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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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herausgeputzt - er trug eine dunkelrote Livree, die mit goldfarbenen Knöpfen und protzigen Schulterstücken besetzt war. Auf seinem Kopf thronte ein schwarzer Zylinderhut.
    »Nybbas lässt sich entschuldigen - er wird natürlich in der Arena gebraucht.« Stygia winkte nur ärgerlich ab. Es wurde nun Zeit, dass die Show begann. Sie war des Wartens überdrüssig.
    Ihr Wunsch erfüllte sich schon Augenblicke später.
    Das grelle Licht wurde gedämmt. Die Amazonenwache der Fürstin rückte näher um ihre Herrin. Die Kriegerinnen rechneten immer und zu jeder Zeit mit einem Attentat. Möglich war alles…
    Ein hellrotes Licht begann im Rund der Arena umherzutanzen, weitete seinen Durchmesser aus, bis auch der letzte Fleck der Manege ausgeleuchtet war. Dann öffnete sich an der Stirnseite der schwere Samtvorhang. Ein Posaunenstoß erklang.
    Die Show hatte begonnen…
    ***
    Dalius Laertes war problemlos - und unbemerkt - durch die Zeitspalte eingedrungen, als Nybbas' Bote sie geöffnet hatte.
    Dass er sich diesen umständlichen Weg hätte ersparen können, konnte er da noch nicht wissen. Das wurde ihm erst Minuten später klar, als sich seine optische Wahrnehmung für Augenblicke verzerrte. Es war, als würde sich kurzfristig alles verdoppeln, doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Dann schien alles wie vorher. Laertes wusste, dass dem nicht so war. Die Zeit Versetzung existierte nicht mehr.
    Dalius Laertes sah sich um. Rasch entschied er, dass der für ihn doch auf Dauer kraftraubende Sichtschutz nun nicht mehr notwendig war. Hier würde er garantiert nicht auffallen. Und wenn doch, dann wohl nur, weil er zu normal erschien. Laertes hatte lange genug in der Welt der Menschen gelebt - deren Vergnügungen waren nun wirklich nicht immer so sein Ding gewesen, doch sie waren ihm nicht fremd.
    Zirkus, Variete, Kirmes und Vergnügungsparks gehörten auf der Erde ganz einfach dazu. Menschen benötigten diese als Ausgleich für ihr Seelenheil. Sie entspannten dort, wurden wieder zu den Kindern, die sie einst waren… und so mancher Frau und manchem Mann fielen plötzlich wieder die herrlichen Träume seiner Jugend ein, die er im Lauf der Jahre ganz einfach vergessen hatte. Sie waren nach wie vor vorhanden, doch der Alltag, die oft doch harte Realität, hatte sie mit Müll und Schutt zugedeckt. Kurz nur kamen sie hier wieder an die Oberfläche. Kurz… doch immerhin.
    Die Träume und Hoffnungen seiner eigenen Vergangenheit konnte Laertes so ganz sicher nicht ans Licht führen. Das wäre zu einfach gewesen. Hatte er damals - auf seiner Heimatwelt Uskugen - viel gelacht? War er ein fröhlicher Uskuge gewesen? Oder hatte er sich in seine Wissenschaft und den Sport vergraben, der ihn zu einer Art Volksheld hatte werden lassen? [3]
    So viele Dinge wusste er nicht mehr. Manchmal musste er sich zu der Hoffnung zwingen, irgendwann einmal mehr… alles … zu erfahren.
    Hier und jetzt ging es um andere Dinge. Laertes konzentrierte sich, versuchte mittels seiner ureigenen Magie Zamorra oder Nicole zu orten. Es misslang kläglich, denn zu viele Bewusstseine störten ihn, ließen kein Ergebnis zu.
    Die Präsenz eines anderen Bewusstseins jedoch sprang ihn förmlich an -Stygia war eingetroffen. Das konnte ja nur bedeuten, dass die große Vorstellung bald schon beginnen musste.
    Laertes stellte seine Suchbemühungen ein.
    Er kannte Professor Zamorra nun lange genug, um eine ziemlich genaue Vorstellung von dem Ort zu haben, an dem er ihn garantiert erwarten konnte.
    Es ging um das Leben von Nicole Duval - und Laertes war sicher, dass Nybbas die Französin der Fürstin in der Arena als große Gabe zu überreichen gedachte. Wo also würde wohl der Parapsychologe auftauchen?
    Dalius Laertes war kein Prophet, doch in diesem Fall musste er das auch nicht sein…
    ***
    Der Uskuge hatte sich mit einem Sprung die langwierige Zeremonie erspart, die am Eingang zu den Zuschauerrängen stattfand. Ein spöttisches Lächeln hatte sich um seinen Mund gelegt - schon ein verrücktes Bild, wenn Vampire, Spukerscheinungen, niedere Teufel und andere unheilbringende Kreaturen relativ gesittet darauf warteten, dass man ihnen ihre Plätze zuwies.
    Es war eng auf den Rängen, und Laertes verschaffte sich mit zwei Energiebarrieren links und rechts von sich den Platz, den er wollte; es lag ihm nicht viel daran, sich ein paar Läuse aus dem Wolfsfell zu seiner rechten Seite einzufangen. Auch die verfilzten Haarreste des Burschen auf der anderen Seite schienen nicht
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