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086 - Das grüne Phantom

086 - Das grüne Phantom

Titel: 086 - Das grüne Phantom
Autoren: Dämonenkiller
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Hinsehen erkannte Schmidt, daß es sich um einen Polynesier handelte, dessen Gesicht durch eine Narbentatauierung entstellt war. Er trug einen Pflock quer durch die Nasenscheidewand. Kräftige weiße Zähne blitzten, als er das Gesicht Zu einer dämonischen Grimasse verzog; Die Augen des Unheimlichen aber funkelten wie die eines Raubtiers.
    War das ein Trickeffekt, oder war es etwa kein Mensch, der über Werner Schmidt sich beugte? Dem Matrosen wurde unheimlich zumute. Ein Schauer überlief ihn.
    Der Tohunga sagte etwas, und zwei kräftige Männer mit großen Messern huschten herbei. Sie näherten sich dem Unheimlichen unter vielen Verbeugungen.
    Als er die Messer funkeln sah, bekam Schmidt Angst. Wollten diese Irren ihn etwa umbringen und irgendwelchen Göttern opfern? Würden sie ihn vielleicht sogar auffressen? Bei manchen Südseestämmen hatte es in früheren Zeiten Kannibalismus gegeben.
    Ein Mann setzte Schmidt das Messer an die Kehle. Der andere bohrte ihm die Messerspitze leicht über dem Herzen in die Brust.
    Schmidt schloß die Augen.
    „Iß!" sagte der Tohunga.
    Schmidt hätte nicht angeben können, in welcher Sprache er redete, aber er verstand den Befehl. Als er die Augen öffnete, hielt ihm der Narbengesichtige etwas Undefinierbares vor den Mund. Es roch nach Fisch.
    „Wenn du nicht ißt, lasse ich dir die Ohren und die Finger abschneiden. Wenn du dich dann immer noch weigerst, stirbst du."
    Schmidt öffnete den Mund und schluckte den Bissen hinunter, leichenblaß im Gesicht. Es war rohes Fischfleisch und schmeckte abscheulich. Der Narbengesichtige fütterte Schmidt, und die Todesangst brachte den Matrosen dazu, seinen Ekel zu überwinden.
    Alle möglichen Fischteile waren es, die der Tohunga ihm in den Mund stopfte: Kiemen, Luftblasen, Schuppen, Fischaugen, Flossen und Innereien. Schmidts Magen revoltierte, und der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. Aber jedesmal, wenn er zu würgen anfing, drückte ihm der kräftige Polynesier, der neben ihm kauerte, das Messer fester gegen die Kehle. So behielt er das scheußliche Zeug bei sich.
    Endlich war der letzte Bissen heruntergeschluckt. Der Narbengesichtige zwang Schmidt mit einem Würgegriff, den Mund zu öffnen. Mit spitzen Fingern griff er ihm in den Rachen. Schmidt stöhnte vor Schmerz, als der Tohunga sich in seiner Rachenhöhle zu schaffen machte. Es war, als drehte er dort etwas um.
    Als der Tohunga die Hand zurückzog und der Schmerz nachließ, konnte der Matrose die Bissen nicht mehr ausspeien.
    Der Narbengesichtige reckte die Arme gen Himmel empor und intonierte einen Sprechgesang. Schmidt konnte nichts verstehen, aber es überlief ihn erst eiskalt, dann wurde ihm glühend heiß.
    Der ekstatische Tanz und das Getrommel setzten wieder ein.
    Schmidts Körper verkrampfte sich. Sein Kopf lief rot an und schien platzen zu wollen. Der Matrose rang nach Luft.
    Der Unheimliche mit den Glutaugen ging zum nächsten Feuer. Er griff unter seinen bunten Federmantel, und als er die Hand wieder hervorzog, lag ein Pulver darauf. Der Tohunga hielt die Hand ins Feuer, ohne daß sie versengt wurde. Das Pulver aber begann zu rauchen und zu brennen. Dann kehrte der Tohunga zu Werner Schmidt zurück. Er hielt ihm eine Hand vors Gesicht, so daß er den Rauch einatmen mußte.
    Schmidt würgte und rang nach Luft. Sein Gesicht verzerrte sich noch mehr, und er sah bunte Nebel tanzen, aus denen ihn fratzenhafte Gesichter anstarrten. Das Trommeln und die triumphierenden Schreie der Tanzenden hörte er nicht mehr.
    Er fiel in einen schwarzen Abgrund. Furchtbare Alpträume plagten den Matrosen. Er lebte in einer Tiefseewelt, in die nie ein Strahl Sonnenlicht drang - als Fisch, als Krake und als scheußliches amorphes Ding. Er fraß und wurde gefressen. Es war furchtbar.
    Irgendwann dann fand sich der Matrose hinter einem Gebüsch in der Nähe des Hafens wieder. Er erhob sich mühsam und wankte zu seinem Schiff. Zwei Tage war er verschollen gewesen, erfuhr er. Der Kapitän hatte ihn schon bei der Hafenbehörde als vermißt gemeldet.
    Schmidt mochte nicht über das sprechen, was ihm widerfahren war. Er legte sich in seine Koje, schwitzte kalten Schweiß und starrte teilnahmslos zur Decke. Am späten Nachmittag lief das Schiff aus.
    In der Nacht begann Schmidt zu toben. Acht Männer konnten den Rasenden kaum bändigen. Der Kapitän ließ ihn auf seiner Koje festbinden. Gegen Morgen beruhigte sich Schmidt, den ganzen Tag dämmerte er wieder teilnahmslos und apathisch
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