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086 - Das grüne Phantom

086 - Das grüne Phantom

Titel: 086 - Das grüne Phantom
Autoren: Dämonenkiller
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Arme empor. Es stank nach dem verkohlenden -Fleisch des schwarzen Zickleins, und schwarzer Rauch stieg auf.
    Seiner Sinne nicht mehr mächtig, überschritt Werner die Kreislinie. Alle schrien auf und wollten ihn zurückdrängen. Aber da stieß er einen gellenden Schrei aus, riß sich mit überraschender Kraft los und rannte fort ins Moor. Niemand konnte ihn aufhalten, so unverhofft spurtete er los.
    „Er rennt ins Moor!" rief Elke Siversen überflüssigerweise. „Werner wird versinken!"
    Die anderen zwölf standen einige Augenblicke ratlos da. Dann lief der Gastwirt Hinnerk Ohm hinter Werner Schmidt her, und die übrigen folgten ihm. Ihre Rufe hallten über das Moor.
    Plötzlich ertönten schrille Vogelschreie. Alle schauten hoch, und vor dem dunklen, bewölkten Himmel sahen sie schwarze Vögel. Eine düstere Aura umgab diese Vögel. Sie kreisten über der Moorinsel und stießen grelle Schreie aus.
    „Das sind Boten des Unheils", rief der Gastwirt Hinnerk Ohm. „Was hat das zu bedeuten?" Außerhalb des Feuerscheins war es sehr dunkel. Obwohl die Sektenanhänger jeden Fußbreit Boden kannten, konnten sie sich nur schwer zurechtfinden. Das Gewitter mußte bald losbrechen.
    Am Rande des Moores blieben die Sektenanhänger stehen. Ratlos schauten sie übers finstere Moor, und über ihnen kreischten die Vögel, deren Geschrei plötzlich von dem schrillen, irren Gelächter eines Menschen übertönt wurde. Die dreizehn Menschen sahen eine dunkle Gestalt im Moor zwischen dem Röhricht und dem Riedgras. Es war Werner Schmidt, der nur etwa fünfzehn Meter von ihnen entfernt war. Er suhlte sich im Schlamm und schien völlig den Verstand verloren zu haben. „Hekate!" schrie er. „Hahaha, Hekate! Der Wind hat mich, in seinem Bauche getragen, die Sonne ist mein Vater, der Mond meine Mutter. Ich lache über Hekate."
    Das wahnsinnige Gelächter gellte übers Moor.
    „Wir müssen ihn herholen", sagte Elke Siversen. „Die Beschwörung ist ins Üble umgeschlagen und hat seinen Geist verwirrt, als er den Bannkreis verließ. Hekate muß helfen."
    „Ich gehe nicht da hinaus", sagte ein junger Mann. „Der Boden ist unsicher. Es wäre Selbstmord." „Hinnerk, bitte, du mußt es wagen!" flehte das Mädchen. „Ich habe ihn hergebracht. Wir sind für ihn verantwortlich."
    „Dem kann keiner mehr helfen", sagte der Gastwirt. „Er hat Hekate gelästert."
    „Dafür kann er nichts. Er ist unzurechnungsfähig. Die Zaubergöttin wird ihm verzeihen."
    Als keiner sich bereit erklärte, den Mann aus dem Moor zu holen, wollte Elke selber gehen. Aber als sie die ersten zwei Schritte gemacht hatte, sprang Werner Schmidt' auf und rannte weiter ins Moor hinein. Er verschwand in der Dunkelheit. Sein irres Gelächter verhallte.
    „Den sehen wir nicht wieder", sagte Hinnerk Ohm. „Wenn jemand gesehen hat, wie du mit ihm ins Moor gegangen bist, müssen wir uns etwas einfallen lassen."
    Elke weinte leise. In ihrem Leben hatte sich in der letzten Zeit viel geändert. Sie liebte Werner Schmidt nicht mehr so wie früher; trotzdem quälte es sie, daß er ein so schlimmes Ende genommen hatte - durch ihre Schuld.
    Alle waren davon überzeugt, daß Werner Schmidt im Moor versunken war. Sie kehrten langsam zum Versammlungsplatz zurück.

    Ein Blitz zuckte über den düsteren Himmel, dann krachte der Donner ohrenbetäubend. Das Gequake der Frösche verstummte. Der über und über mit Schlamm bedeckte Mann rannte durch das Moor. Mit nachtwandlerischer Sicherheit hatte er immer wieder festen Boden unter den Füßen. Der zweite Blitz zuckte, dann begann der Regen zu rauschen.
    Der Schmerz zerriß den Mann fast. Er fiel bäuchlings ins brackige Moorwasser, schluckte davon und hustete. Er spuckte und röchelte, schnappte nach Luft und schlug um sich. Schließlich versank er, aber er bekam es kaum richtig mit. Etwas Ungeheuerliches ging in seinem Innern vor.
    Er verwandelte sich. Er vergaß, daß er jemals ein Mensch gewesen war. Bestialische Instinkte beherrschten ihn. Dunkel erinnerte er sich an ein Feuer, an Menschen auf einer Insel, vor denen er geflüchtet war. Er knurrte tief.
    Die Zusammenhänge begriff er nicht mehr. Wut und Aggression trieben ihn voran. Er merkte, daß er sich im Sumpf und Schlamm fortbewegen konnte.
    Der Regen prasselte auf ihn hernieder, Blitze flammten auf, und der Donner krachte. Er kümmerte sich nicht um das Toben der Elemente, stieg wieder aus dem Sumpf und betrat den festen Boden der Moorinsel.
    Für Augenblicke blitzte es nicht,
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