Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0863 - Auf den Schwingen des Todes

0863 - Auf den Schwingen des Todes

Titel: 0863 - Auf den Schwingen des Todes
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
nenn mich gefälligst nicht Tante Nici, ja? Wie oft soll ich's denn noch sagen? Das macht mich älter, als ich tatsächlich bin. Um genau zu sein, viel älter.«
    »Natürlich, Tante Nici«, gab Rhett frech grinsend zurück. »Sobald du mich nicht mehr als Lord Zwerg titulierst, sage ich auch nicht mehr Tante zu dir.«
    Nicole stemmte die Fäuste in die Hüften und schnaubte vordergründig empört. »Und das muss ich mir von einem Jungspund wie dir sagen lassen. Etwas mehr Respekt vor dem Alter, junger Mann, ja? Ich werde mal mit deiner Mutter reden müssen. Auf dich wartet das Heim. Im Übrigen sage ich Lord Zwerg zu dir, solange es mir passt. Hast du's in vollem Umfang gerafft, Lord Zwerg ? Hast du's?«
    »Pffff.« Rhett zeigte Nicole die Zunge und rannte weiter. Fooly, der schnaufend gelandet war und bis jetzt schweigend und aus großen Telleraugen das Wortduell verfolgt hatte, fing an zu kichern und stieß dabei eine Rauchwolke aus.
    »Kleine Kinder haben nicht zu krächzen, wenn sich Erwachsene künstlich aufregen, Mister MacFool«, erwiderte Nicole. »Weswegen kicherst du eigentlich so?«
    Der fette kleine Drache watschelte etwas näher. Der Rückenkamm aus dreieckigen Hornplatten, die sich bis zur Schwanzspitze hinzogen, vibrierte leicht, als er erneut losprustete. »Weißt du, Mademoiselle Nicole, es ist schon aberwitzig, was ihr beide hier gerade für eine Nummer abgezogen habt…«
    »So? Erklär doch mal genauer, wie du das meinst.«
    Fooly wuchs ein paar Zentimeter, sich seiner momentanen Wichtigkeit voll und ganz bewusst. »Na ja, es ist ja so«, begann er in der ihm eigenen umständlichen Art, »ich meine, mein kleiner Freund Rhett ist ja eigentlich schon über dreißigtausend Jahre alt, wenn man es genau nimmt. Und da sagst du Jungspund zu ihm und forderst von ihm mehr Respekt vor dem Alter ein, obwohl du gar nicht alt sein willst. Hihihi, ich meine, das ist doch schon echt witzig, Mademoiselle Nicole, oder?«
    Irgendwie schon , dachte Nicole amüsiert und lächelte versonnen. Fooly spielte auf die Erbfolge an, die Lord Saris' Unsterblichkeit begründete. Dabei wurde Saris' Seele im Körper seines eigenen Sohnes wiedergeboren, wobei jeder Erbfolger ein Jahr älter wurde als sein Vorgänger. Rhett, die aktuelle Inkarnation, würde insgesamt zweihundertsechsundsechzig Jahre leben und rechtzeitig vor seinem Ableben einen Sohn zeugen, in dem sich dann die Erbfolge fortsetzte.
    Noch wusste Rhett nicht, wer er wirklich war. Die, die es wussten, schwiegen darüber. Seine wahre Identität würde sich ihm in seinen Träumen und in Form kleiner »Gedankenhäppchen« erschließen. Es ging bereits los. Er besaß jetzt das richtige Alter. Trotzdem würden sie ihm nicht mehr als kleine Hilfestellungen geben. Nur so würde ihn die Wahrheit nicht überfordern.
    »Und das weiter Witzige ist, dass du die nächste Inkarnation ebenfalls erlebst, wenn dir nicht vorher ein böser Dämon das Lebenslicht ausbläst oder du sonst wie vom Stuhl fällst. Dann bist du nämlich wirklich uralt und der Chef ebenfalls und dann könnt ihr euch nicht mehr guten Gewissens dagegen wehren, dass ich euch Tante Nici und Onkel Zamorra nenne, denn ich werde dann mit knapp vierhundert Jahren ein sehr junger Drache sein.«
    »Und wie wir uns dagegen wehren können«, fauchte Nicole und hängte dem Drachen die Plastiktüte über die Schnauze. Das sah so ulkig aus, dass sich Lord Zwerg, der das von Weitem beobachtete, vor Lachen bog und nicht mehr aufhören wollte.
    Professor Zamorra trat hinzu. »Ist das unsere neue Plastikmülltonne?«, fragte er. »Ziemlich abgefahrene Form, ich muss schon sagen. Richtig trendy. Ich hätte da auch noch was zu entsorgen.« Sprach's, holte eine weitere Plastiktüte aus der Hosentasche, öffnete blitzschnell Foolys Schnauze und schob sie dem verblüfften Drachen zwischen die Zähne.
    »Perfekt«, kommentierte der Professor sein Werk.
    »Pfff«, machte Fooly wie zuvor Rhett und verschränkte die Arme vor der Brust. »Iff fmolle jepf.« Dann spuckte er ein wenig Feuer und kokelte Nicoles Plastiktüte an.
    »Bist du des Wahnsinns fette Beute!«, schrie sie und riss blitzschnell die Tüte an sich. »Da ist meine neue Herbstgarderobe drin!«
    »Beute - nein. Fett - ja«, sagte Butler William, der mit dem mobilen Telefon in der Hand die fröhliche Runde seit ein paar Sekunden vervollständigte. »Mister MacFool, ich denke, ich werde Sie wegen ungebührlichen Verhaltens den Herrschaften gegenüber körperlich verweisen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher