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0847 - Duell der Mächtigen

0847 - Duell der Mächtigen

Titel: 0847 - Duell der Mächtigen
Autoren: W.K. Giesa
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hypnotisierte den Mann, der sich sichtbar langweilte, und ließ ihn die Eintragungen löschen und im Gästebuch unleserlich machen. Dann verließ er das Gebäude, verzichtete darauf, hier ein Taxi herbeizuwinken, und machte sich zu Fuß davon. Kaum war er um die Straßenecke, als Polizei und Krankenwagen mit Alarmlicht und Sirene anrückten.
    Mochten sie doch mit Don Jaime selig werden, wenn der nicht ebenfalls die Flucht ergriffen hatte.
    ***
    Merlin zeigte ein kühles Lächeln, als Lucifuge Rofocale im Bannkreis der Beschwörung auftauchte. Er tauchte nicht blitzschnell auf, sondern geradezu quälend langsam. So, als wehrte er sich mit aller Kraft gegen den Vorgang. Aber Merlin spürte, dass dem nicht so war. Lucifuge Rofocale war dem Höllenzwang ohne Gegenwehr gefolgt. Da war noch etwas anderes im Spiel.
    Entweder unterschied sich sein Sigill doch in einer Winzigkeit von dem des früheren Höllenherrn, oder es lag an der Örtlichkeit, die Merlin gewählt hatte.
    Gryfs Hütte war weißmagisch geschützt. Gut, der Beschwörungskreis befand sich nicht in der Hütte selbst, sondern draußen, etliche Meter entfernt. Aber vielleicht wirkte dennoch etwas von der Magie auf den Kreis und den Dämon ein…
    Schwefeldämpfe umwölkten ihn. Merlin war froh, dass er den Höllenzwang im Freien durchführte. Da verflog der widerwärtige Gestank rasch. In einem geschlossenen Raum hätte selbst Merlin sich übergeben müssen.
    Schließlich stand der Erzdämon vor ihm.
    »Was grinst du so frech?«, fuhr er Merlin an.
    »Ich lächele nur, denn ich bin freundlich gestimmt«, erwiderte der Zauberer. »Und du, mein Freund Lucifuge Rofocale, entsinne dich des Kapitels 43, Vers 1, des Jesaja: ›Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.‹«
    »Verschone mich mit Bibelsprüchen«, brüllte der Dämon. »Außerdem bin ich nicht dein Freund.«
    »Dein Vorgänger war dabei, es zu werden. Nimm dir ein Beispiel an seiner Weisheit.«
    »Mein Vorgänger ist tot. So viel zu seiner Weisheit, die ihn nicht retten konnte, diesen armseligen Narren. Und wenn du wirklich glaubst, was dieser Jesaja vor zwei Jahrtausenden sterblicher Zeit lallte, bist du ein noch armseligerer Narr. Ich war nie dein, ich bin es nicht und ich werde es sein.«
    »Und doch bist du meiner Bitte, mich aufzusuchen, gefolgt«, sagte Merlin.
    »Ich wollte es selbst, sonst wäre es dir niemals gelungen, mich hierher zu holen, kleiner Zauberlehrling.«
    Merlin zuckte nur mit den Schultern. Er hatte keine Lust, auf diesem Niveau zu diskutieren. Er wusste, dass er jetzt Macht über Lucifuge Rofocale besaß. Gegen seinen Willen konnte Satans Ministerpräsident den Zauberkreis nicht mehr verlassen und in die Hölle zurückkehren. Erst, wenn Merlin es ihm erlaubte, konnte er den Rückzug antreten.
    Das war mehr, als Lucifuge Rofocale umgekehrt jemals bei Merlin gelingen konnte. Denn der war einfach nicht zu beschwören und in einen Kreis zu bannen. Er hatte sich einer ganz anderen Magie verschrieben.
    »Was willst du von mir?«, fragte der Dämon nach einer Weile wütend. »Warum störst du mich?«
    »Wobei?« Merlin lachte leise. »Dabei, dem Schmerzgesang ewig brennender Seelen zu lauschen? Dabei, Ränke zu schmieden und Intrigen vorzubereiten? Dabei, die absolute, alleinige Macht über alle Erdwelten an dich zu reißen? Uber die Erde und all ihre Spiegelwelten, wie viele davon es auch geben mag?«
    Lucifuge Rofocale starrte ihn wütend an. »Was geht es dich an?«
    Merlin schüttelte den Kopf. »Du überschätzt deine Kraft und deine Möglichkeiten«, sagte er. »Du wirst daran nicht nur scheitern, sondern eine unglaubliche, unvorstellbare Katastrophe hervorrufen.«
    »Offenbar kannst du sie dir aber sehr gut vorstellen, sonst würdest du nicht solche kecke Rede führen.«
    »Nein«, sagte Merlin. »Es übersteigt sogar mein Vor stellungs vermögen. Ich kann einen Teil dieser Katastrophe erahnen, aber es wird alles viel schlimmer sein.«
    »Alberner Narr«, knurrte Lucifuge Rofocale. »Du weißt nicht, wovon du sprichst.«
    »Ich weiß es besser, als du denkst. Dein Plan ist zu groß für dich, er ist zu groß für jeden. Deshalb höre auf meine Warnung. Brich dein Vorhaben ab. Noch kannst du es, noch hast du genügend Zeit und Handlungsspielraum.«
    »Ich denke nicht mal daran.«
    »Höre auf mich, und du lebst länger.«
    »Schweig jetzt still!«, fuhr der Dämon ihn an. »Ich will mir dein dummes Geschwätz nicht länger anhören. Es reicht, dass
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