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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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Bewegung.
    ***
    Es war, wie der Professor es geahnt hatte.
    In den Nebenzelten hielten sich jede Menge obskurer Wesen auf, die wohl alle ihre eigene Bedeutung für diesen
    Schwefelzirkus haben mochten, doch die Tiergehege fand er dort nicht.
    Auf der Rückseite des Zeltes standen fünf massive Flachbauten - fensterlos, düster; ein jeder von ihnen hatte durch gemauerte Gänge Verbindung zum großen Zelt. Zamorra war überzeugt, das er fündig geworden war.
    Ohne über eine Reihenfolge lange nachzudenken, betrat er durch eine äußerst schmale Tür den ersten der Bauten. Leer… enttäuscht registrierte er, dass hier keine Tiere gehalten wurden. Zumindest im Augenblick nicht, denn auch hier lag ein intensiver Geruch in der Luft. Vielleicht befanden sich die Bewohner gerade im Zelt. Zamorra hielt sich hier nicht länger auf.
    Als er das zweite Gebäude betrat, empfing ihn absolute Dunkelheit… und ein Geräusch, das verdächtig an ein Schnarchen erinnerte. Allerdings musste der Verursacher der König aller Schnarcher sein. Das hatte viel von einem schlecht gelaunten Blasebalg, der löchrig geworden war.
    Etwas bewegte sich keine fünf Schritte vom Professor entfernt. Etwas sehr, sehr Großes.
    Von irgendwoher fiel plötzlich fahles Licht durch einige Löcher, die man in der Decke des Gebäudes gelassen hatte… zusätzliche Luftlöcher? Der Lichtschein war schwach, doch noch kräftig genug, um Zamorra zu zeigen, was da Höllenwälder absägte.. . und nun langsam aus seinem unruhigen Schlaf erwachte.
    Zunächst sah Zamorra nur einen düsteren Haufen, dessen Abmessungen bis fast zur hohen Decke reichten. Das konnte alles oder nichts sein.
    Dann sah er das Auge - und das Auge sah ihn!
    »Oh, ein neuer Pfleger, der mich motivieren soll? Habe ich mich beim letzten denn wirklich so schlecht benommen?« Ein tiefes, amüsiert klingendes Lachen folgte. Zamorra brauchte einige Atemzüge, dann erst wurde ihm klar, wer da gesprochen hatte. Besser gesagt - wessen Gedanken er laut und deutlich in seinem Kopf gehört hatte.
    Bewegung kam in den dunklen Berg, der dicht vor dem Parapsychologen lag. Es raschelte und knackte… die Stimme in Zamorras Kopf brummte und stöhnte dazu. Dann endlich hatte sich das große Wesen erhoben, und es reichte tatsächlich mit dem Kopf bis an die Decke des Baus.
    Zamorra hätte viel für ausreichende Beleuchtung gegeben, um die Kreatur genau betrachten zu können. So blieb es bei Schatten, Schemen und Umrissen. Doch die reichten aus, um in Zamorras Phantasie ein unglaubliches Bild entstehen zu lassen.
    Ein Mammut… exakter: ein Wollhaarmammut!
    Als sich das Tier schüttelte, konnte Zamorra die gut und gerne armlangen Haare sehen, die dabei hin und her geschleudert wurden. Das Tier hatte eine Widerristhöhe von knapp vier Metern. Wenn es sich bewegte, wackelten die fest gemauerten Wände des Baus gefährlich heftig. Zamorra trat einige Schritte zurück, damit er nicht in die Reichweite der weit nach hinten gebogenen Stoßzähne geriet. Viel wusste der Professor nicht über diese Tiere - sie wurden bis zu acht Tonnen schwer, ihre Stoßzähne erreichten eine Länge von gut vier Metern; im Vergleich zu Elefanten besaßen sie kurze Rüssel und ziemlich kleine Ohren. Und sie waren vor Millionen Jahren ausgestorben!
    Was hier in den Schwefelklüften allerdings nicht viel zu bedeuten hatte. Brik Simon - der in Deutschland lebende Engländer - hatte Zamorra irgendwann beiläufig gefragt, was es denn in der Hölle alles gab. Die Antwort des Franzosen - »Alles, Brik - und noch viel mehr…« - hatte Simon dann schweigend als gegeben angenommen.
    Brik Simon war klug genug, da nicht in die Details gehen zu wollen. Er musste schließlich nicht alles wissen.
    Doch nun stand Zamorra tatsächlich vor einem dieser Wunder, die einem hier begegnen konnten. Er kannte ein paar Archäologen, denen bei diesem Anblick vor Begeisterung das Herz stehen geblieben wäre. Zamorra war da glücklicherweise eher pragmatisch veranlagt. Vielleicht war es auch nur die Tatsache, dass er in all den vergangenen Jahren so viele Unmöglichkeiten gesehen hatte, die ihm half, nicht die Fassung zu verlieren.
    Dennoch fiel seine erste Frage nun reichlich dumm aus, wie er sich selbst eingestand. »Wieso kannst du sprechen? Ich verstehe jedes deiner Worte.«
    Das Mammut stand plötzlich ganz still. Dann lachte seine Stimme in Zamorras Kopf brüllend los. »Du bist ein spaßiges Kerlchen.« Es konnte sich kaum einkriegen. »Versuch du einmal mit
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