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0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe
Autoren: Jason Dark
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Lagers.
    Aus ihm drang auch seine Stimme hervor, als er Naomi einen Befehl gab. »Du bleibst, du bleibst im Geschäft.«
    Sie nickte, obwohl er es nicht sehen konnte. Oder doch? Sie kam mit ihm nicht mehr zurecht. Sie wußte nicht, ob sie ihn lieben oder fürchten sollte. Sie hatte etwas von seiner wahnsinnigen Kraft erlebt und schauderte im nachhinein noch immer.
    Plötzlich schrak sie zusammen.
    Es waren Geräusche zu hören, mit denen sie nicht zurechtkam. Aus dem Lagerraum drang ein schreckliches Klatschen und Stöhnen. Halblaute Schreie und Wehlaute mischten sich mit hinein.
    Sekunden später nur war der Spuk vorbei.
    Naomi stand da wie angenagelt. Den rechten Arm hatte sie erhoben und die Handfläche gegen ihre Lippen gepreßt, als wollte sie die Worte zurückhalten.
    Nur jetzt nichts denken, nur jetzt nichts tun. Einfach alles ihm überlassen, es ist seine Sache gewesen, es ist…
    »Naomi…«
    Wie zärtlich doch seine Stimme klingen konnte, selbst wenn sie aus dem Dunkel eines Anbaus drang.
    »Bitte…?«
    »Niemand wird unsere Kinder mehr beleidigen. Weder die ungeborenen noch die geborenen. Komm her…«
    Sie atmete tief durch. In ihrem Kopf brannte es. Ein leichter Schwindel hatte sie überfallen, und sie fürchtete sich auch vor einem schrecklichen Anblick, aber sie gehorchte.
    Als sie über die Schwelle trat, hatte sie den Eindruck, in eine völlige Leere zu tappen. Es war auch zu dunkel, um etwas erkennen zu können, deshalb schaltete sie das Licht ein.
    Sie erstarrte.
    Kaltes Wasser floß durch ihren Körper. Sie war plötzlich nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen.
    Was sie da sah, war einfach ungeheuerlich. Signora Rossi lag auf dem Boden. Sie rührte sich nicht mehr, sie war tot, und sie war auf eine schreckliche Art und Weise gestorben. Naomi wußte jetzt auch, was die dumpfen Geräusche zu bedeuten hatten, aber sie wollte nicht länger darüber nachdenken. Der kurze Blick auf den Kopf der Kauffrau hatte ihr gereicht.
    Naomi wandte sich ab. Sie ging wieder in den Laden, und Josephiel wiederholte seine Worte, bevor er ihr folgte. »Niemand wird unsere Kinder mehr beleidigen.«
    »Ja, ja…«
    Die Schwangere mußte sich an einem Regal abstützen. Darin war auch Josephiel neben ihr. Er umfaßte sie. Für einen Moment spürte sie seine Stärke wie im Sommer des vergangenen Jahres. Er drückte sie an sich. »Keine Sorge, ab heute werde ich mich um dich kümmern. Ich weiß, daß es bald soweit ist, und ich kann dir versichern, daß du unsere Kinder nicht in diesem Ort zur Welt bringen wirst. Ich werde dich woanders hinschaffen, wo du einen richtigen Schutz erhältst. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Ich vertraue dir.«
    Seine Lippen waren dicht an ihrem Ohr. »Du mußt mir auch vertrauen, kleine Naomi, denn ich bin der einzige, der es gut mit dir meint. Geh jetzt, ich werde hier noch ein wenig Ordnung schaffen, aber warte in der Nacht auf mich.«
    Er küßte sie. Seine Lippen waren kalt, aber auch weich und zärtlich.
    Naomi weinte. Sie hatte alles verstanden, trotzdem fühlte sie sich fremd. Josephiel mußte sie schon auf die Ladentür zuschieben und selbst öffnen, aus eigenem Antrieb hätte sie es kaum geschafft. Sie trat hinaus in die Kälte und den Schnee. Der Wind war noch schneidender geworden. Naomi zerrte ihr Kopftuch wieder über das Haar, zog die Handschuhe über und faßte das Netz fester.
    Sie machte sich auf den Rückweg.
    Sie hatte eingekauft, so wie es ihr gesagt worden war. Aber sie konnte noch immer nicht begreifen, daß es Signora Rossi nun nicht mehr gab. Wie eine zerstörte Puppe hatte sie in der Ecke gelegen und sich nicht mehr gerührt.
    Naomi schauderte…
    ***
    Die Dämmerung hatte sich über die Bergwelt gelegt, und mit ihr war auch der Abend gekommen.
    Dabei hatte sich nicht viel verändert, denn es war kaum dunkler geworden. Nur waren um diese Zeit noch weniger Menschen draußen anzutreffen. Eine Ausnahme bildete Naomis Onkel. Er würde erst in zwei Tagen wieder zurückkehren. Er war von einem Hubschrauber abgeholt worden, um an einer militärischen Winterübung in den Waadtländer Alpen teilzunehmen.
    Die Tante und sie waren allein.
    Die Ziege hatte geworfen. Drei kleine Zicklein waren auf die Welt gekommen. Während die Tante das erzählte, hatte sie immer auf Naomis Bauch geschaut. »Na ja, ich will es nicht vergleichen, aber bei dir müßte es auch bald soweit sein.«
    »Sicher.«
    »Wann? Spürst du schon was?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Über den
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