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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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sogar. Nun würdest du dich liebend gerne auf mich stürzen, nicht wahr? Warte noch ein wenig.« Nybbas lachte siegessicher auf, doch nur er konnte spüren, das dieses Lachen nicht so ganz überzeugend kam. »Vielleicht gebe ich dir dazu ja die Chance. In der Arena, während der Vorstellung. Vielleicht… vielleicht aber auch nicht, denn ich bin mir sicher, die Fürstin möchte sich selbst um dich kümmern.«
    Nybbas verließ den Käfig, verschwand aus dem Zelt. Kurz darauf kamen einige seiner Helfer, die Nicole in den Gittergang zurückdrängten. Den Käfig hatte sie nun allein für sich.
    In der Arena also. Sie musste sich darauf irgendwie vorbereiten. Doch wie? So hilflos, wie sich jetzt war.
    Der Gedankengang wurde unterbrochen. Nicole zuckte zusammen, als plötzlich Merlins Stern direkt vor ihr materialisierte. Sie wollte nach dem Amulett greifen, doch mit ihren Tatzen konnte sie es nicht fassen.
    Zamorra war also auf der Suche nach ihr. Das hatte Nicole natürlich vermutet, doch dass er ihr Merlins Stern sandte, bedeutete nichts Gutes. Die Französin ahnte den Grund. Zamorra erhoffte sich, das seine Gefährtin den Vorgang umkehrte, die Silberscheibe in die andere Richtung schickte. In einem lockeren Gespräch waren sie eine solche Situation einmal durchgegangen. Beide wussten nicht, ob das funktionieren konnte. Jetzt war der Augenblick gekommen, es in Erfahrung zu bringen.
    Nicole wusste, dass Zamorra nun irgendwo auf das Höchste konzentriert auf die Rückkehr der Scheibe wartete. Ob, und wie exakt, er den Abstrahlpunkt von Merlins Stern registrieren konnte, das würde sich weisen.
    Nicole Duval konzentrierte sich, legte ihre Vorderpfoten auf den Talisman. Ein kurzer, intensiver Gedanke - und Merlins Stern verschwand.
    Müde und ohne große Hoffnung auf Erfolg dieser Aktion, rollte sich die Tigerfrau auf dem stinkenden Stroh zusammen. Sie konnte nicht wissen, wie lange es noch bis zu der ominösen Aufführung dauern würde.
    Besser, sie tankte so viel Energie, wie es ihr nur möglich war.
    Schlaf würde ihren Akku zumindest ein wenig aufladen. Sie hoffte es sehr…
    ***
    Enttäuscht klinkte Zamorra die silberne Scheibe wieder am Schnellverschluss der Kette ein, die er um seinen Hals trug. Das Potenzial war vorhanden, keine Frage. Und irgendwann würden Nicole und er sich auf diesem Weg auch bestimmt verwertbare Hinweise auf ihre derzeitig Aufenthaltsorte geben können, doch dazu war es eindeutig noch zu früh.
    Nicole hatte verstanden und richtig reagiert - sie hatte sich an das Gespräch erinnert, das sie miteinander geführt hatten. Ein Ergebnis hatte die Sache jedoch nicht gebracht. Zamorra hatte nach wie vor keinen Schimmer, wo er Nicole in diesem riesigen Areal suchen sollte.
    Er atmete tief durch. Nun blieb ihm nichts weiter übrig, als blind mit der Suche zu beginnen. Einen Augenblick stutzte er. Was war das für ein Geruch, der seine Nase kitzelte? Der Parapsychologe blickte sich nach allen Seiten um. Er konnte nichts ausmachen, was mit diesem ganz speziellen Geruch in Zusammenhang stand.
    Das war doch… natürlich: unzweifelhaft Raubtiergeruch. Das war eine Geruchsnote, die man nicht vergaß, wenn man sie einmal intensiv aufgenommen hatte. Manch einer sprach dann von ätzenden Duftstoffen, die von unnachahmlicher Aggressivität nur so strotzten. Für andere war das der Geruch der Freiheit, des ungezähmten Wesens, das Raubtiere auszeichnete.
    Zamorra benötigte einige Sekunden, um die Quelle des Geruchs auszumachen.
    Merlins Stern…
    Vorsichtig hob er den Talisman an seine Nase. Eindeutig - der nur sehr schwache Geruch kam von der Scheibe. Und das bedeutete, dass das Amulett dieses Aroma dort angenommen haben musste, wo sich Nicole jetzt befand. Etwas Gewagtes lag schon in dieser Spekulation, doch Zamorra nahm sie als Strohhalm, als den wirklich letzten, der er noch finden konnte. Andere gab es hier nicht mehr, die man ergreifen konnte.
    Nicole hielt sich also wahrscheinlich bei den Käfigen auf, in denen die Raubtiere - Katzen oder Bären? - gehalten wurden. Das war kein sonderlich beruhigender Gedanke, doch Zamorra traute seiner Gefährtin durchaus zu, sich auch in der sprichwörtlichen Löwengrube durchsetzen zu können. Dennoch war Eile geboten. Wahrscheinlich befanden sich die Raubtiergehege in den Nebenzelten oder in Gebäuden, die hinter dem riesigen Hauptzelt stehen mochten.
    Für den Parapsychologen gab es nun kein Halten mehr. Mit weit ausholenden Schritten setzte er sich in
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