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0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe
Autoren: Jason Dark
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Der Fluß gurgelte, schmatzte und schäumte. Sie hatte bereits seine Höhe erreicht. In den Lücken zwischen den Baumstämmen sah sie das helle Schimmern der Oberfläche.
    Naomis Augen nahmen einen gewissen Glanz an. Der Körper kam ihr vor wie unter einer Hitzewelle stehend. Auch das Brennen in ihrem Schoß nahm zu. Sie war die Auserwählte! Tausend hätte es treffen können, aber sie hatte es erwischt. Damit mußte sie erst einmal zurechtkommen und auch mit der Tatsache, daß sie dicht vor dem Ziel stand.
    Auch die Uferregion war steinig. Hindernisse lagen im Weg, die sie umgehen mußte. Niemand war da und störte sie. Keiner beobachtete sie, ausgenommen die Gestirne, aber mit ihnen hatte sie längst ihren inneren Frieden geschlossen. Naomi empfand sie nicht als kalt und abweisend. Die Sterne und auch der Mond waren für sie so etwas wie gute Freunde, die sie auf ihrem Weg begleiteten.
    Nur noch wenige Schritte waren es bis zum Ufer.
    Naomi blieb stehen. Sie lächelte. Ihre Augen leuchteten. Sie hatte den Eindruck, als würden sich in ihren Pupillen die Reflexe des fließenden Wassers widerspiegeln. Der Fluß ergriff bereits jetzt mit seiner ganzen Kraft von ihr Besitz. Er strömte eine Faszination aus, die sie nachdenklich machte.
    Naomi ging wieder vor. Sie setzte ihre Schritte wie eine Tänzerin, die sich nach den Klängen einer leisen Musik bewegte. Die letzten großen Steine umrundete sie, und sie spürte auch die Kälte wie einen leichten Stoß.
    Sie war da, hatte das Ufer erreicht und hörte das Gurgeln und Rauschen des Wassers. Sie ließ sich direkt am Wasser nieder. So blieb sie sitzen und wartete.
    Auf einen Betrachter mußte sie wirken wie eine Frau, die träumte oder die sich verloren vorkam.
    Die an den Fluß gegangen war, um über ihr Leben nachzudenken, wobei sie in das Wasser starrte und darauf hoffte, daß sich Stationen ihres Lebens an der Oberfläche zeigten.
    Naomi war allein.
    Nur die Natur umgab sie. Das Wasser floß so herrlich klar, als wäre es soeben einer Quelle entsprungen und nicht aus den Bergen gekommen. Die Oberfläche glich einem Spiegel, in dem sich Naomi betrachtete, wobei ihr dort abgebildeter Körper ständig neue Figuren bildete, die sich später, wenn das Gewässer ruhiger war, wieder zu einem normalen Abbild formten.
    Sie wartete.
    Noch war er nicht gekommen, aber er würde sie nicht im Stich lassen, das wußte sie genau. Das Wasser schäumte vorbei. Es tanzte über steinige Hindernisse im Flußbett hinweg, dies allerdings mehr in der Mitte, an den Rändern und Ufern floß das Wasser ruhiger, da hinderte kein Schaum die Sicht bis zum Grund. Sie konnte ihn erkennen, obwohl es dunkel war. Blank gewaschen lagen die Steine im Wasser. Seit Urzeiten stemmten sie sich gegen diesen Fluß an, und Naomi hielt den Blick auch weiterhin gesenkt. Etwas verloren schaute sie ins Wasser, genoß die Kühle und zuckte nicht mehr zusammen, wenn sie von kalten Spritzern getroffen wurde.
    Der Fluß würde ihr die Botschaft bringen. Eine Botschaft, die lebte, die einfach mehr war als alles andere, was sie in ihrem bisherigen Leben mitgemacht hatte.
    Sie war erwählt und ausgesucht worden. Sie würde den Dämon und den Engel lieben. Ein Mensch, der sich einem Zwitterwesen aus Himmel und Hölle hingab, so hatten es ihre Träume vorgeschrieben, und sie dachte nicht über das Wie und über das Warum nach. Sie war auserwählt worden, und sie würde sich stellen.
    Ein Engel, ein Dämon. Beides zusammen bildete eine mächtige Gestalt. Er würde ein würdiger Vater für das sein, was die Zukunft brachte, und sie würde auch beneidet werden, wenn sie den anderen etwas erzählte. Aber das wollte sie so lange zurückhalten, bis man ihr Fragen stellte, und sie würde auch nicht den Namen des Vaters preisgeben, wobei sie nicht einmal wußte, ob dieses Wesen ihr seinen Namen überhaupt preisgeben würde. Alles hing in der Schwebe. Es gab nichts, wonach sich Naomi hätte richten können. Sie mußte abwarten. Sie für ihren Teil hatte ihre Pflicht getan, jetzt war die andere Seite an der Reihe.
    Sie wartete mit der Geduld einer Mutter, die ihren Kinder immer wieder verzieh. Der andere würde kommen, er mußte kommen. Es gab keine weitere Alternative.
    Der Fluß ließ sie warten. So klar und rein das Wasser auch war, es gab keine Auskunft. Es trieb ihretwegen nicht schneller durch das Flußbett, denn es hielt die alten Gesetze ein, die über Jahrtausende hinweg bestanden.
    Naomi wußte, daß er mit der Strömung
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