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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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für Nybbas den Clown zu mimen.«
    »Wann soll diese Aufführung laufen?« Das war für den Professor die nun alles entscheidende Frage. Das Intelligenzwesen ließ ein leises Lachen hören.
    »Bald, sehr bald. Ich bekomme auch nicht mehr alles mit, weil ich hier reichlich abgekapselt werde. Ich glaube, Nybbas hat ein wenig Angst vor mir - so ganz hat es er nämlich noch nie geschafft, mein Bewusstsein zu unterdrücken. Willenlos hat er mich nie gekriegt. Vielleicht hängt das mit meiner Herkunft zusammen.«
    Für einen Moment veränderte sich die Stimme in Zamorras Kopf, glitt in eine Art Selbstgespräch ab. »Ich bin zu alt… meine Welt sehe ich nie wieder. Die Sonnenmutter, die Monde… vorüber.« Dann kehrte sie zum alten Modus zurück. »Das alles hier steckt voll Magie. Eine unglaubliche Energieleistung, wenn du mich fragst. Zudem hält der Dämon das gesamte Areal für den Zeitraum eines Wimpernschlags in der Zukunft. Ich glaube, irgendwann übersteigt das selbst seine Kraft. Wenn man das im richtigen Augenblick forcieren könnte…«
    Zamorra war beeindruckt. Das Mammut, das Intelligenzwesen, das in ihm steckte, hatte die Lage durchaus durchschaut. Ein vager Verdacht kam dem Professor, doch er stellte die entscheidende Frage nicht. Das sollte ein anderer tun. Schnell erklärte er dem Mammut den Grund seiner Anwesenheit.
    »Nun ist mir alles klar. Deine Gefährtin muss die letzte Attraktion sein, von der Nybbas und sein Oberaufseher P.T. immer gefaselt haben. Die Gabe, wie der Dämon immer gesagt hat. Er will sie während der Vorstellung opfern, Zamorra!«
    Der Parapsychologe kam zu keiner Entgegnung. Für eine Sekunde verzerrte sich die gesamte Umgebung um ihn herum. Merlins Stern erwachte im gleichen Augenblick zu lebhafter Aktivität. Dann schien sich alles wieder zu normalisieren.
    Zamorra und das ungeschlachte Wesen blickten einander vielsagend in die Augen. Etwas war geschehen. Beide ahnten es, mussten es nicht erst aussprechen. Die Zeitsphäre hatte aufgehört zu existieren. Das konnte zweierlei bedeuten. Das eine war die Möglichkeit, dass sich der Dämon tatsächlich mit seinen Kräften übernommen hatte. Der Professor hielt das jedoch für eher unwahrscheinlich.
    Die andere Möglichkeit mochte die Wahrheit exakt treffen. Es begann. Zirkus Nybbas öffnete seine Tore…
    »Herrrrrrrreinspaziert, die Damen - herrrrrrrreinspaziert die Herren!«
    Das größte aller Spektakel nahm seinen Lauf…
    ***
    Die Sieben Kreise der Hölle spien ihre Kreaturen aus…
    Alle hatten nur ein Ziel - vorgegeben von Stygia, der Fürstin der Finsternis persönlich. Man hatte bei der Vorstellung des Zirkus Nybbas zu erscheinen. Keiner, der den Ruf vernommen hatte, wagte davor die Ohren zu verschließen. Es hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass mit Stygia in der letzten Zeit nicht mehr »gut Kirschen essen« war.
    Besser man erschien, wenn die Fürstin es so verlangte.
    Stygia selbst ließ sich Zeit. Ihr Hoftross setzte sich erst dann gemächlich in Bewegung, als sich in dem riesigen Zirkuszelt bereits die Ränge zu füllen begannen. Nybbas würde, es nicht wagen, die Vorstellung zu eröffnen, ehe die Fürstin nicht ihren Ehrenplatz eingenommen hatte.
    Stygias Einzug geriet zu einer grellbunten, lärmenden Show. Dennoch schaffte sie es nicht, das Hauptinteresse aller auf sich zu lenken. Zu fremdartig und fesselnd war Nybbas' eigene Welt geraten, die er stolz präsentierte. Stygia bemerkte das sehr wohl. Es steigerte nicht gerade ihre Laune.
    Zudem war sie ja selbst beeindruckt, ließ es sich jedoch natürlich nicht anmerken. Ihre Spione hatten ihr berichtet, wie dies alles hier urplötzlich scheinbar aus dem Nichts heraus erschienen war. Welchen Trick hatte der alte Gaukler da angewandt? Was da schon vor dem Zelt geboten wurde - Artisten, Anomalitäten und Wunder, Freaks, die selbst Werwölfe und Ghouls wie Langweiler aussehen ließen das war vom Feinsten.
    Vielleicht war Nybbas doch nicht der perfekte Verbündete, den Stygia kurzfristig in ihm gesehen hatte? Sie brauchte starke Partner, doch sicherlich keine, die ihr womöglich überlegen werden konnten. Stygia hatte nicht vor, sich die eigene Konkurrenz an die Seite zu stellen. Niemand sollte ihr die Show stehlen!
    Sie nahm sich vor, alles hier genauestens zu beobachten.
    Die Ehrenloge wartete bereits auf sie. Nybbas ließ sich nirgendwo blicken, nur sein Faktotum, der sich Stygia als P.T. Barnum vorstellte, kümmerte sich um die Fürstin. Der kleine Mann war jetzt
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