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0857 - Erbe der Aphilie

Titel: 0857 - Erbe der Aphilie
Autoren: Unbekannt
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bequemen Sessel nieder.
    Jentho Kanthall folgte ihm fast zögernd.
    Hamiller fiel auf, daß er sich nicht neben ihn setzte, sondern einige Sessel weit entfernt.
    „NATHAN, wir sind hier, um von dir zu hören", begann Payne Hamiller. „Es hat im Sektor Germyr Schwierigkeiten gegeben. Du brauchst Hilfe. Was können wir für dich tun?"
    Jentho Kanthall warf dem Wissenschaftler einen überraschten Blick zu. Der Mann sprach mit einer Selbstsicherheit, für die es angesichts der Eigenwilligkeit NATHANs we-nig Berechtigung zu geben schien. Schon in der nächsten Sekunde aber wandelte sich Kanthalls Überraschung in echtes Staunen, als nämlich die große Bildfläche an der Wand aufleuchtete, NATHANs Symbol erschien, und eine sorgfältig modulierte Stimme antwor-tete: „Ihre Diagnose ist in der Tat richtig. Bei der Fertigung der BASIS sind unvorhergesehene Schwierigkeiten aufgetreten. Ich benötige Hilfe. Ab sofort ist dem Terranischen Rat für Wissenschaften das Betreten des Sektors Germyr gestattet."
    Hamiller lächelte.
    „Der Terranische Rat für Wissenschaften will aber nicht, NATHAN! Verstehst du? Der Terranische Rat für Wissenschaften hat von deiner Eigenbrötelei und deiner Hochnäsigkeit die Nase voll! Der Terranische Rat für Wissenschaften ist ein Mensch, und als solcher betrachtet er elektronische, positronische, inpotronische und sogar hyperinpotronische Rechenanlagen als Diener des Menschen. Wenn du glaubst, dieser Rolle entwachsen zu sein, dann kann niemand dir helfen!"
    Jentho Kanthall war im Begriff, aus allen Wolken zu fallen. War der Mann verrückt?
    Hat-te er seinen Verstand verloren? Als Kanthall aber den Terranischen Rat für Wissenschaf-ten musterte und seinen unschuldigen, fast naiven Gesichtsausdruck sah, da begann er zu glauben, daß Payne Hamiller endlich die Taktik gefunden hatte, mit der man NATHAN beikommen konnte.
    „Es fehlt auf Ihrer Seite an dem nötigen Verständnis meiner Aufgabe", erklärte die würdevolle Stimme, deren die Hyperinpotronik sich bediente. „Sonst würden Sie nicht so sprechen."
    „Wessen Schuld ist das, NATHAN?" wies Hamiller den Vorwurf zurück. „Wer ist es, der so hartnäckig mit seinen Plänen hinter dem Berg hält?"
    „Ich bin der Sklave", antwortete NATHAN. „Ich handle im Sinne der Aufträge, die ich er-halte."
    „Wessen Sklave bist du?" fragte Hamiller mit einer Härte, die man an ihm nicht gewöhnt war. „Und wer ist es, der dir Aufträge erteilt, über die du uns keine Mitteilung machen kannst?"
    NATHAN sprach: „Ich bin der Sklave der terranischen Menschheit. Alles, was ich tue, dient dem Wohl der Menschheit."
    „Das war die Antwort auf die erste Hälfte meiner Frage", erklärte Hamiller. „Wie steht's mit der zweiten? Wer erteilt dir die Aufträge, über die du nicht reden darfst?"
    „Jemand, dessen ganzes Trachten ebenfalls auf das Wohlergehen der terranischen Menschheit ausgerichtet ist."
    „Wer ist das? ES?"
    „Die Frage ist ungerechtfertigt."
    „Dann geh zum Teufel!" schrie Payne Hamiller. „Laß dir von dem helfen, der dir Aufträge erteilt, über die du nicht sprechen darfst!"
    Ein paar Sekunden lang war es still. Dann meldete sich eine andere Stimme. Sie gehör-te ebenfalls NATHAN, aber sie hatte einen anderen Klang. Sie sprach eindringlich, fast beschwörend.
    „Sie sehen die Dinge aus einer falschen Perspektive, Payne Hamiller!"
    „So! Inwiefern tue ich das?"
    „Ich bin ein Rechner. Ich habe kein eigenes Interesse. Wenn mir keine Hilfe zuteil wird, dann habe nicht ich darunter zu leiden, sondern die Menschheit. Ich bitte um Hilfe nicht um meiner selbst willen, sondern zum Besten der Menschen."
    Plötzlich begann Payne Hamiller, der vor wenigen Augenblicken noch Symptome echten Zorns gezeigt hatte, zu lächeln.
    „So klingst du weitaus verständlicher, NATHAN", erkannte er an. „Unter diesen Umstän-den bin ich bereit, dir zu helfen. Aber alleine schaffe ich es nicht. Du mußt wenigstens noch einem weiteren den Zutritt gestatten."
    „Wer soll das sein?"
    „Augustus. Kennst du ihn?"
    „Er ist mir bekannt. Die Genehmigung ist erteilt."
    Da gab Payne Hamiller einen erleichterten Seufzer von sich und stand auf. Im selben Augenblick erlosch das Symbol auf der Bildfläche. Die Unterredung war beendet.
     
    *
     
    Auf dem Rückweg zum Kontrollraum schritten Hamiller und Kanthall schweigend neben-einander her. Plötzlich blieb Hamiller stehen.
    „Ich kenne Sie erst seit kurzer Zeit. Ich bin wesentlich junger und daher unerfahrener
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