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0863 - Die Sirene von Atlantis

0863 - Die Sirene von Atlantis

Titel: 0863 - Die Sirene von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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hielt sie umfangen, und auch die neue Bedrohung zeigte sich nicht.
    Oktavio trat zu Kara. Er lächelte und strich durch seinen Bart.
    Dann brachte er ein Lächeln zustande, als er auf das Schwert deutete. »Du trägst es.«
    »Ja.«
    »Eine Frau?«
    »Ich habe gelernt, damit umzugehen. Ich habe meinem Vater den Gefallen getan, und ich kann dir auch sagen, daß es mir gefallen hat. Ich weiß mit der Waffe umzugehen.«
    »Das ist gut.«
    »Glaubst du, daß ich mein Schwert bald gebrauchen muß?«
    »Es ist möglich.«
    Karas Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Gegen wen denn? Gegen die Toten?«
    Oktavio schwieg und senkte den Blick.
    »He, was ist mit dir los? Warum gibst du keine Antwort?«
    »Ich denke nach.«
    »Etwa darüber, ob man mit den Toten kämpfen kann?«
    »Nein, es ist etwas anderes.«
    »Rede!«
    Oktavio schaute hinaus aufs Meer, bevor er anfing. »Man sagt, daß sich auf der Insel nicht nur Tote aufhalten. Es gibt auch andere dort, sagt man wenigstens, Geister, unheimliche Wesen.«
    »Die Geister der Toten?«
    »Durchaus…«
    Kara faßte ihn an und zog ihn herum, damit sie in sein Gesicht schauen konnte. »Was verschweigst du mir, Oktavio, was?«
    Sein Blick flackerte. Dann sagte er mit leiser Stimme. »Ich verschweige dir meine Furcht.«
    »Ach ja…?«
    Er nickte.
    »Sind die Geister denn so schlimm?«
    »Ich habe sie nicht gesehen, aber ich habe genau zugehört, was sich andere erzählten, die an der Insel vorbeisegelten. Sie haben alle den schaurigen Gesang gehört, der ihnen vom Ufer entgegenwehte. Es war ein schlimmer Gesang, das Singen der Sirene. Es war der Triumph über die Schlacht, der Sieg über die Toten, so hat man es sich erzählt, und so wird man es sich auch weiterhin gerzählen.«
    »Eine Frau hat gesungen?«
    Der Kapitän nickte. »So ist es.«
    »Wie heißt sie? Wie sieht sie aus?«
    »Wer sie gesehen hat, kann nichts mehr erzählen, denn Tote können nicht mehr reden.«
    »Das stimmt«, gab Kara zu und schaute auf ihre Handrücken, wo sich eine leichte Gänsehaut abzeichnete. »Dann tötet sie jeden, der auf die Insel kommt, denke ich mal.«
    »Sie ist voller Gebeine.«
    »Aber die sind nicht vom Himmel gefallen. Wo kommen sie her?«
    Oktavio hob die Schultern. »Man erzählt sich, daß sie die Seeleute der an den Felsen zerschellten Schiffe aus dem Wasser geholt und auf ihre Insel gebracht hat. Ja, das sagt man. Und dann hat sie die Leichen in die Sonne gelegt. Aber sie hat noch mehr getan.«
    »Was denn?«
    »Wenn fremde Segler bei der Insel eintrafen, hat sie die Männer umgebracht. Zu Hunderten müssen sie dort liegen.«
    Kara wollte das nicht glauben. »Eine Frau? Das ist nicht wahr, das kann nicht stimmen. Wie soll es eine einzige Frau…?«
    »Die Götter, Kara, die mächtigen Götter der Finsternis sind ihre Beschützer.«
    »Wer mag sie sein?«
    »Man nennt sie auch die Totensängerin. Einen anderen Namen kenne ich nicht.« Oktavio preßte für einen Moment die Hände gegen seine Wangen. »Es ist grauenhaft. Ich habe mir immer geschworen, die Insel nicht anzufahren, aber jetzt sehe ich leider keine andere Möglichkeit. Wir werden auf sie zutreiben, und beinahe wünsche ich mir, an den Felsen vor der Insel zu zerschellen.«
    »So groß ist deine Furcht?« fragte Kara spöttisch.
    Er nickte und legte seine Hand als Sonnenschutz vor die Augen.
    Der Blick des Mannes flog weit über das Meer hinweg. Er wollte das andere Ufer erkennen, und er hatte Glück.
    »Da ist die Insel!«
    »Wo?«
    Mit der linken Hand und dem ausgestreckten Zeigefinger wies er über das Wasser. »Wenn du gute Augen hast, dann kannst du den flachen dunklen Streifen erkennen.«
    »Ja, ich habe gute Augen.«
    »Dann schau hin.«
    Kara strengte sich an. Zuerst sah sie nichts. Auf der wogenden Fläche tanzten einfach zu viele Lichtreflexe, die eine große Unruhe in das Gesamtbild brachten und den Suchenden von den eigentlichen Dingen ablenkte.
    »Siehst du den Schatten?«
    Genau in dem Augenblick entdeckte sie ihn. »Ja, er ist da, und er sieht normal aus.«
    »Noch!« flüsterte Oktavio.
    »Du kannst mir nicht sagen, wie es auf der Insel aussieht? Ob sie flach ist oder hügelig…«
    »Bei allen Göttern, nein, ich war nie dort!« Er erschrak zutiefst.
    »Ich habe mich immer gehütet. Dreh dich um und schau dir meine Männer an. Auch sie wissen Bescheid.«
    Kara drehte sich.
    Der Kapitän hatte nicht gelogen. Drei schon jetzt bleiche Gestalten standen wie Statuen auf dem Deck des Schiffes. Die
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