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0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe
Autoren: Jason Dark
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Ziegenhörner!
    ***
    Der Mann wirkte nicht lächerlich, trotz dieser Hörner, das war auf keinen Fall eine Karnevalsmaske.
    Bei ihm war es ein Zeichen, ein Stigma, ein Sigill, das seine doppelte Existenz untermauerte.
    Auf der einen Seite ein Mensch, vielleicht auch so etwas wie ein Engel, auf der anderen ein Dämon, ein Geschöpf der Hölle, eben durch die Hörner angedeutet, die einigen Menschen soviel sagten, denn wie oft war auch der Teufel mit derartigen Hörnern dargestellt worden, in Form eines Ziegenbocks.
    Dem Abbé stockte der Atem, und das war auch Josephiel aufgefallen. »Du bist überrascht?« fragte er.
    »Ja, das bin ich.«
    Mit beiden Händen strich das Wesen über seine Hörner. Bloch fand, daß diese Geste etwas Obszönes in sich barg, und sein Mund zeigte einen säuerlichen Ausdruck.
    Er schüttelte sich, aber er konnte den Blick nicht von diesem Zeichen nehmen.
    Auf der einen Seite mußte es für eine Gestalt wie Josephiel positiv sein, auf der anderen auch negativ, denn an diesen Hörnern war er sofort zu erkennen, falls er seinen Hut nicht trug. Das konnte nicht im Sinne des Erfinders sein. Etwas war da falsch gelaufen.
    Bloch hatte wieder Zeit gewonnen, um seinem Gegenüber eine neue Frage stellen zu können, und damit wollte er auch ein völlig neues Thema anschneiden.
    »Warum hat man dir die Hörner gegeben? Hat dir Hörner aufgesetzt, wie es bei den Menschen heißt?«
    Da hatte der Abbé genau die falsche Frage gestellt. Sie machte Josephiel wütend. »Nichts ist perfekt, auch bei uns nicht. Es ist ein Versehen gewesen, die Rache eines andern, aber sie stören mich nicht. Ich weiß, sie zu verbergen.«
    »Warum?«
    »Es ist mein Zeichen.«
    »Nein, es ist das des Teufels.«
    »Auch gut.«
    »Oder stammt es nicht von ihm?« höhnte der Abbé. »Hast du dich reinlegen lassen?«
    Josephiel stand auf.
    Bloch zuckte zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet. Er war einen Schritt zu weit gegangen, und er hätte diese Unperson nicht so direkt angehen sollen.
    Von oben her schaute Josephiel auf den Templer nieder. »Ich habe dir schon einmal gesagt, daß du bereits so gut wie tot bist. Noch kannst du sprechen und denken, aber ich sage dir eines: Das wird vorbei sein.«
    Bloch wußte, daß er dicht an der Schwelle zum Jenseits stand. Er riß sich unwahrscheinlich zusammen. Die Zeit hatte nicht mehr gereicht. John Sinclair und Suko würden nicht kommen, und so versuchte er, sich mit Argumenten zu verteidigen und dabei sein Ende noch hinauszuzögern. »Einen Moment noch. Ich bin dir ebenfalls eine Antwort schuldig.«
    Josephiel hatte die Hand bereits nach dem Kopf des Abbés ausgestreckt. Nun aber zog er sie wieder zurück. Er war sogar leicht irritiert. »Wie willst du dein Leben denn um Sekunden verlängern?«
    »Indem ich dir eine Antwort gebe.«
    »Auf welche Frage?«
    »Ich werde dir sagen und auch zeigen, wie ich von deiner Existenz erfahren habe.«
    Damit hatte Josephiel nicht gerechnet. Er war sogar erstaunt und schüttelte den Kopf. »Was willst du?«
    »Keine Sorge. Noch etwas Geduld.«
    Bloch wußte, daß er mit dem Feuer spielte. Es konnte ihn durchaus verbrennen, aber er mußte es einfach wagen. Es war für ihn wirklich die allerletzte Chance.
    Josephiel schaute zu. Er tat nichts, denn er war sich seiner Sache sicher.
    So griff der Abbé behutsam in seine rechte Tasche. Als seine Finger den Würfel berührten, da spürte er bereits die Vibrationen. Der Würfel des Heils hatte schon von allein reagiert. Das Böse war einfach zu dicht an ihn herangeraten.
    Blochs Gesicht blieb ausdruckslos, als er den wichtigen Gegenstand hervorholte. Die Luft in dem Abteil hatte sich verdichtet. Von irgendwoher erwischte ihn ein eisiger Hauch, der durchaus von Josephiel stammen konnte.
    Noch hatte der Mörder den Würfel nicht gesehen. Er zeigte nur eine gewisse Unruhe, für Bloch der Beweis, daß er etwas spüren mußte. Es gefiel ihm nicht, wie der Abbé reagierte, und seine Arme zuckten schon wieder nach vorn.
    In diesem Augenblick legte der Abbé den Würfel frei. Mit der Unterkante stand er auf seinen Schenkeln, die Hände umfaßten ihn leicht an den Seiten, und er flüsterte zugleich seinen Kommentar. »Darin habe ich dich gesehen, Josephiel…«
    ***
    Die beiden Männer waren Geschäftsreisende, die in London zu tun hatten. Sie waren bewußt mit dem Zug gefahren, um in der Nacht noch einige Akten durcharbeiten zu können. Geschlafen hatten sie nur wenig, dafür aber tief und fest. Mehrere Tassen
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