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0852 - Der Klang der Hölle

0852 - Der Klang der Hölle

Titel: 0852 - Der Klang der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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Klang-Verstofflichung verbreiterte sich mit jedem Zoll, den er zurücklegte. Wie eine Glocke stülpte sich der Ton über die drei Wesen, schloss sie von der Außenwelt ab.
    Gefangen… in einem Klanggebilde, das jedem Ausbruch versuch standhielt.
    Noch immer angeschlagen, doch zufrieden, betrachtete der Praetor sein Werk. »Ich sagte doch, deine Waffe wird mich nicht besiegen. Doch noch habt ihr eine Gnadenfrist. Die Zeit drängt. Ich muss zu der manipulierten Wurzel, muss sie veröden, damit der neue Ursprung dieser Stadt seinen Einzug halten kann. Bald bin ich wieder bei euch. Genießt die letzten Momente eurer Existenz.«
    Ehe er verschwand, wechselte der Praetor einen Blick mit der dunkelhaarigen Frau, die hinter der Stele stand. »Du bleibst hier. Bald schon bin ich zurück.«
    Durch die beinahe transparente Kuppel hindurch, sah Zamorra, wie sich die riesenhafte Kreatur entfernte. Der Praetor schwankte, das war nicht zu übersehen. Merlins Stern hatte ihm stärker zugesetzt, als er es zugab. Noch gab es also Hoffnung, doch zunächst mussten sie aus dieser Klangglocke heraus.
    Schnell heraus… denn der Praetor wollte die Wurzel zerstören, und bei der Wurzel war Sabeth.
    Und Nicole…
    ***
    Aus dem Grollen kristallisierte sich ein ganz bestimmter Ton heraus.
    Ein tiefer, sauberer Bass-Klang, der ganz weit unten auf der Hertz-Skala angesiedelt war. Doch da schwang noch etwas anderes mit, etwas schier Böses. Nicole konnte nicht ahnen, was in der Zwischenzeit bei Zamorra und Artimus geschehen war. Doch wenn sich dieser Ton als das erweisen sollte, was Nicole in ihm vermutete - einen Angriff auf die Wurzelhöhle - dann konnte das nur bedeuten, dass die beiden Männer gescheitert waren, sich wahrscheinlich sogar in großer Gefahr befanden.
    Die Französin sah sich um. Sabeth konnte sie nicht fragen. Die Vampirin klammerte sich nach wie vor an die Wurzel. Sie würde die Höhle auf keinen Fall verlassen. Nicole schon, und zwar so rasch wie es nur möglich war, doch wie konnte sie das bewerkstelligen?
    Auf welchem Weg?
    Der Basston kam von Sekunde zu Sekunde näher. Der Weg durch den Schacht zur Oberfläche fiel damit ja wohl aus. Nicole hatte nicht vor, direkt in die Arme von… wem auch immer… zu laufen.
    Also brauchte sie einen zweiten Fluchtweg. Einen anderen Ausgang aus dieser Farbenpracht, gebildet aus einem unglaublichen Wurzelgeflecht. Ihre Blicke suchten die Höhle ab, die kein Ende zu besitzen schien. Jetzt einfach auf Geratewohl in irgendeine Richtung zu laufen, konnte auch kaum die selig machende Lösung sein.
    In den rollenden Bassklang mischte sich ganz plötzlich ein anderer Ton hinein. Ein glatter Laut, nicht unähnlich dem fließenden Wassers. Dann sah Nicole, was hier passieren würde, und ihre Nackenhaare stellten sich abrupt auf.
    Es fiel ihr kein wirklich passender Vergleich zu dem ein, was sich da aus dem Schacht in die Höhle ergoss. Eine Masse? Eine stoffliche, ja - fassbare Version eines Tones? Das war natürlich nur ihr Eindruck, eine These, doch sie glaubte, damit nicht falsch zu liegen.
    Nicoles Weltbild war schon so oft umgekrempelt, auf den Kopf gestellt und durchgeschüttelt worden, da kam es auf ein weiteres Mal nun nicht mehr an.
    Dennoch - wie konnte es so etwas überhaupt geben?
    Sie hütete sich, zu diesem Zeug Kontakt zu bekommen. Ein einziger Blick auf den Wurzelstrang, der am dichtesten bei dem Schachtausgang lag, zeigte ihr, wie richtig sie damit lag. Der Strang lag flach am Boden an. Seine untere Hälfte war bereits mit diesem Stoff bedeckt, der zähfließend seinen Weg in die Höhle suchte. Der Wurzelteil versuchte in wilden Zuckungen der Berührung zu entkommen, doch das gelang nicht. Dort wo sich dieses verrückte Zeug an die Wurzel heftete, dort löste sie sich auf wie unter Einfluss einer unglaublich intensiven Säure.
    Einer Säure, die für das Fleisch von Menschen sicher nicht minder zerstörerisch sein würde. Und für das von Vampiren…
    Nicole zwang sich zur Ruhe. Sie durfte sich jetzt nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Eines nach dem anderen. Rasch war sie bei Sabeth.
    »Sabeth, verdammt, konzentriere dich. Hör mir zu. Gibt es einen zweiten Ausgang aus dieser Höhle?«
    Die Asanbosam blickte Nicole aus glasigen Augen an. »Nein, den gibt es nicht.« Ihr Blick fiel auf die halb flüssige Masse, die nun bereits einen großen Teil des Höhlenbodens ausfüllte. Die Wurzelstränge hatten ihr nichts entgegenzusetzen - sie vergingen, entstofflichten.
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