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086 - Das grüne Phantom

086 - Das grüne Phantom

Titel: 086 - Das grüne Phantom
Autoren: Dämonenkiller
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und kein Donner krachte. Der Regen versiegte. Es war, als hielte die Natur den Atem an beim Anblick dieses Scheusals, das aus dem Moor gekommen war.
    Es war sehr groß und breit, hatte zwei Beine, zwei Arme, einen Kopf und einen Körper, der an eine menschliche Gestalt erinnerte. Das Ungeheuer war jedoch mit grünen Schuppen bedeckt, und das Gesicht war eine Teufelsfratze mit einem breiten Maul, Reißzähnen, einer Knollennase und spitzen Ohren. Am Hals hatte das Scheusal Kiemen, und aus den Wülsten über den Brauen wuchsen zwei nach hinten gedrehte Hörner.
    Das Scheusal tappte brüllend auf die Stelle zu, wo das Feuer brannte. Die Hekateanhänger waren dabei, ihre Sachen zusammenzuraffen. Sie wollten durchs Teufelsmoor nach Schössen zurückkehren. Alle trieften vor Nässe und sahen aus wie gebadete Katzen. Die schwarzen Vögel waren verschwunden.
    Ein Blitz fuhr in eine am Rande der Lichtung stehende Ulme und spaltete sie von der Krone bis zur Wurzel. Das Ungeheuer kam an dem brennenden Baum vorbei und steuerte auf die Hekateanhänger zu. Da alle auf die Stelle starrten, wo der Blitz eingeschlagen hatte, sahen sie das grünschuppige Scheusal gleichzeitig.
    Entsetzt schrien sie auf.
    Das Monster brüllte, warf die Arme hoch und stürzte sich auf die Gruppe. Es erschlug den alten Harms Jansen.
    Die anderen flüchteten schreiend.
    Das Ungeheuer aber holte sie ein und packte einen jungen Mann. Er wehrte sich verzweifelt, doch gegen die Kräfte des Ungeheuers hatte er keine Chance. Die Flüchtenden hörten seine Todesschreie und das Gebrüll des Monsters. Sie rannten, so schnell sie konnten. Keiner kümmerte sich um den andern. Jeder wollte nur die eigene Haut retten.
    Elke Siversen wurde von einem Mann ins Moor gestoßen, als er an ihr vorbeidrängte. Sie hatte Mühe, sich wieder herauszuziehen. Die andern hatten inzwischen einen Vorsprung, als sie endlich wieder auf dem Pfad stand. Ihr Herz hämmerte. Sie war voller Schlamm und schluchzte vor Entsetzen. Angstvoll schaute sie zurück.
    Der dichte Regenvorhang verhüllte das grünschuppige Scheusal. Die Todesschreie des unglücklichen jungen Mannes waren verstummt. Elke hörte nur das Gebrüll des Monsters, und sie zitterte am ganzen Körper.
    Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und stürzte hinter den anderen her. Atemlos und völlig erschöpft erreichte sie eine dreiviertel Stunde später das Dorf Schössen. Das grüne Ungeheuer hatte sie nicht verfolgt.
    Das Gewitter zog weiter, und der Donner grollte nur noch in der Ferne. Es regnete schwächer. Von den andern, die an dem Ritual auf der Moorinsel teilgenommen hatten, war keiner zu sehen.
    Elke ging nach Hause, wo sie sich reinigte und in einen tiefen Schlaf fiel. Sie hatte Alpträume und schrie derart, daß ihre Mutter ein paarmal ins Zimmer kam; sie konnte das Mädchen aber nicht wecken. Kopfschüttelnd deckte sie die dünne Decke über sie, die Elke runtergefegt hatte.
    Am Vormittag war Elke sehr bleich. Auf die Fragen ihrer Mutter, wo sie gewesen wäre, antwortete sie nicht.
    „Hinnerk Ohm war übrigens vor einer Stunde da und hat nach dir gefragt", sagte die Mutter, eine rundliche grauhaarige Frau mit einem Haarknoten im Nacken.
    Sie betrachtete Elke lauernd.
    Elke mochte Hinnerk Ohm, der ein Großmaul war, gerne Schulden machte und dem im Dorf Frauengeschichten und Schlimmeres nachgesagt wurden, an sich nicht.
    „Was wollte er?"
    „Das hat er nicht gesagt. Er hat nur nach dir gefragt. Du wirst dich doch nicht mit diesem Kerl abgeben, wo du Werner hast?"
    Die grauhaarige Frau war überrascht, daß Elke Tränen in die Augen schossen. Sie brachte keinen Bissen mehr herunter, trank nur noch den Kaffee, der wie Galle schmeckte, und verließ dann das kleine Haus.
    Elkes Vater arbeitete als Torfstecher und war draußen im Moor.
    Elke ging zum Lüneburger Krug, Hinnerk Ohms Gaststätte an der Hauptstraße. Im Hinterzimmer fand sie die Teilnehmer der Schwarzen Messe - außer Harms Jansen, dem jungen Mann und Werner Schmidt, die tot waren.
    „Ich bin heilfroh, daß dir nichts passiert ist, Elke", sagte Hinnerk Ohm. „Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht."
    „Aber heute nacht nicht", sagte Elke, die noch nicht vergessen hatte, daß ihr keiner geholfen hatte, als sie ins Moor gestürzt war. „Wegen Adam wäre ich fast im Moor versunken."
    Adam Raspers, ein kräftiger, stämmiger Mann, senkte schuldbewußt den Kopf. Nicht im Gesicht, aber in der Statur hatte er einige Ähnlichkeit mit Hinnerk
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