.
    »Geh unter Deck, Kara.«
    »Nein, ich will helfen!«
    »Wir kommen zurecht. Wir sind erfahrene Seeleute. Wir schaffen das schon. Ich habe es deinem Vater versprochen!«
    Kara sah ein, daß es sinnlos war, Widerstand zu leisten. Zudem hatte Oktavio recht. Diese Männer kannten die Gefahren des Meeres, Kara aber nicht. Es war ihre erste längere Reise auf einem größeren Schiff, und es war gut, wenn sie unter Deck ging.
    Oktavio ließ sie nicht lange überlegen. Recht unsanft ging er mit ihr um, als er sie weiterzerrte und schließlich die Luke aufstieß, die zum Niedergang führte.
    Kara rutschte über die Treppe in die Tiefe. Sie konnte froh sein, es geschafft zu haben, und vor den Stufen blieb sie erschöpft liegen. Ihr war schlecht, sie würgte, es kam nichts mehr heraus. Sie hatte sich bereits übergeben, aber sie spürte auch die Schwäche in einem Körper, an dem die Kleidung naß klebte.
    Unter Deck hatte sie eine winzige Kabine mit einem Loch als Fenster, durch das immer wieder Wasser schwappte, obwohl sie Tücher gegen die Öffnung gedrückt hatte.
    In der Kabine war es schattig und beinahe finster. Sie kroch über den Boden und war froh, die etwas erhöht stehende Liegestatt zu erreichen.
    Auf dem Bauch blieb sie erschöpft liegen. Ihre Augen waren geöffnet, aber sie starrte einfach ins Leere. Was sich in ihrer näheren Umgebung befand, nahm sie nicht wahr.
    Der Sturm heulte weiter.
    Kara erlebte Geräusche, die sie nie im Leben zuvor gehört hatte.
    Ein unheimlich klingendes Pfeifen und Heulen, als würde Luft durch eine Flöte aus Gebeinen geblasen. Manchmal schrie der Wind auch auf, dann wieder brauste er, als wären Blätter dabei mit dem Sturm zu tanzen, und es gab sogar Phasen der Ruhe dazwischen, die immer wieder eine Hoffnung in Kara aufsteigen ließen.
    Diese Hoffnungen wurden jedesmal zerstört. Das Unwetter fand kein Ende, noch nicht, noch wollte es kämpfen und Sieger über das einsame Schiff bleiben.
    Es war gefährlich, steuerlos durch die Nacht zu treiben, denn zwischen den Inseln gab es oft Stellen, die so flach waren, daß Felsen dicht unter der Wasseroberfläche lauerten. Bootsrümpfe waren dann schnell aufgeschlitzt.
    Obwohl sich Kara an den Seiten des schmalen Bettes festklammerte, hatte sie immer wieder den Eindruck, bis hoch gegen die Decke geschleudert zu werden. Das Boot war nur ein Spielball der Wellen.
    Am schlimmsten für sie waren die Geräusche, die entstanden, wenn das Wasser mit ungehemmter Wucht gegen die Holzwände des Schiffes donnerte. Da wartete sie dann jedesmal darauf, daß die Bordwand nicht standhielt, doch dieses Schiff war sehr stabil gebaut.
    Der Kampf dauerte an.
    Kara, die das Gefühl für Zeit verloren hatte, stellte sogar fest, daß sie sich daran gewöhnen konnte. Selbst ihre Furcht flachte ab, und sie blieb auf dem Bett liegen, versuchte, sich dem Schaukeln anzupassen und so ihren Rhythmus zu finden.
    Es klappte besser, als sie es sich vorgestellt hatte. Selbst ihre Übelkeit peinigte sie nicht mehr so schlimm. Sie wußte auch, daß sich irgendwann der neue Tag zeigen würde.
    Müdigkeit übermannte sie. Kara fiel in einen Zustand der Lethargie. Sie schlief nicht, sie war auch nicht wach, sie dachte nur daran, was wohl ihr Vater dazu sagen würde, wenn er sie so sah.
    Er hatte sie geschickt.
    Es sollte für Kara eine lange Reise werden. Ein Jahr sollte sie unterwegs sein, auf dem Wasser, auf dem Land. Sie würde Gebiete und Landschaften sehen, von denen sie bisher nicht einmal etwas gehört hatte, und sie würde mit einem reichen Schatz an Erfahrungen zurückkehren, wenn alles gutging. Noch stand es nicht fest. Zudem befand sie sich erst am Beginn ihrer Odyssee.
    Ein Sturm kommt, ein Sturm flaut ab. So war es immer, so würde es auch immer sein.
    Daß sich der Wind legte, bekam Kara nicht mit, denn in den Morgenstunden war sie tatsächlich in einen tiefen Schlaf gefallen und wurde erst wach, als ein Sonnenstrahl über ihr Gesicht fuhr und die Augen kitzelte.
    Da richtete sie sich auf. Schweißnaß blieb sie im Bett sitzen.
    Sie lauschte und hörte nichts.
    Die Erinnerung war rasch zurückgekehrt. Augenblicklich kamen ihr die Erlebnisse in den Sinn, und sie lächelte, als sie daran dachte, daß der Sturm vorbei war.
    Sie lebte.
    Das Schiff gab
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