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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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nicht verarbeitet, was für Wunderdinge man ihnen schon vorgeführt hatte. Doch die Erregung in jedem einzelnen von ihnen wuchs an, als ein Zittern durch den einen der Käfiggänge lief.
    Ein böses Fauchen folgte. Dann kamen sie. Löwen, Leoparden, Jaguare, Pumas - sicherlich mehr als 30 Raubkatzen tummelten sich in dem Innenkäfig, bleckten die Zähne, brüllten ihre Aggression heraus - und ihre Ängste, denn sie alle waren ja weitaus mehr als das, was die Zuschauer zu sehen bekamen.
    Laertes ließ seinen Blick von einem zum anderen Tier wandern. Seine Befürchtung, seine böse Ahnung, dass Nicole zu einem dieser Raubtiere mutiert war, hatte sich in seinem Denken fest verankert. Doch er konnte nicht einen Hauch der Französin in einem der Tiere dort erkennen. Oder lag er falsch? Wollte Nybbas Nicole nur einfach mitten zwischen diese Menschenfresser werfen? Das allerdings kam dem Vampir als zu unpathetisch vor. Er war überzeugt, dass Nybbas einen ganz großen Abgang für Zamorras Partnerin geplant und vorbereitet hatte.
    Nybbas erschien auf dem Dach des großen Käfigs. Ganz unvermittelt stand er dort, eine lange Peitsche in der rechten Hand schwingend. »Nun ist es so weit! Das Ende der Vorstellung naht, liebe Freunde!«
    Enttäuschtes Raunen lief durch die Reihen.
    »Aber noch steht der Höhepunkt aus. Die große, die nie gezeigte, die waghalsigste aller Raubtierdressuren aller Zeiten! Es möge beginnen!«
    Er ließ die Peitsche in der Luft knallen, und stand plötzlich auf dem Boden des Käfigs - mitten zwischen den Raubkatzen, die sich einfach nicht beruhigen konnten. Die Peitsche kreiselte ein paar Mal, schlug hierhin, traf dorthin.
    »Mit meinem mächtigen Willen werde ich euch alle besiegen - Allez hopp!«
    Erstaunt sah Dalius, wie sich die gesamte Meute wie willenlos auf die Sitzpodeste verteilte. Dann folgte das, was bei allen Raubtierdressuren mehr oder weniger üblich war - einzeln oder im Verband mussten die Tiere über Hürden springen; Löwe und Jaguar wechselten im Sprung ihre Podeste; vier Löwen bildeten nebeneinander liegend eine Barriere, die von zwei Leoparden gleichzeitig übersprungen wurden; ein sich rasend schnell drehender und in magisches Feuer getauchter Reif, denn alle ohne Ausnahme nacheinander durchspringen mussten.
    Sie benehmen sich untypisch für ihre Art - Laertes war sicher, dass kein Raubtier so ohne jeden Versuch der Gegenwehr diese Dinge absolvieren würde. Es kam dem Vampir so vor, als wären die Raubkatzen darauf bedacht, das alles so rasch und ohne Zwischenfälle hinter sich zu bringen.
    Menschliches Verhalten, besser gesagt - hoch entwickeltes Denken, das abwägt . Den blauen Stein in Nybbas' Hand hatte er natürlich entdeckt, so wie sicher viele der Anwesenden. Damit hielt der Dämon die Tiere unter Kontrolle. Doch das erklärte nicht deren Verhaltensweise.
    Immer wieder sah sich Laertes suchend um. Zamorra war nicht zu entdecken, dpch das war nur logisch. Der Parapsychologe würde sich erst im richtigen Moment zeigen. Laertes war vorbereitet, sofort einzugreifen.
    »Verehrtes Publikum.« Die Raubkatzen saßen wieder alle auf ihren Podesten, als Nybbas seine Stimme erhob. »Meine lieben Kätzchen… sie mögen einander nicht besonders.« Wieder lief ein Lachen durch die Reihen. Nybbas hielt den Stein in die Höhe, damit ihn jeder sehen konnte. »Doch sie sind weit mehr als Raubtiere. In jedem von ihnen steckt ein Wesen, dass ich in den Weiten der Galaxis extra für diesen Abend gefangen habe. Seht her - wir, die Wesen der Schwefelklüfte sind mächtig. Wir müssen diese Macht nur richtig einsetzen, dann können uns die Völker des Alls niemals das Wasser reichen. Ich beweise es euch.«
    Ein beifälliges Raunen brandete auf. Was Nybbas laut aussprach, war exakt das, was viele hier schon lange dachten. Wäre die Schwarze Familie in ihrer Spitze nicht ständig so zerstritten und untereinander verfeindet, was wäre dann wohl alles möglich gewesen?
    Gefährliche Reden, die dieser Spaßdämon hier schwingt … Laertes gefiel es nicht, wie groß die Zustimmung für den Dämon war. An Stygias Gesicht erkannte er, dass es der Fürstin da nicht anders als ihm erging. Wenn auch aus gänzlichen anderen Gründen.
    Nybbas genoss die Stimmung sichtlich, die ihm entgegenschlug. Dann ließ er seine Stimme ertönen.
    »Das alles weiß unsere verehrte Fürstin längst. Unter ihrer Führung werden wir viel erreichen. Und wenn sie es will, dann werde ich nur zu gerne direkt an ihrer Seite
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